Moers. .
Michael Hatzius gab die großkotzig daherkommende Echse, Gregor Wollny blödelte sinnfrei, aber dafür charmant, und Raymond Crowe aus Australien wurde beim Comedy Arts Festival in Moers zum diesjährigen Comedy-Preisträger gekürt.
Sie kennen sie, diese Typen, die sich betont langsam gaaaanz weit im Stuhl zurücklehnen, den Wohlstandsbauch präsentieren, die Beine übereinanderschlagen und dann – ganz selbstbewusst – anderen die Welt erklären. Und natürlich ihren Anteil am Lauf der Dinge. So eine Type ist „die Echse“. Schließlich hat sie mit Ari, also Aristoteles, vor 2000 Jahren das Theater erfunden, und mit Membranen aus dem Baumarkt die Zellteilung. Ja, dies ist der älteste Newcomer in der 34-jährigen Geschichte des Comedy Arts Festivals Moers. Und dieses großkotzige Wesen mit dem unmissverständlichen Befehlston hat das Publikum total verechst.
Michael Hatzius und sein wechselwarmer Teufelskerl sind eine weitere Sensation aus der Puppenschauspiel-Schule, aus der auch Rene Marik und sein sprachfehlernder Maulwurf kommen. Mit unbeirrbarer Präzision in Körpersprache und Duktus führt Hatzius seine Zigarre qualmende Handpuppe, die schließlich – der Gipfel – dem staunenden Publikum mit einem Drachen auf der Faust erklärt, wie Handpuppenspiel geht.
Comedy on Ice
Und das Publikum erklärte seine Hochachtung vor dieser Kunst mit stehendem Beifall. Und die NRZ mit dem Förderpreis, den diese Zeitung alljährlich vergibt. Dies war sicher einer der Höhepunkte des dreitägigen Open Air Gipfeltreffens des Humors, das heuer beinahe zu komödiantischen Winterspielen geriet: Comedy on Ice sozusagen. Auch drei Lagen Fleece halfen nicht recht gegen die Kälte. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Dazu gab es reichlich Gelegenheit für all jene, die es abseits des TV-Comedy-Mainstreams lustiger finden. Gregor Wollny etwa braucht dafür keine Worte. Er blödelt sich sinnfrei, aber charmant, durch misslungene Zaubertricks und verpatzte Jonglagen. Nils Heinrich, frisch gekürtes Schwarzes Schaf, verlässt sich dagegen komplett auf seinen Wortwitz. „iNtrmzzo“, die holländische A-cappella-Antwort auf „Basta“ groovte sich mit Hits von „Tick, Trick und Track Gibb“ sowie seltsamen Instrumenten wie Klobürste und Kaffeebecher-Bassdrum in die Ohren. „La Signora“ aus Oberhausen zeigte uns die erotische Seite des Ruhri-Humors. Raymond Crowe aus Australien, der – ganz Hüter der alten Variete-Künste – mit Frack und Fliege auf die Bühne kam, bauchredete einem Zuschauer eine Donald-Duck-Stimme und verzauberte durch wunderschönes Schattenspiel. Er wurde mit seinen traditionsbewussten, aber frisch aufgepeppten Späßen der diesjährige Moerser Comedy-Preisträger.
Den Gürtel bitte eng schnallen
All das hat traditionell beim Comedy Arts genauso Platz wie krachende Schenkelklopfer. Die servierten „Emmi und Willnowski“, das verhassteste Ehepaar unter der Sonne. Bei den Witzen und Zoten musste man sich zuweilen den Gürtel in die Knie schnallen, damit es nicht unter diese Linie ging. Aber wer dermaßen schlechte Witze so servieren kann, dass das nicht gerade anspruchslose Moerser Publikum johlt, hat sich wohl auch stehende Ovationen verdient.