Puppenspieler René Marik begeistert sein Publikum in Gelsenkirchen
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Gelsenkirchen. Puppenspieler René Marik war am Samstag zu Gast in Gelsenkirchen. Mit ihm ein ganzer Techniktross. Damit jeder Besucher das Programm “KasperPop“ genau verfolgen konnte, wurde es in der ausverkauften Emscher-Lippe-Halle auf einer Leinwand vergrößert.
Puppen-Star René Marik war in der Stadt. Er kam nicht allein. Sondern mit kleinem Techniktross, mit „Kamerakind“ Johann stets an seiner Seite, mit Prof. Inge (Günther) und mächtig Goldglitzer an den Tasten. Und mit seinem kleinen, großartigen Mikrokosmos.
Der wird durch ein bisschen Stoff, wenige Papp-Requisiten, begnadetes Timing, Mariks Hände und seine Stimme zu prallem, witzig-abgründigem Leben erweckt – für „KasperPop“, ein Programm, das Kasperletheater ganz alt aussehen lässt.
Schalke-Schmäh und BVB-Lob
Marik ist pünktlich. Um 20 Uhr zieht er schwarzverhüllt in die ausverkaufte Emscher-Lippe-Halle ein. Keine zehn Sekunden später erntet er die ersten fetten „Buuuuh“-Stürme – für Schalke-Schmäh und BVB-Lob. Der „Hasskasper“ hat gesprochen. Ein glupschäugiger Kerl, der im Laufe des Abends noch live und in Einspielern ein übers andere Mal das apokalyptisch Böse (oder Wahre) weckt – und ansonsten anderen Akteuren die minimalistische (Puppen)-Bühne überlässt.
Als da wären: Falkenhorst, ein ziemlich blasierter Frosch, der auch als Moderator, Vampir oder Mr. Spock durchgeht, geistig überlegen und doch meist auf der Verliererstraße. Dann E.T., dazu zwei ziemlich mundfaule Lappen, selbstverständlich Kalle, Großmaul mit Berliner Taxifahrer-Schnauze, und sicher der einzige Eisbär weltweit, der Knut das Wasser reichen kann (und dank Marik noch höchst lebendig wirkt). Auf jeden Fall ist er aber der einzige Flausch-Bär, der Intimpflege und den Untergang der Titanic in drei atemlosen Zugabe-Minuten zur finalen Freude vereint.
Cholerische Züge
Und dann ist da ja noch der eigentliche Star des Abends: der Maulwurfn. Fast blind, leicht debil, mit „nee, nee, neeee“, einem kapitalen Sprachfehler, oft dem richtigen Näschen für die komischen Situationen, cholerischen Zügen und ungestilltem Verlangen. Das gilt „de Barbe“. Barbie: Blond, langhaarig, stets stumm, auf immer unerreichbar. Ein Sehnsuchtswesen für den Maulwurf, gleichsam angehimmelt hoch oben auf dem „Rapante, Rapante“, ähh, Rapunzel-Turm und in fernen Welten.
Rene Marik
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Marik, der einstige Mathe-Student, vom Frosch eingeführt als Don Mercedes Moped, ist Puppenspieler (mit Diplom), Entertainer und Musiker in Personalunion. In knallenger Hose und mit angegeltem Haar versprüht er zwischendurch schillernde Luftblasen und Ironie zu eingängigen Songs. Bei wilden Soli und Wälz-Einlagen lässt er spüren, dass er er eine Punk-Musiker-Vergangenheit hat. Das ist gut, aber wirklich grandios ist Marik, wenn er hinter seinem schwarzen Bühnenvorhang verschwindet und die Puppen spielen und sprechen lässt.
Stecknadelkopf-groß
Was lernt man noch an so einem Abend? Dass Angebot und Nachfrage den Markt bestimmen. Mariks KasperPop ist große Kleinkunst für kleine Clubs. Tausende wollen das sehen. Und so bespielt Marik längst die großen Hallen. Da wirkt der Maulwurf aus der Ferne Stecknadelkopf-groß. Das Video im Bühnenhintergrund wird zur Wirklichkeit – und die Show irgendwie zum TV-Abend. Aber immerhin mit einem Klangteppich aus Live-Lachern.
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