Gelsenkirchen. . Weltliteratur über das Ruhrgebiet: Der französische Autor Michel Houellebecq lässt die Hauptfigur seines neuen Romans “Karte und Gebiet“ auch nach Gelsenkirchen reisen. Gewohnt scharfsinnig pointiert er dabei die Bedeutung der Industriekultur.
Wenn Michel Houellebecq ein neues Buch vorlegt, laufen auch hierzulande die Medien heiß. Gilt der vermeintliche „Skandalautor“ doch seit seinem Debüt „Ausweitung der Kampfzone“ als das enfant terrible der französischen Literaturszene.
Nun liegt sein neuer Roman „Karte und Gebiet“ in deutschsprachiger Übersetzung im DuMont-Verlag vor und von Skandal keine Spur. Stattdessen sind die Kritiker in fast überraschender Einigkeit voll des Lobes und sprechen von seinem womöglich besten Buch. Ist der einstige agent provocateur etwa altersmilde geworden?
Nein. Auch im neuen Roman über den Künstler Jed Martin seziert Houellebecq mit gnadenlosem Scharfsinn die irrsinnige Welt des modernen Menschen. In der Tat aber zeigt sich der Autor gereift und präsentiert seine bisher überzeugendste Gesamtkomposition.
"Museum für das erste Industriezeitalter"
Eine besondere Ehre wird Gelsenkirchen zuteil: Der Künstler reist am Ende des Romans in das Ruhrgebiet der Zukunft und stößt dabei auf eine Region im Wandel: „Von Duisburg bis Dortmund und von Bochum bis Gelsenkirchen waren die meisten ehemaligen Stahlwerke in Freizeitzentren verwandelt worden“. Houellebecqs Vision eines möglichen neuen „industriellen Tourismus“ pointiert dabei scharfsinnig die historische und kulturelle Bedeutung unserer Industrielandschaften: „Tatsächlich glich die ganze Gegend [...] einem Museum für das erste Industriezeitalter in Europa.“
Mit „Karte und Gebiet“ wurde Michel Houellebecq endlich mit der wichtigsten literarischen Auszeichnung Frankreichs, dem „Prix Concourt“, bedacht. Sein bisher bester Roman? Vielleicht ja. Auf jeden Fall setzt er Gelsenkirchen und dem Ruhrgebiet ein treffendes und eindrückliches Denkmal auf der Landkarte der Weltliteratur.