Gelsenkirchen.
„Wir haben alle Unkenrufer, die in den Aktivitäten im Kulturhauptstadtjahr nur Strohfeuer sahen, widerlegt und in Gelsenkirchen gezeigt, dass das geht“, sagt der Leiter des Kulturreferats der Stadt, Volker Bandelow.
„Jetzt müssen wir die zahlreichen Impulse, die aus dem Hauptstadtjahr gekommen sind, aufnehmen und unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit verfestigen.“
Eine Reihe der stärksten Impulse in Gelsenkirchen kamen (ungeachtet zum Beispiel der lokale Kultur-Kräfte bündelnden und potenzierenden Local-Heroes-Woche) aus dem MärchenErzählFestival, das vor einer Woche mit dem Kinder-Märchen-Projekt „Der Schwalbenjunge“ des Ziegenmichelhofs zu Ende ging. 50 Tage lang hatte sich das von Hans-Joachim Siebel (Kulturhauptstadtbüro Gelsenkirchen) entwickelte und organisierte Festival ganz bewusst gegen den Eventcharakter von Großveranstaltungen gestellt, hatte stattdessen mit rund 150 oft international besetzten Einzelveranstaltungen an 33 unterschiedlichen Veranstaltungsorten in der Stadt Kultur im Wortsinn „unters Volk“ gebracht. 9000 Besucher kamen zu den Lese-, Erzähl- und Spielveranstaltungen; die 16 Aufführungen der „1. Gelsenkirchener Figurentheatertage“, die an die lange Tradition des Puppenspiels in der Stadt anknüpften, zogen weitere 1200 junge und alte Zuschauer an. Die Veranstaltungauslastung lag bei 85 Prozent. Die positiven Zahlen sprechen für sich. Wichtiger aber ist für Siebel noch, dass sich das Thema des um den Internationalen Märchenkongress gespannten Festivals, „Märchen als Brücke für Menschen und Kulturen“, nicht nur inhaltlich und auf Seiten der Mitwirkenden, sondern auch auf Besucherebene bestätigt hat – etwa in den zweisprachigen (deutsch-englisch, deutsch-türkisch) Programmen.
„Das Kulturreferat hatte vor dem Festival keine Möglichkeit, die Kapazitäten in der Stadt auszuschöpfen, heißt, all die Jugendeinrichtungen, Schulen, Kindergärten, Seniorenheime etc. anzusteuern und einzubinden. Dank Hans-Joachim Siebels Arbeit ist jetzt ein beispielhaftes Netzwerk entstanden“, sagt Bandelow.
Ein Netzwerk, das man künftig sinnvoll nutzen kann. Unter (auch kostensenkenden) Synergie-Aspekten, aber auch mit Blick auf kulturelle Bildung und Integration.
Besonders beeindruckt sind beide von dem einwöchigen Sprachförderprojekt „Sprachlos“, bei dem Erzählerinnen mittels Märchen Sprachkompetenz, Konzentrationsfähigkeit und interkulturelles Verständnis von Grund- und Hauptschülern erheblich verbesserten. Das an der Universität der Künste Berlin entwickelte Konzept wird inzwischen auch an der Ruhruni Bochum vorangetrieben.