Gelsenkirchen. .

In einem Keller in Buer wurde die Leiche eines Mannes entdeckt. Der Tote hatte monatelang dort gelegen. Bei den Zwangsverwaltern der Immobilie hatte es schon mehrfach Beschwerden über den Verwesungsgeruch gegeben - doch nichts geschah.

Die Geschichte klingt fast zu bizarr, um wahr zu sein: Da nimmt im Dezember ein 36-Jähriger einen Bekannten bei sich in der Wohnung am Nordring in Buer auf. Eines Morgens findet er den 39-Jährigen leblos in einem Zimmer. Weil er nach eigenen Angaben schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, gerät der Mann in Panik und schafft die Leiche in den Keller. Dort bleibt sie liegen – monatelang.

„Das war natürlich ein ganz toller Start für uns“, sagt Peter Neumann, der neue Eigentümer der Immobilie, in einem Anflug von Galgenhumor. Seit vier Tagen ist das Wohn- und Geschäftshaus im Besitz der Stamm & Neumann Immobilien GmbH. „Und dann passiert direkt so was.“ Aufgefallen war Neumann und seinem Geschäftspartner Thomas Stamm der beißende Geruch im Haus schon vor drei Wochen bei einer Begehung der Immobilie. „Nur da konnten wir ja noch nichts machen, das Haus gehörte uns noch nicht.“

Sickergrube als Grund

Auch die Angestellten einer Firma, die im Erdgeschoss des Gebäudes ihre Büros hat, hatten sich schon mehrfach bei der alten Hausverwaltung – einer Zwangsverwaltung, da der frühere Eigentümer insolvent gegangen war – über den Geruch beschwert. „Aber die haben uns immer nur gesagt, dass die Sickergrube im Waschkeller nicht in Ordnung sei.“ Auf die Idee, selbst der Geruchsquelle nachzuspüren, seien sie nicht gekommen: „Wenn Hausmeister, Hausverwaltung und Handwerker sagen, dass der Gestank von der Sickergrube kommt, dann glauben wir das auch erstmal“, sagen die Angestellten.

Peter Neumann ärgert sich vor allem über seine Vorgänger, die ehemalige Hausverwaltung: „Es kann doch nicht sein, dass den Beschwerden wochen- oder monatelang nicht auf den Grund gegangen wird“, sagt er. „Wir haben dagegen sofort reagiert.“ Die Bewohner seien aufgefordert worden, die Kellerräume aufzuräumen, damit Müll und Unrat entsorgt werden könne. „Der Mieter des Kellers, in dem die Leiche gefunden wurde, hat uns auch seinen Raum aufschließen wollen.“ Nur habe er angeblich seinen Schlüssel bei seiner Mutter vergessen – eine Ausrede, denn: „Dann hat er sich ganz schnell mit einem Fahrrad aus dem Staub gemacht“, erinnert sich Neumann. Als kurz darauf ein andere junger Mann – „mit dem selben Fahrrad“, so Neumann – das Haus betrat und in die Wohnung des geflüchteten Mieters wollte, „haben wir ihn festgehalten und die Polizei gerufen.“ So fanden Eigentümer und Beamte dann auch den stark verwesten Leichnam im Keller.

Keine Hinweise auf Gewalteinwirkung

„Bislang gibt es keine Hinweise auf Gewalteinwirkung als Todesursache“, sagt Polizeisprecher Guido Hesse. „Momentan sieht es so aus, als ob eher der allgemeine körperliche Zustand des Mannes zum Tod geführt hat.“ Abtransportiert wurde die Leiche des 39-Jährigen von der Gerichtsmedizin.

Der 36-Jährige Mieter und Bekannte des Mannes hat sich inzwischen der Polizei gestellt. Er hätte Angst gehabt, für den Tod des Freundes verantwortlich gemacht zu werden, gab er gegenüber den Beamten zu Protokoll. Nach Rücksprache mit der Essener Staatsanwaltschaft wurde der Mann nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt.