Gelsenkirchen. .
Sie sind noch immer „Heute hier, morgen dort“. Und das „Schon so lang“. Macht nichts, denn das Publikum hält den beiden Alt-Barden Konstantin Wecker und Hannes Wader seit Jahrzehnten die Treue. Jedem für sich, erst recht beiden zusammen. Und gemeinsam standen die beiden Liedermacher nun auf der Bühne der Emscher-Lippe-Halle mit ihrem gefeierten Programm „Kein Ende in Sicht“.
Zum Glück, denn die beiden Poeten und Protestler sind noch immer auf der Höhe der Zeit, können sanft, melancholisch und lyrisch sein, haben an politischem Kampfgeist aber nichts verloren. Ein bisschen milder geworden vielleicht, ein bisschen augenzwinkernder und ironischer.
Wader, 69 Jahre alt, und Wecker (63) spotten über ihr Veteranen-Image: „Das ist jetzt schon unser drittes gemeinsames Programm.“ Wecker korrigiert keck: „Unser viertes! Ja, ja, das Alter, du wirst vergesslich!“ Dazu passend der Song „Leben im Leben“ über die Senioren von heute.
"Ich habe dich geliebt, ich konnte es nur nicht so zeigen"
Zwei unterschiedliche Typen, zwei unterschiedliche Stimmlagen, eine gemeinsame Stimmung. Beide sind sie dunkel gekleidet, beide angegraut und kurzhaarig und geben sich kumpelig. Wecker: „Früher mochtest du mich nicht so.“ Wader: „Doch, ich habe dich geliebt, ich konnte es nur nicht so zeigen.“
Sie singen an diesem Abend gemeinsame Songs, tragen Texte des jeweils anderen vor, präsentieren eigene neue und alte Lieder, paaren altlinke politische Bissigkeit mit Spaß an Poesie und Melodie.
Begleitet werden sie von einem wunderbaren Trio aus Jo Barnikel am Klavier, dem Percussionisten Hakim Ludin und den Gitarristen Nils Tuxen, die manches gestandene Lied als fetzige Session zelebrieren. Wecker, der bayerische Urtyp, rockt munter mit, während Wader das kühle Nordlicht bleibt, das mit gerader Haltung vorm Mikro die Gitarre zupft. Und witzig mit dem Wiener „Fiakerlied“ überrascht. Wader gesteht, im Alter nicht mehr so oft von den Musen geküsst zu werden, in der Toskana sei es aber doch wieder passiert. Das Ergebnis: die CD „Wut und Zärtlichkeit“, auf der der Barde das Lächeln und den Busen seiner Kanzlerin besingt.
In Erinnerungen schwelgen
Das Publikum, es schwelgt in Erinnerungen, genießt die so vertrauten Stimmen, die neuen Songs rund um die Lust auf Leben, auf Liebe und auf Kampf gegen Ungerechtigkeit und soziale Kälte und summt so manches Lied leise mit. Schließlich fehlen auch die Wader-Klassiker wie „Gut wieder hier zu sein“ oder „Heute hier, morgen dort“ nicht.
Nach drei kurzweiligen Stunden gab’s noch jede Menge Zugaben, bis Wader und Wecker endgültig von der Bühne kamen.