Gelsenkirchen.

Umjubelter Tournee-Auftakt der Band Unheilig in Gelsenkirchen. Schon nach den ersten fünf Liedern hallte aus 6000 Kehlen „Oh wie ist das schön“ durch das Amphitheater. Die Nähe zum Publikum gehört zum Erfolgsrezept der Band.

„Sag’ ja zur Schattenwelt, in der das Dunkle sich erhebt“, heißt es in einem der Texte der Erfolgsband Unheilig - die Sonne über dem Rhein-Herne-Kanal war tatsächlich gerade erst untergegangen als Sänger „Der Graf“ am Samstag die Bühne des Amphitheaters erstürmte.

Und im Sturm eroberte er auch die Herzen seiner Fans. Schon nach den ersten fünf Liedern hallte aus 6000 Kehlen „Oh wie ist das schön“ durch das Amphitheater. Das Phänomen Unheilig war zum Auftakt der Freiluft-Tournee „Heimreise“ in Gelsenkirchen sicher angekommen.

Der Schattenwelt tatsächlich zugewandt scheinen allerdings die wenigstens der Konzertbesucher zu sein. Zumindest optisch lässt sich das Publikum nicht großartig von dem bei Peter Maffay- oder Pur-Konzerten unterscheiden. Das erwähnte Lied „Sag’ ja“ aus dem Jahr 2000 gehört genauso zur Vergangenheit der Band wie die schwarz lackierten Fingernägel und Vampir-Kontaktlinsen von Sänger „Der Graf“. Umso unheimlicher ist der rasante Aufstieg der Band. Fest steht, dass der Erfolg der Single „Geboren um zu leben“, sieben Platin- und drei goldene Schallplatten sowie unzählige Musikpreise Unheilig massenkompatibel gemacht haben.

Am Ende bleibt die Frage, ob die Band durch ihren überwältigenden Erfolg die Zielgruppe verändert haben oder ob das Publikum durch einen anderen Anspruch die Band verändert hat. Wie auch immer: Das Album „Große Freiheit“ ist gemessen am Kriterium „Dauer auf Platz Eins der Charts“ das erfolgreichste deutsche Album aller Zeiten! Und auch wenn Unheilig wie in Gelsenkirchen mit alten Stücken an ihren Wurzeln festhalten, sind es vor allem die Lieder des aktuellen Albums, die das Publikum zu den Konzerten lockt.

Drei Vorbands überbrücken die Zeit bis der Graf kommt

Im Amphitheater wird lautstark mitgesungen: „Unter deiner Flagge“, „Für immer“ und „Geboren um zu leben“ sind die Gassenhauer. Frontmann „Der Graf“, dessen bürgerlicher Name bis heute nicht offiziell bestätigt ist, ist das emotionale Zentrum des Abends. Er animiert zum Mitsingen und Mitklatschen, lässt die Besucher hinsetzen und aufspringen, während seine Musiker ein Statisten-Dasein im Abseits fristen. Die Nähe zum Publikum gehört zum Erfolgsrezept der Band. Bei Unheilig-Konzerten haben Kinder unter 10 Jahren nach Anmeldung freien Eintritt und es gibt einen Familienblock. Zudem engagiert sich „Der Graf“ mit dem von ihm geschaffenen Bündnis „Die Grafschaft“ für soziale Zwecke. In Gelsenkirchen wurde für die Aktion „Lichtblicke“ gesammelt.

Für 36 Euro kriegt das Publikum einiges geboten. Gleich drei Vorbands („Down Below“, „Das gezeichnete ich“ und die Berliner „And One“) überbrückten die Zeit bis zum Auftritt der Unheiligen. Auf Videoleinwänden gibt es zwischen den Stücken Szenen vom Meer oder vom „Grafen“ mit Koffer am Strand. Maritim ist der rote Faden der Tournee „Heimreise“. Mit der Kanalbühne hätte sich die Band zum Tour-Auftakt keinen besseren Ort aussuchen können. Am Ende von über zwei Konzertstunden und vielen Zugaben steht der Graf auf dem Bug eines überdimensionalen Schiffs und schwenkt die Unheilig-Flagge. Gute Heimreise!

Unheilig im Amphitheater

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