Gelsenkirchen. Eine multimedial-bewegte Riesen-Skulptur in der Schalke-Kirche: Einen Vorgeschmack auf dieses ambitionierte Kunstprojekt gibt die Galerie Kabuth.
Die federleichten Installationen und kinetischen Skulpturen von Jens J. Meyer spielen mit Licht und Schatten, bewegen sich und den Betrachter ganz ohne Motor. Eine neue XXL-Arbeit des Künstlers, dessen Werke in der ganzen Welt zu sehen waren und sind, soll die von der Stiftung Schalker Markt belebte St. Josef-Kirche in Gelsenkirchen zum Magneten für Schalke-Fans und Kunstliebhaber aus aller Welt machen.
Einen Kunst-Bogen zwischen Buer und Musiktheater schlagen
Einen Vorgeschmack auf das Kunstprojekt mit dem Titel „Mach 04“, das als multimedial belebtes und bewegendes Raumschiff „Besucher in eine andere Welt führen“ soll, gibt eine neue Ausstellung mit dem Künstler in der Galerie Kabuth an der Wanner Straße 4. Unter anderem ist hier ein Modell der geplanten Installation für die Kirche zu sehen, das eine eindrucksvolle Idee der Wirkung im Raum gibt.
Meyer spannt Stoffsegel aus verschiedenen Materialien mit unterschiedlichsten Lichteffekten, je nach Lichteinfall und Position im Raum, in feine, federleichte Stahlrahmen. Wie viele Nuancen die Nicht-Farbe Weiß haben kann, davon zeugen die weißen Segel aus durchscheinender Baumwolle, Polyester und selbstreflektierenden Stoffen in seinen Objekten. Nur vereinzelt greift er zur Farbe, etwa bei seinen Quadraten, die in der Galerie an der Wand platziert sind, aber ebenso gut im Fenster stehen oder von der Decke schweben können. Seine „Clouds“ – vielgestaltige, im Raum schwebende und sich dank Luft und Wärme selbst bewegende Objekte – sind jedoch durchgängig mit weißen Segeln bespannt.
Jens J. Meyers Werke sind in aller Welt zu sehen
Das ist kein Zufall: Meyer sieht sich selbst in der Tradition der (dank Günter Uecker auch in Gelsenkirchen verwurzelten) Künstlergruppe „Zero“, die auf Monochromität (Einfarbigkeit) setzte. Meyers „Lichtkeil“, eine große Installation am Aufgang der kinetischen Abteilung, ist seit 1999 im Kunstmuseum an der Horster Straße zu sehen. Als junger Mann bereits bekam der in Hamburg aufgewachsene Meyer, der lange Zeit am Mechtenberg sein Atelier führte, den Förderpreis der Stadt Gelsenkirchen.
Mittlerweile waren und sind seine Arbeiten nicht nur in der ganzen Republik, sondern in der ganzen Welt zu sehen. Auf Biennalen zwischen Havanna und Buenos Aires, im öffentlichen Raum in Essen, Hamburg und Ontario/Kanada sowie in Kirchen. Galeristin Jutta Kabuth hat den Künstler bereits zum zweiten Mal in ihre Räume eingeladen und die Kombination seiner Kunst mit dem Kirchenraum von St. Josef angeregt.
Bodo Menze vom Vorstand der Stiftung Schalker Markt war von dem Projekt schnell begeistert. Stand für Jutta Kabuth die Idee, das Kunstmuseum in Buer, die St. Josef-Kirche als Kunstkirche und das Musiktheater über eine Kunst-Achse zu verbinden und damit einen Kunst-Bogen durch die Stadt zu schlagen, so war der Ausblick auf eine Aufwertung des Schalker Kirchenraumes durch ein dauerhaft installiertes, hochwertiges Kunst-Objekt der Ansporn für Menze. „Das könnte einen Bilbao-Effekt auslösen. Als unser Team vor 30 Jahren erstmal in Bilbao spielte, war Bilbao ein Drecksloch. Heute ist es dank der Aufwertung durch das Guggenheim-Museum eine attraktive Stadt“, so Menze. Seine Idee für die Projektion auf die weißen Segel des Kunstwerks: Ein Film der Schalker Meisterschaft 1958.
Gelsenkirchener Projekt braucht noch Sponsoren
Tatsächlich steht das Projekt unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin Karin Welge. Bei der Realisierung des Projektes, das etwa 180.000 Euro für die Realisierung inklusive multimedialer Begleitung benötigen würde, bedarf es allerdings noch einiger Unterstützung. Wer einen Beitrag zur Umsetzung leisten möchte, kann das mit einer (von der Steuer absetzbaren) Spende auf das Konto der Stiftung Schalker Markt bei der Volksbank Ruhr-Mitte (IBAN DE76 4226 0001 0116 3354 00) tun.
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Spirituelle Räume zu bespielen, sie radikal zu dynamisieren, ist für Meyer kein Neuland; im Gegenteil. Im italienischen Como belebte er eine Kirche, im chinesischen Chengdu einen „Tempel der Inspiration“. Und in Bochum half er bereits beim Wandel der profanierten König-Christus-Kirche zu einer Kunstkirche, in der bis heute seine Arbeit „Dem Licht entgegen“ den Kirchenraum schmückt.
Die Ausstellung in der Galerie Kabuth, die bis zum Ende der Sommerferien zu sehen ist, wird am Freitag, 7. Juni, um 19.30 Uhr an der Wanner Straße 4 eröffnet.