Mülheim. Konstantin Wecker begeisterte sein Publikum in der Stadthalle Mülheim mit Balladen und politischen Texten.
Fast 62 Jahre ist er nun, wirkt altersheiter und ein wenig weise, aber vor allem musikalisch sehr souverän: Konstantin Wecker steht seit 40 Jahren auf der Bühne, doch wenn er „Sage Nein!” singt, diesen flammenden Appell an die Zivilcourage, kommt der alte Revoluzzer wieder durch. Energie hat er wie in seinen jungen Jahren, und erst nach fast drei Stunden auf der Bühne in der Stadthalle entließ ihn sein begeistertes Publikum, das am Samstagabend dreimal Zugaben forderte – und sie auch bekam.
Stehende Ovationen
Dazwischen lag eine Reise durch Weckers Schaffen – von frühen Stücken wie „Ich lebe immer am Strand”, oder „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist”, bis zu neueren Liedern wie „Vom Sinn”. Er las Gedichte, erzählte aus seinem Leben, spielte. Emotional, poetisch, ironisch, immer wieder auch politisch, aber oft mit einem Augenzwinkern. Ob die Lehman Brothers sich sein Stück „Genug ist nicht genug” zum Vorbild genommen hätten, kalauerte er etwa – und sang dann doch von Sehnsüchten, Liebe und Freiheit.
Mit seinem Publikum – das auch schon mal ein Stück allein zu Ende bringt – geht er locker um, ohne sich anzubiedern. Und als im Lied „Irgendwann” die Zeile mit dem Kokain kommt, da lachen sie alle wissend mit: Wecker geht mit den Schwächen seiner Vergangenheit offen um, spielt auch immer wieder darauf an.
„Ich war,” schmunzelte er, „früher in meinen Liedern immer klüger als ich”. Sehr unterhaltsam und musikalisch hochwertig ist das, was Wecker mit seinem kongenialen Partner Jo Barnikel an den Tasten (Wecker spielt Flügel) leistet. Nicht nur, als sie am Ende abwechselnd improvisieren, gibt es stehende Ovationen. Verdient, keine Frage.