Gelsenkirchen.
Fällt das Musiktheater in ein Funkloch? Wird der Kaue und der Emscher-Lippe-Halle der Saft abgedreht?
Seit der Bund einen Teil der Frequenzbereiche, die bislang auch für Drahtlos-Funkmikrophone genutzt wurden, für 3,6 Milliarden Euro an neue Mobilfunkbetreiber versteigert hat, ebbt die veröffentlichte Aufregung nicht ab. Bis 2015 darf die bisherige Funktechnik noch eingesetzt werden, und dann? Sind dann 630 000 Mikros, Headsets etc., wie es heißt, reif für den Schrott? Hängt über den großen Häusern und Veranstaltern das Damoklesschwert nicht zu stemmender Neuinvestitionen? Droht kleinen Veranstaltern gar der Ruin?
Helmut Hasenkox, der Chef der Emschertainment GmbH, hält es eher mit Shakespeare: (relativ) viel Lärm um nichts. „Ich verfolge die Aufgeregtheiten mit großem Interesse und einigem Amüsement“, meint er, die ganze Diskussion sei „etwas hochgedreht“. Zum Beispiel die Kirchen, „die heulen jetzt auch auf. Dabei sind die 1000 Jahre ohne Funkmikrophon ausgekommen.“
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Aber mal im Ernst. „Für die Funkübertragung gab es ein Riesenfrequenzspektrum, doch der Markt ist nun mal enger geworden und es war vorherzusehen, dass man auf die Frequenzen zurückgreifen würde. Die Entscheidung kam nicht aus heiterem Himmel.“ Natürlich stehen Investitionen an, aber bei Emschertainment, die ja hauptsächlich Kabarett/Kleinkunst veranstalten, „sind ein, zwei Funkstrecken betroffen, die angepasst werden müssen, das bringt uns nicht um.“ Zur Not gibt es ja auch noch die „schöne alte Technik der Drahtmikros“, und überhaupt man muss erst einmal abwarten, wie die Industrie reagiert. Hasenkox ist jedenfalls sicher: „An der Umstellung wird kein Veranstalter zugrunde gehen, und kein Fan muss Angst haben, dass Shakira die Sprache weg bleibt.“
Gelassenheit auch am Musiktheater, das – Stichwort Headset-Einsatz bei Musicals – stärker betroffen wäre. Natürlich, sagt MiR-Sprecher Christoph Nagler, ist in den technischen Abteilungen über die Änderungen geredet worden. Mehr aber auch nicht. Was die möglichen Kosten betrifft: „Der Bund hat für die betroffenen Betreiber ja zunächst 62 Millionen Euro Hilfsgelder im Etat 2011 reserviert.“ Mal sehen, nach welchem Schlüssel die vergeben werden. Und vielleicht bleibt angesichts des Verkaufserlöses von 3,6 Milliarden ja noch genug in der Portokasse, um die Summe sogar etwas aufzustocken. „Wenn es dann 2015 wirklich so weit ist, haben wir immer noch mehrere Optionen. Es gibt zum Beispiel Zusatz-Kits von Sennheiser, mit denen man die Funkmikros umrüsten könnte.“
Kein Grund zur Panik.