Gelsenkirchen.

Es wurde viel gemordet in Gelsenkirchen in diesen Tagen. Die Autoren Klaus-Peter Wolf und Chris Marten hinterließen bei ihren Lesungen eine wahre Blutspur.

Für Klaus-Peter Wolf schloss sich der Kreis bei seiner Lesung in der Aula des Grillo-Gymnasiums. Nach über 6000 Veranstaltungen kehrte er an den Ort zurück, wo er sein Abitur gemacht und in jungen Jahren seine allererste Lesung überhaupt gehalten hatte. Viele alte Freunde und Weggefährten fanden sich unter den Besuchern der Lesung, die aufgrund der großen Nachfrage von der Buchhandlung Junius in die Aula verlegt werden musste. Der frühere WAZ-Kulturredakteur Hans-Jörg Loskill würdigte das Gelsenkirchener Urgestein als einen „überragenden Geschichtenerzähler“.

Sein aktuelles Werk „Ostfriesensünde“ ist der vierte Band einer Reihe um die Kommissarin Ann Kathrin Klaasen, deren Biografie starke Parallelen zu der des Autors aufweist. Genau wie Wolf stammt auch Klaasen aus Gelsenkirchen, hat ebenfalls am Grillo Abitur gemacht und lebt nun in der ostfriesischen Stadt Norden. In ihrem vierten Fall jagt die Kommissarin einen Täter, der Frauen bei lebendigem Leib einmauert. Gleichzeitig ist sie aber auch dem Mörder ihres Vaters auf der Spur, der in Gelsenkirchen erschossen wurde. So kehrt die Kommissarin in ihre Heimatstadt zurück und muss sich dort einigen unangenehmen Wahrheiten stellen.

Im Anschluss an die Lesung stellte sich Wolf den Fragen des neugierigen Publikums. Besonders der Bezug des Autors zu seiner alten Heimatstadt interessierte die Zuhörer. Wolf betonte, dass er sich hier immer noch „zu Hause“ fühle und zeigte sich sichtlich bewegt.

Am Freitagabend lud dann Chris Marten in die Gelsenkirchener Stadtbibliothek. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich das Autorenduo Birgit Biehl und Herbert Knorr. Ihr Debüt „Hydra“ ist ein spannungsgeladener Thriller um eine Journalistin und einen Polizisten, die in das grausame Spiel eines kaltblütigen Serienmörders hineingezogen werden. Den Autoren geht es aber um mehr als nur Unterhaltung. Gekonnt verweben sie Hochspannung und Gesellschaftskritik. Laut Biehl gehe es um „die Folgen der globalisierten Wirtschaft für den Einzelnen“. Mit gespannter Konzentration lauschten die Zuhörer den Ausschnitten, etwa einer Tötungsszene, in der dem Leser keine noch so grausamen Details vorenthalten bleiben. Dafür hat das Autorenduo intensiv recherchiert und sich unter anderem von Medizinern beraten lassen. Zu den Schauplätzen des Thrillers gehören auch bekannte Orte des Ruhrgebiets wie die Essener Villa Hügel oder eine Berghalde, die Knorr zufolge bewusst gewählt wurden und eine symbolische Bedeutung haben.

Passend zum Jahr der Kulturhauptstadt zeigt sich, dass das Ruhrgebiet auch als literarischer Schauplatz atemberaubender Verbrechensaufklärung bestens geeignet ist. „Ostfriesensünde“ und „Hydra“ bieten für Freunde des Genres ein aufregendes Vergnügen mit viel Lokalkolorit.