Gelsenkirchen. .

Eine Ausstellung im Gelsenkirchener City-Center lässt eine Zeit wieder aufleben, in der die Stadt ein zentraler Stützpunkt war für die Ideen und Visionen des Joseph Beuys.

Groß war der Andrang im City-Center am Bahnhofsvorplatz. Neben kunstinteressierten Besuchern fanden auch viele Weggefährten von Joseph Beuys aus alten Tagen den Weg nach Gelsenkirchen. Am Mittwochabend tauchten sie noch einmal ein in eine Zeit, in der die Stadt ein zentraler Stützpunkt war für die Ideen und Visionen des Joseph Beuys, in der seine Schüler hier wirkten und und Bewegungen mit enormen kreativem und künstlerischem Potenzial entstanden.

„Im Spannungsfeld des Erweiterten Kunstbegriffs – Gelsenkirchener um Beuys“, so der Titel der Ausstellung und doch nur eine „Annäherung, um die Vielfalt des Materials zu strukturieren“, erläutert Jürgen Kramer, Beuys-Meisterschüler und Kurator der Ausstellung. „Nie zuvor hat es in dieser Stadt derartig gebrodelt und haben junge Leute die tiefe spirituelle Verfassung der Menschen zum Thema gemacht wie hier in den 70er und 80er Jahren.“ Wolfgang Lalakakis, dessen Stadtmarketing Gesellschaft die Ausstellung organisierte, sprach davon, „eine Ära wieder lebendig zu machen“.

Ist ein Begriff ausstellbar?

Im Vorfeld stellte man sich die Frage, ob ein Begriff überhaupt ausstellbar sei. Die Antwort fanden die Besucher in der unteren Etage und wer sich darauf einließ, wurde mit einer faszinierenden Zeitreise belohnt. Fotografien, Poster, Plakate, Zeitungsausschnitte und vieles mehr erzählten vom Wirken der Free International University (FIU), der Kunst AG Gelsenkirchen und der Fluxus Zone West Gelsenkirchen. Ergänzend waren auf der oberen Etage Werke von Künstlern wie Paul Sawitzki oder Lotte Würch-Bentfeld zu finden, die sich von der Ausstellung begeistert zeigte: „Viele Erinnerungen kommen wieder, auch an die wunderbaren Begegnungen die wir hatten, vor allem mit Beuys.“

Still wurde es, als Johannes Stüttgen ans Mikrofon trat und von seiner Zeit als Kunstlehrer am Grillo-Gymnasium berichtete. Der enge Beuys-Vertraute erzählte von der Herausforderung, 1971 mit seiner Arbeit in Gelsenkirchen „am Nullpunkt“ zu beginnen. Das Schulsystem sei das Problem gewesen und besonderen Wert habe er auf den „schlechten Schüler“ gelegt. Bei einer Kunst, die „unten an der Basis anfängt“, stünden „Freiheit und Selbstbestimmung“ im Vordergrund und mit einem Augenzwinkern, frei nach Beuys: „Auch die Unfähigkeit ist eine Fähigkeit.“

Nach der Eröffnungen bietet die Ausstellung in den kommenden Wochen ein vielseitiges Programm. So findet am 17.9 ein Konzert mit „15 Watt“ (Beginn 19 Uhr) statt und am 22.9 gibt es um 19 Uhr einen Vortrag von Johannes Stüttgen sowie Workshops mit ihm am 29.9 und 10.11. Am 21. und 22.9 fährt der „Omnibus für direkte Demokratie“ vor.