Gelsenkirchen. Das große Treffen der schwarzen Szene in Gelsenkirchen im Gelsenkirchener Amphitheater: Düsteres Wetter, düsteres Publikum - und Feierstimmung.

Erlaubt war wieder, was gefiel. Beim mittlerweile 4. Blackfield kamen erneut die unterschiedlichen Subkulturen der schwarzen Szene im Amphitheater zusammen und feierten zwei Tage lang die auftretenden Bands und sich selbst. Auch bei den Outfits bewiesen viele Besucher wieder eine Menge Kreativität und Fantasie und verwandelten das Gelände am Rhein-Herne-Kanal in einen Laufsteg des Obskuren und Skurillen. Die Headliner des zweitägigen Festivals waren die EBM-Popper "And One" am Samstag und die Mittelalter-Musikanten "Schandmaul" am Sonntag. Insgesamt 20 Acts gastierten am Kanal. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die Farbe Schwarz, die streng genommen gar keine Farbe ist, das Bild im Amphitheater bestimmte. Schwere Stiefel, Netzstrumpfhosen, bodenlange Ledermäntel, Korsagen, Barock-Kleider, Hosen mit Gurten und Ösen und Uniformen wurden kombiniert mit ausgefallenen Frisuren, mit Accessoires wie mit Nieten- Hals-und Armbändern und mit Make-up.

Und wer auch bei der Aftershowparty am Samstag im Anschluss an die Konzerte von seiner Schminke noch etwas haben wollte, tat gut daran, hin und wieder den Regenschirm aufzuspannen. Denn Petrus hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt. Und so heftete sich der Matsch vom Boden an die vielen bodenlangen Ledermäntel. Für Neon-Tupfer inmitten des ganzen Schwarz sorgten einige Cyber-Goths, die optisch die Rave- mit der Gothic-Szene mixen und mit Applikationen wie Schweißerbrillen, Gasmasken, farbigen Kontaktlinsen oder bunten Haarteilen hervorstachen. Bei einer Veranstaltung wie dem Blackfield liegt das Attribut „exzentrisch“ natürlich nahe.

Aber selbst der ausgeflippteste Besucher dürfte gegen "IAMX" noch blasser als ohnehin schon aussehen. Wie zwei androgyne Wahnsinnige agieren Chris Corner und seine Keyboarderin am Samstagabend auf der Bühne, schneiden mit großzügig geschminkten Gesichtern Grimassen, wälzen sich auf dem Boden, lassen sich von dem energiegeladenen Synthie-Pop, den sie produzieren, ekstatisch mitreißen. Mit vielen elektronischen Spielereien treiben sie ihr Publikum bis zu ihrem wohl kommerziellsten Erfolg „Kiss And Swallow“ und schließen mit der Hymne „President“. Mit Flammenwerfern und Funkenregen servieren im Anschluss "Diary Of Dreams" ihre düsteren Synthie-Pop-Rock-Klänge dem mittlerweile gut gefüllten Halbrund im Nordsternpark. Vor allem der Song „Menschfeind“ kommt beim Publikum gut an. Mit „Traumtänzer“ verabschiedet sich die Band mit einem Lied, das an die Musik von Witt und Heppner erinnert.

Den Schlusspunkt am Samstagabend setzen "And One". Die waren erst drei Wochen zuvor im Vorprogramm von Unheilig an gleicher Stelle aufgetreten. Beim Opener „Für“ wackelt Sänger Steve Naghavi im glänzenden Anthrazit-Anzug über die Bühne und streckt dem Publikum sein Hinterteil entgegen. Das flippt regelrecht aus, als die ersten Töne von „Time Killer“ ertönen. Die Masse tanzt. Ein paar Minuten später wird Steve Naghavi die schwarze Gemeinde wenig charmant fragen: „Seid ihr noch da, ihr Grufties?!“ Und sie sind noch da. Schließlich geht das Blackfield am nächsten Tag weiter.

Blackfield-Festival

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