Bochum/Witten. .
Wenn Erwachsene zwei Stunden lang dem Spiel der Handpuppen zuschauen, steht René Marik auf der Bühne. Beim Zeltfestival Ruhr begeisterte er die Zuschauer wieder mit einer unverwechselbaren Show.
Zwei Wochen waren vergangen. „Wasse. Wasse.“ Die asiatische Winkekatze wackelt unbeirrt mit der Pfote. Es ist ein elender Tod. Ein brauner, lebloser Körper liegt auf der Bühne. Licht aus. Applaus.
Es ist ein kleines Drama, was die Zuschauer am Donnerstag beim Zeltfestival Ruhr miterlebt haben und doch kommt man sich vor, wie in einer Komödie. Einer Nonsens-Posse mit dadaistischen Ansätzen. Maulwurfn, der Publikumsliebling von Puppenspieler Renè Marik ist tot. Mal wieder. Und steht doch gleich postwendend auf, um „Rapunte“ zu erobern.
Man kann nicht sagen, dass die zweistündige Show von Marik strukturiert ist oder gar einen roten Faden hat. Aber das erwartet auch niemand, der zu einem Auftritt des Wahl-Berliners kommt. Wirre Ansagen, Lieder, im Stile der großen Chansons von Edith Piaf, liebevolle, gar MTV-fähige Musikvideos à la Peter Gabriel und immer wieder seine Hauptdarsteller: die Puppen.
Platz für Spontaneität und Pannen
Marik bietet keine aalglatte Show wie die angesagten TV-Comedy-Stars. Es ist eine Show, die nicht von vorne bis hinten durchgeplant ist und Platz lässt für Spontaneität, Improvisation oder Pannen, die den Abend lustiger, unverwechselbar, ja gar einzigartig machen.
Aalglatt stünde dem Künstler aus Berlin nicht zu Gesicht. Vielmehr warten die Zuschauer und Fans auf ihre Handspielpuppen – wie einst wahrscheinlich im Kindergarten auf den Kasperl. Doch Zeiten ändern sich. Im Publikum sitzen erwachsene Männer und Frauen und aus dem komischen Held mit der roten Zipfelmütze ist der stets bedrohliche Hasskasperl geworden, der leicht nazistische aber auf jeden Fall gewaltbereite Züge hat – und bei Marik eher ein Sidekick ist.
In kleinen Episoden erzählt der Prix-Pantheon-Gewinner nicht nur die Geschichte des Hasskasperl. Auch Kalle, der Eisbär, macht Sprüche, die man seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hat. Herr Günther Falkenhorst, das verrückte Froschdouble von Kermit moderiert altklug, gebrauchte Putzlappen reden über Faschismus, Judentum und den 11. September und vor allem der tragisch-komische Held Maulfwurfn hat den Platz auf der spartanischen Bühne sicher.
Intergalaktische Begegnung mit Spok
Es ist der Maulwurf, der ein bisschen Struktur in den Abend bringt. Maulwurfn erlebt einen krassen Drogentrip, nachdem er an einem halluzinogenen Pilz genascht hat, hat eine intergalaktische Begegnung mit Spok, dem vulkanischen Frosch vom Raumschiff Enterprise und nicht zuletzt ist der kleine Erdwühler immer auf der Suche nach seiner großen Liebe.
Ob es eine unerfüllte Liebe bleibt oder der blinde Held irgendwann ein Happy End erlebt, sollte sich jeder selbst angucken. Es ist eine Kunst, das Publikum über zwei Stunden mit Handpuppen zu unterhalten. Eine Kunst, die Rene Marik verstanden hat, die er liebevoll und doch simple auf seine stilistisch eigene Art perfektioniert hat.
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