Gelsenkirchen. .
Der Teleprompter hat den Ordner mit den Liedtexten ersetzt, sonst war Hannes Wader bei seinem Auftritt im Musiktheater im Revier (MiR) im positivsten Sinne so, wie er schon immer war. Und wie das Publikum ihn mag. Wader eben.
Bei Hannes Wader kann man sich auf einige Sachen verlassen. Zum Beispiel, dass er wie vor Jahr und Tag seine Konzerte mit dem Klassiker „Heute hier, morgen dort“ eröffnet. So auch bei seinem Auftritt im Musiktheater. Eines jedoch war neu, was man dem stets etwas dickköpfig, knorrig, im positiven Sinne altmodisch wirkenden Liedermacher nicht zugetraut hätte: Statt des Ordners mit den Liedtexten liegt mittlerweile ein Teleprompter auf dem Notenständer.
Wie sich Emschertainment-Chef Helmut Hasenkox erinnert, war Hannes Wader 1992 einer der ersten bekannten Künstler, die den Mut hatten, in der „noch jungfräulichen“ Kaue aufzutreten. Seitdem schaut der Liedermacher verlässlich alle zwei Jahre vorbei - mittlerweile dank großer Nachfrage im Musiktheater.
Ausgewogene Mischung
Sein aktuelles Tourneeprogramm ähnelt über weite Strecken der Liedfolge des letzten Gastspiels, präsentiert aber eine ausgewogene Mischung aus alten Hits („Schön ist das Alter“, „Mamita mia“) und neueren Werken, darunter auch bisher noch nicht auf CD vorliegende Kompositionen und Übertragungen wie seine deutsche Fassung des Chanson-Evergreens „Les feuilles mortes“ bzw. „Autumn leaves“.
Waders filigranes, dicht arrangiertes und teils atemberaubend flinkes Gitarrenspiel hat nichts von seiner Virtuosität verloren, und seine Stimme scheint wie ein guter Wein immer besser zu werden: Selten hat man ihn in den letzten Jahren so blendend disponiert gehört, brachte er sein sonores Timbre besser zur Geltung.
Keine Altersmilde
Von Altersmilde ist übrigens bei Hannes Wader nichts zu spüren, im Gegenteil: Zunehmend wird sein Vortrag wieder politischer, ob im Pete Seeger gewidmeten Block („Traum vom Fliegen“), ob mit dem immer noch an die Nieren gehenden (obschon fast 30 Jahre alten) Lied „Die Mine“ oder mit seiner neuen Textfassung von „Trotz alledem“, mit der Wader abschließend einen (ungewollten, weil schon vor ein paar Jahren entstandenen) Kommentar zur Finanzkrise abgibt: „Ein Sozialismus müsste her, mit neuem Schwung und alledem, doch wenn der wie der alte wär, würd’s wieder nichts, trotz alledem.“ Jubel und stehende Ovationen zeigen: Es gibt noch offene Ohren für politische Inhalte.