Altstadt. Die neue Ausstellung in der Gelsenkirchener Galerie Jutta Kabuth zeigt Arbeiten von sechs Künstlern, die sich der kinematischen Kunst widmen.
Auf den ersten Blick sind auf der Leinwand ein paar schwarze Linien in unterschiedlicher Stärke abgebildet, die seitlich leicht versetzt zueinander stehen. Wer aber längere Zeit darauf schaut, für den scheinen sich diese Striche plötzlich wie von Geisterhand in Bewegung zu setzen. „Op-Art“ nennt sich diese Kunstform, bei der optische Effekte erzeugt werden, die den Betrachter verblüfft oder irritiert zurücklassen. Das Bild „Weißes Feld“ des im Jahr 2006 verstorbenen Künstlers Axel Dick ist nur eines von zwölf Kunstwerken, die ab dem heutigen Freitag in der Galerie Jutta Kabuth bei der neuen Ausstellung „Konkrete und kinetische Kunst“ zu sehen sein werden.
Corona-Pandemie macht’s möglich: Gleich zwei Eröffnungstermine
Die Corona-Pandemie verändert alles: Normalerweise belässt es die Galeristin bei ihren Ausstellungen immer bei einem Eröffnungstermin. Aufgrund der Hygieneschutzverordnung und des eingeschränkten Platzes dürfen derzeit aber nur maximal sieben Besucher gleichzeitig in die Galerie hinein. „Deshalb gibt es am Montag, 21. September, eine zweite Eröffnung“, sagt Kabuth. Die Ausstellung läuft bis 13. November.
Zu sehen gibt es dann jeweils ab 19.30 Uhr sowohl zeitgenössische Kunst als auch etablierte Positionen aus den 70er und 80er Jahren. Zu letzterer Kategorie gehört etwa der Leuchtkasten von Werner Bauer sowie eine Spiegelinstallation von Christian Megert.
Echte Hingucker sind die beiden Nadelreliefs von Heiner Szamida, der bis heute in der Künstlersiedlung Halfmannshof in Ückendorf lebt und arbeitet. Der Künstler hat in einer mühevollen Kleinstarbeit Tausende Nägel aneinandergeklebt und nebeneinander arrangiert. In dem Moment, wenn Licht darauf fällt, entstehen ganz eigene Muster. Und diese ändern ihre Form- und Farbgebung, wenn der Betrachter seinen Standort vor dem Kunstwerk auch nur leicht verändert.
Künstler Jens J. Meyer arbeitet bevorzugt mit Tuch
Bemerkenswert sind auch die Arbeiten von Jens J. Meyer, der bevorzugt mit Tuch arbeitet. Seine Wandobjekte „Orbit G“ und „Hexagon Cube G“ sind für seine Verhältnisse relativ kleinformatig. Denn normalerweise sind die Kunstwerke, die sowohl im Freien als auch in Räumen zu finden sind, von raumfüllender Größe.
Spannende Arbeiten sind auch von Robert Kessler zu erwerben. Dazu gehört die Installation „Trust“, die von ihrer Form an eine Muschel erinnert, die sich regelmäßig öffnet und schließt. Diese Bewegung wird über einen Elektromotor gesteuert. Noch spektakulärer sind aber die beiden Neonlichtspiralen, die sich gegenläufig umeinander aufwickeln und die zu den Blickfängen dieser Ausstellung gehören.
Galeristin Kabuth hofft auf zahlreiche Kaufinteressenten. Die Corona-Zwangspause habe ihr aus wirtschaftlicher Sicht übrigens keinerlei Nachteile beschert. Im Gegenteil: „Ich habe in dieser Zeit gut verkauft.“ Diejenigen, die Kunst auch als Investment begreifen, hätten in den unsicheren Pandemie-Zeiten eine Flucht in Richtung Sachwerte ergriffen. Und wer mit Blick auf das Virus viel Zeit zu Hause verbringen muss, der will es sich dort auch schön machen – und kauft Kunst.
Dennoch vermisst Kabuth die übliche Form der Vernissage: „Das waren immer sehr schöne Abende mit zahlreichen Gästen.“ Jetzt müssen alle mit der abgespeckten Form klarkommen.