Gelsenkirchen. Doris Gercke hat sich schon Fälle für TV-Kommissarin Bella Block ausgedacht. Jetzt scheibt sie für Ruhr.2010 einen Gelsenkirchen-Krimi und recherchiert vor Ort. Ihr Thema ist das Leben "der normalen Leute".

Ein Mord wird in Gelsenkirchen geschehen. In den nächsten Wochen. Über den Tatort und die näheren Umstände ist nichts bekannt, über die Täterin aber sehr wohl: Sie heißt Doris Gercke, ist nicht zuletzt wegen ihrer TV-erprobten Kommissarin Bella Block eine der bekanntesten Krimi-Autorinnen Deutschlands und wird nun auch in Gelsenkirchen literarisch aktiv. Am Mittwoch stellte sie im Bildungszentrum das Projekt vor.

Krimi für eine "Tatort Ruhr"-Anthologie

Und das hat - erraten - mit der Kulturhauptstadt zu tun. Anlässlich des Festivals „Mord am Hellweg - Tatort Ruhr” hat die Wahl-Hamburgerin (72) vom federführenden Westfälischen Literaturbüro in Unna einen höchst kriminellen Auftrag übernommen. Und zwar: einen in Gelsenkirchen spielenden 15-seitigen Kurzkrimi für eine „Tatort Ruhr”-Anthologie zu schreiben.

„Als diese Bitte an mich herangetragen wurde, habe ich sofort zugesagt”, berichtet Doris Gercke. Denn: Sie habe Freunde in Buer (u.a. die frühere PDS/Linke-Bezirksverordnete Marianne Konze), die sie zu deren 80. Geburtstag im vergangenen Jahr besucht habe. Und außerdem habe sie schon zwei-, dreimal in Gelsenkirchen gelesen. „Das ist aber schon sehr lange her.”

Recherche in Gelsenkirchen

Bei ihrer Stippvisite 2009 in Buer habe sie die „Riesenhalde”, sprich: die Rungenberghalde tief beeindruckt: „So etwas habe ich noch nicht gesehen.” Weitere Eindrücke kann die Autorin in diesen Tagen sammeln: Zur Recherche weilt sie seit Sonntag bis einschließlich heute, Donnerstag, in Gelsenkirchen.

Bei ihrer Ankunft sei sie am Bahnhof sofort in eine Schalker „Fan-Masse” geraten, erzählt Gercke. Bei ihrer sechsstündigen (!) Stadtrundfahrt lernte sie am Dienstag weitere markante Orte kennen: „Wenn Sie mich fragen, was ich konkret gesehen habe - das kriege ich nicht mehr alles zusammen.” Das Bahnwärterhäuschen von „Don Alfredo” in Beckhausen nennt sie ebenso spontan wie die Ückendorfer und Bochumer Straße. Und das Polizeipräsidium, wo sie mit dem Polizeipräsidenten und der Kripo gesprochen und sich nach nicht aufgeklärten Mordfällen erkundigt hat: „Ich wollte einen solchen Fall zur Grundlage meiner Geschichte machen. Das habe ich aber wieder verworfen.” Die zündende Idee für ihren Gelsenkirchener Kurzkrimi sei ihr beim Gespräch mit der Polizei trotzdem gekommen: „Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.”

Über eine Gelsenkirchener Begegnung berichtet sie dagegen gerne: „Mir hat hier jemand gesagt: Ihnen liegt das ,Derrick-Ambiente' ja nicht so.” Das sei richtig, denn in Villen spielten ihre Krimis nur ganz selten. „Das Leben der normale Leute ist mein Thema. Und da bin ich in Gelsenkirchen ja richtig.”

Vorstellung im Herbst

Bis April muss Doris Gercke ihre Story im Kasten haben, so die Vorgabe. Zu Gesicht und zu Gehör bekommen wird man den Kurzkrimi - der „Gelsenkirchen” im Titel haben muss - im Herbst beim Festival „Mord am Hellweg”. Ihren Beitrag wird Doris Gercke dann natürlich auch am Tatort, sprich: in Gelsenkirchen vorstellen - nach Möglichkeit in einer zur Geschichte passenden Umgebung.

Kulturdezernent Manfred Beck weiß schon jetzt todsicher, dass dieser Gelsenkirchen-Krimi Qualität haben wird: „Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Story sind.”