Gelsenkirchen. . Weil ein 23-Jähriger aus Gelsenkirchen glaubte, hinter Gittern Geld für Wäsche und Taschengeld haben zu müssen, beging er zwei Überfälle in Marl - den zweiten davon an einem freien Samstag, als er sich im offenen Vollzug befand.

Man braucht Geld, um eine Haftstrafe anzutreten, das erfuhr man am Dienstag von einem Angeklagten aus Gelsenkirchen im Landgericht.

Der 23-Jährige traf die „Vorsorge“, wie er es nannte, auf seine Weise: Im Januar 2010 beschaffte er sich Geld für neue Wäsche und Taschengeld für die Zeit hinter Gittern, indem er eine Straftat beging. Bewaffnet mit einem Küchenmesser überfiel er eine Spielhalle in Marl und erbeutete 800 Euro. Einen Teil verlor er auf der Flucht. Es blieben 600 Euro.

Zweiter Überfall während des freien Tages

Die reichten offenbar nicht lange: Inzwischen in der Bielefelder Haftanstalt im offenen Vollzug, nutzte er einen freien Samstag im Juni 2010, reiste erneut nach Marl und überfiel dort, wieder mit einem Messer bewaffnet, einen Schlecker-Markt und flüchtete mit 938,51 Euro. „Pünktlich, nüchtern und korrekt“, meldete er sich um 18 Uhr zurück in der Haftanstalt, zitierte Richter Andreas Labentz aus den Aufzeichnungen.

Der 23-Jährige muss sich nun wegen schwerer räuberischer Erpressung vor Gericht verantworten. Er lebt bei den Eltern. Aus deren Küche stammte das Tat-Messer. Die Familie hatte sich wegen der Haftstrafe von ihm abgewendet, sagte er. „Ich bin das erste schwarze Schaaf.“

Bei 30 Grad mit Schal getarnt

Mit Sonnenbrille, weißer Kappe auf dem Kopf und Schal vor dem Gesicht, packte er die Spielhallenaufsicht von hinten, hielt ihr das Messer an den Bauch und forderte Geld.

Zigaretten legte er beim zweiten Überfall aufs Band der Schlecker-Filiale. Als die Mitarbeiterin kassieren wollte, forderte er: „Moment, da kommt noch was dazu“, erinnerte sich die Zeugin. „Dazu“ kam, dass er ihr das Messer vor den Hals hielt und in die Kasse griff. Einem Zeugen war er durch seine warme Kleidung bei 30 Grad aufgefallen.