Gelsenkirchen. .

Sonderlich groß ist sie nicht, die Baustelle an der Grimberger Allee neben dem Bahnübergang. Und sonderlich schweres Gerät ist auch noch nicht im Einsatz. Aber die Enttäuschung bei den Gegnern des Brückenabrisses ist ziemlich groß – und die Folgen für sie wiegen umso schwerer.

Der Boden, auf dem die 14 Meter lange Brücke steht, ist in RVR-Besitz; den Brückenabriss koordiniert und bezahlt aber die RAG Montan Immobilien. Es ist die alte Brücke, über die man auf das WANIT-Gelände gelangte und die die Mitglieder des Fördervereins des Bahnwerkes Bismarck so gerne genutzt hätten.

Seit Schließung des alten Bahnbetriebswerkes Bismarck halten sie die Gebäude instand und hatten bis Freitag eine Vision dicht vor Augen. „Wir wollten eine kleine Nah-Touristik-Strecke aufbauen. Gäste vom alten Bahnwerk zum Hafen Grimberg fahren, sie dort auf ein Schiff steigen lassen, das sie in den Stadthafen Gelsenkirchen bringt. Von dort hätten wir sie wieder mit dem Zug abgeholt und zurück zum Bahnwerk gebracht“, erklärt Paul Lindemann vom Förderverein des alten Bahnwerkes.

Diese Idee ist nun erstmal hinfällig, denn die Brücke, über die der alte Zug hätte rollen sollen, ist in wenigen Tagen schon Geschichte. „Wir haben alles versucht, haben den Kontakt zu RAG und RVR gesucht, aber wir haben leider kein Gehör gefunden“, so Lindemann. Die RAG ist nur ausführendes Organ, bekam den Auftrag vom RVR. „Wir mussten hier handeln, da die Radfahrer auf der unter der Brücke herlaufenden Erzbahntrasse durch herabfallende Brückenteile gefährdet waren. Wir mussten der Verkehrssicherungspflicht nachkommen“, erklärt Stephan Conrad, Sprecher der RAG Montan Immobilien.

Bahnfreunde können den Abriss nicht verstehen

Das sehen die Bahnfreunde Bismarck ein, allerdings können sie den kompletten Abriss nicht verstehen. „Es handelt sich bei den porösen Stellen lediglich um eine dünne Schutzschicht Beton für die Trägerkonstruktion. Die zu sanieren, kostet wohl etwas weniger als 40 000 Euro. Der Brückenabriss aber ist weitaus teurer“, sagt Karl-Heinz Rotthoff von den Bahnfreunden, der lange Jahre als Architekt tätig war.

Nützen wird das nichts mehr, denn der Abriss ist bereits in vollem Gange. Die oberen Schichten sind abgetragen, die Erzbahntrasse soll schon in wenigen Tagen wieder gefahrlos zu befahren sein. „Wir hätten die Brücke gerne genutzt und hätten sie auch gepflegt. Unsere Nah-Touristik-Route wäre wohl für rund 400 000 Euro zu finanzieren gewesen. Jetzt geht das natürlich nicht mehr“, sagt Paul Lindemann.

Was geschieht mit Projekt "Rail World"?

Damit ist auch das lange Zeit im Raum stehende Projekt „Rail World“ einer Betreibergesellschaft aus Nürnberg vor eine weitere Hürde gestellt. Dort, im Frankenland, wollte man sich gegenüber der WAZ zum Thema nicht äußern, aber auch Rail World hätte für Ausfahrten die WANIT-Brücke benötigt, denn die vier geplanten Routen hätten alle am Bahnwerk Bismarck beginnen sollen.

Oliver Schäfer, Pressesprecher der Stadt, bestätigte die grundsätzlich positive Haltung der Verwaltung gegenüber den Projekten in Zusammenhang mit dem Bahnwerk. „Finanzieren können wir aufgrund der Finanzlage leider nichts, aber wir fungieren gerne als Moderator und Türenöffner, wenn Gespräche mit Investoren anstehen.“