Gelsenkirchen. .

Es ist eine ungewöhnliche Ausstellung, die in die alte Villa des Kunstmuseums eingezogen ist. „Kunst trifft Nachhaltigkeit - Arte sustenibile uno“ ist ihr Titel und sie zeigt Arbeiten aller Disziplinen, die sich mit der Umwelt, in allen Verständnismöglichkeiten des Wortes, auseinandersetzen.

Schon beim Betreten des Hauses fällt der Blick auf eine großformatige Arbeit von Michael Thomas. Sie zeigt die Kuh Berta, genmanipuliert und mit sechs Zitzen, die einen jungen Bullen am Strick fort führen will. Beiden Tieren steht das Wasser bis zu den Knien. „Komm jetzt“, ist der eindeutige Titel. „Thema meiner Arbeit ist immer das Zeitgeschehen. Es ist eine Grundhaltung, die mich zu dieser Arbeit veranlasst“, so der Künstler aus dem Saarland, der in Buer beim Aufbau half.

Herausragend sind auch die Arbeiten von Silvia Stölting. Zu sehen sind sechs Algen-Bilder, die fantastisch wirken, beinahe märchenhaft, und Raum lassen für Interpretationen. „Die Künstlerin hat einen Gartenteich, in dem sie die Algen bewusst wachsen lässt. Dann erntet sie sie, färbt sie ein und gestaltet diese Arbeiten damit“, erklärt der Kurator Samuel Fleiner. 2004 kuratierte er die Schau „Kunst und Abfall“, wurde hierfür von der UN ausgezeichnet in der Dekade für nachhaltige Entwicklung. Ein Novum, das ihn veranlasste, am Ball zu bleiben. „Es gibt bei den Menschen ein großes Bedürfnis nach einer echten Aussage und nach Kunst, der man ansieht, dass die Künstler etwas können. Dem tragen die Museen zu wenig Rechnung.“

Schnittstellen, überall

Die echte Aussage verbindet alle Werke in der Ausstellung „Kunst trifft Nachhaltigkeit“. Auch wenn die Themen differieren, überall finden sich Schnittstellen, leiten Arbeiten gleich zu der nächsten über. So passt die Rattan-Harley aus Indonesien zum hölzernen Tandem, dessen Sitzflächen mit Hilfe von Champagnerflaschen-Korken ergonomisch gestaltet sind. Die drei Skulpturen von Odo Rumpf aus Köln, kleine, charmante Männer, deren wesentliche Attribute aus rostigem Draht und Stacheldraht geformt sind, korrespondieren mit den Skulpturen des Schweizers Christoph Hösli zwei Etagen höher. Hösli arbeitet seine Figuren aus Fragmenten explodierter Granaten, schafft aus dem, was Menschen tötet, neue Wesen.

„Es ist eine Ausstellung der anderen Art“, ist Museumsdirektorin Leane Schäfer froh, diese Wanderausstellung zeigen zu können. „Sie passt zu unserer Stadt“, erinnert sie daran, dass auch Gelsenkirchen von der UN in der Dekade für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet wurde.