Die 20. Top-8-Gala stieg mit irrwitzigen Soli und einem Hauch Melancholie im Maritim-Hotel am Stadtgarten. Publikumsliebling und Posaunist Steve Yocum verabschiedet sich vom Gelsenkirchener Publikum. Er kehrt in die USA zurück
„Let the good times roll!” Dieses Motto prangte auf einem Transparent im Bühnenhintergrund und erwies sich als programmatisch für den Abend: Die 20. weihnachtliche „Top 8”-Gala im Maritim-Hotel am Stadtgarten brachte einmal mehr rund 250 Besucher im festlich geschmückten Saal zum Swingen.
Einer, der an diesem Abend auf der Bühne steht, war auch schon bei der ersten „Top 8"-Ausgabe 1990 dabei: Rod Mason, der prominente Bandleader, Trompeter und Sänger, stellt seine Kollegen vor. Pianist Fraser M. Gartshore stimmt einen ansteckenden Ragtime-Rhythmus an, nach und nach steigen alle anderen Musiker ein. Es folgen gleich zum Auftakt zwei alte Armstrong-Kracher, etwa der „Basin Street Blues”: Hier beweist Rod Mason, dass er das Satchmo-Timbre so gut drauf hat wie wenige.
Jeder der acht exzellenten Musiker aus Deutschland, Großbritannien und den USA bekommt seine Momente im Rampenlicht. Reimer von Essen und John Defferary bestreiten ein umjubeltes Klarinettenduett mit „Sobbing and crying” von Sidney Bechet, das dieser für seinen Schüler René Franc schrieb, von dem wiederum von Essen und Defferary es lernten – ein großes Jazzerbe in dritter Generation.
„Top 8"-Stammgäste wissen schon, was sie erwartet, wenn Rod Mason ruft: „It's banjo time!" Dann setzt Sean Moyses zu einem seiner sich zu irrwitziger Geschwindigkeit steigernden Soli an, nur begleitet vom nicht weniger virtuosen Fraser M. Gartshore am Piano. Den ganzen Abend über werfen sich die beiden in einer Art Doppel-Improvisation immer wieder traumwandlerisch sicher gegenseitig die musikalischen Bälle zu.
Bassist Benny Daniels und der junge Schlagzeuger Nils Conrad, der mit seinem großen Solo gewaltig abräumt, liefern ein grundsolides Fundament, auf dem sich die Solisten austoben können.
Dann ist da Steve Yocum: Der über lange Jahre zum absoluten Publikumsliebling avancierte Posaunist will bald in seine Heimat New Orleans zurückkehren und steht an diesem Abend wohl zum vorerst letzten Mal auf einer hiesigen Bühne im Maritim-Hotel. Ein wenig Melancholie scheint ihn zu umgeben, auch wenn er mit seinen Soli und seinen Gesangseinlagen die gala-Gäste wie üblich zu begeistern weiß.
Bis auf Klarinettist Reimer von Essen spielte diese „Top 8"-Besetzung schon im vergangenen Jahr zusammen.
„Das ist eine gewachsene Formation, die ich gar nicht groß verändern musste", erklärt Veranstalter Rolf Wagemann, dem – als Musikpromotor – längst der inoffizielle Titel „Jazz-Papst” verliehen wurde, zufrieden. „Diese Besetzung ist beliebt, das mögen die Leute.” Das bewies das Publikum mit lautstarkem Applaus, gerade auch für bekannte Nummern wie „Christmas time in New Orleans" oder „Corinna Corinna", die schon zu „Top 8"-Standards geworden sind.
Nächstes Jubiläum im März
Nach der 20. „Top 8”-Gala steht für Jazzpapst Rolf Wagemann im kommenden Jahr bereits das nächste Jubiläum an: Der Hot House Jazz Club im Maritim Hotel feiert am 6. März 2010 sein 20-jähriges Bestehen. Am 22. Januar spielt bereits die Boogie Connection im Haus, New Orleans of Mardi Gras steht am 6. Februar auf dem Programm. Weitere Infos zu Veranstaltungen gibt es unter www.jazz-rolf.de.