Düsseldorf. Die NRW-Landesregierung will die Zahl der 80 000 Jugendlichen in schulischen Warteschleifen deutlich senken. Als erstes Bundesland organisiert NRW ab 2012 für alle Schulformen eine verbindliche Berufsorientierung in Schulen und Betrieben.

„Warteschleifen sind unnötige Geld- und Zeitverschwendung“, sagte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider im Interview. Derzeit fließen in NRW jährlich 640 Millionen Euro in Übergangssysteme für Jugendliche, die keine Lehrstelle oder keinen Studienplatz gefunden haben.

Künftig sollen Schüler ab dem 7. oder 8. Schuljahr mit individuell zugeschnittenen Praktika auf einen geeigneten Beruf vorbereitet werden. Schneider kritisierte, dass bisher aufgrund falscher Vorstellungen und Fähigkeiten 20 Prozent der Jugendlichen ihre Lehre und 30 Prozent ihr Studium abbrechen. „Das ist eine gesellschaftliche Vergeudung von Ressourcen.“ Statt Jugendliche ohne Lehrstelle in Warteschleifen zu schicken, regte Schneider auch vollzeitschulische Ausbildungen mit externer Kammerprüfung an. „Der Übergang von der Schule zum Beruf muss besser verzahnt werden, heute sind schulische Bildungsgänge in der Regel von der praktischen Berufswelt abgeschottet.“ Durch eine bessere Beratung und Förderung soll der Mangel behoben werden.

Dschungel soll sich lichten

Schneider kritisierte das unabgestimmte Nebeneinander von Förderprogrammen. „Diesen Dschungel müssen wir lichten.“ Bislang habe NRW mit viel Geld versucht, Jugendliche, die in den Brunnen gefallen seien, „mit schwerem Gerät und zahlreichen Spezialisten wieder nach oben zu holen. Mit wenig überzeugendem Erfolg“. Künftig soll es mehr praktische Lernanteile geben – schulisch und insbesondere in Betrieben.

Das Konzept sieht vor, dass in Klasse 8 die Kompetenzen der Schüler festgestellt werden und sich in „Schnupperpraktika“ eine erste Orientierung im Betrieb anschließt. In Klasse 9 gibt es Betriebspraxiskurse und in Klasse 10 ein Langzeitpraktikum mit Begleitung. Damit werde NRW den Übergang von der Schule in die Ausbildung konsequent organisieren, betonte Arbeitsminister Schneider.