Gelsenkirchen. . Am Samstag lud der Hot House Jazz Club zum Mardi Gras Jazzfest ins Gelsenkirchener Hotel Maritim. Perlenketten gab es keine, dafür aber ein volles Programm, das das Publikum auch ohne Pappnasen, prähistorische Zoten und Schunkeln begeisterte.
Mardi Gras nennt der US-Südstaatler den Höhepunkt der Faschingszeit, der vor allem in New Orleans wie der Karneval in Rio zelebriert wird. Und ein bisschen südstaatliches Flair wehte am Samstagabend auch durch das Hotel Maritim.
Ja, man konnte fast glauben, man befindet sich nicht in der Feldmark sondern in einer Bar am Rande der Sümpfe Louisianas. Der schick livrierte Kellner astet tablettweise kühle Drinks durch den Saal, auf der Bühne geht es dafür umso heißer her. Michael Alt schmettert Ray Charles’ „Messin’ Around“ und lässt dabei die Finger über die Tasten seines Klaviers fliegen, dass es auch einem Jerry Lee Lewis schwindelig werden würde.
Ganz im Stil der großen Entertainer
Auf dem Programm des Müncheners stehen sowohl bekannte Klassiker („Hit The Road Jack“, „Puttin’ On The Ritz“ oder „Glory Hallelujah“ als auch eigene Kompositionen, die sich aber nahtlos in die Reihe der Standards einreihen: Hier ein bisschen Boogie Woogie, da ein bisschen Swing garniert mit einer Prise Blues und fertig ist der perfekte Konzertabend.
Auch Alts Mitmusiker brillierten. Drummer Thomas Gugger zauberte sowohl behänd Breaks und Fills aus dem Hut und begeisterte am Waschbrett, während Robert Klinger mit seinem Kontrabass zwar meistens das solide Groove-Fundament schuf, aber auch mit seinen Solo-Einlagen zu begeistern wusste.
Jazz im Maritim
Die Gäste waren begeistert
Da wunderte es nicht, dass der Funke schnell auf die über hundert Zuschauer in der Maritim-Bar übersprang. OK, die ruhigen Nummern nutze man meistens zum Plausch mit dem Nachbarn, aber kaum zog das Trio das Tempo mal an, war auch das Auditorium wieder voll und ganz bei der Sachen. Mitklatschen gehört sowieso zur Basisausstattung und auch die Sache mit dem Chorgesang („Hit The Road Jack“, „Hoo Poo Pah Doo“) klappt spätestens auf Aufforderung von der Bühne ganz prima. Und beim finalen Boogie-Stampfer hält es zwei grau melierte Herren nicht mehr in den Sesseln.
Ganz wie Louis Armstrong und King Oliver’s Jazzband
Weiter ging’s mit Rod Mason und seinen Hot Five. Im Gegensatz zu Alt und seinen Spielmännern hat sich der englische Trompeter ganz traditionellen Swing-Klängen verschrieben. Sein Sound klingt nach Louis Armstrong und King Oliver’s Jazzband.
Mason trompetet, singt und unterhält, ganz im Stile der großen Entertainer vergangener Zeiten, und auch seine Band weiß zu begeistern. Während Clive Fenton mit seiner mannshohen Tuba für den Rhythmus sorgt, bekommen Andy Leggett (Saxophon), John Mortimer (Posaune), Sean Moyses (Gitarre) und Fraser Gartshore (Piano) immer wieder ihr Solo. Als weit nach Mitternacht die letzte Note verklang war klar: Der Stadtgarten liegt doch irgendwie zumindest in der Nähe der Sümpfe Louisianas.