Gelsenkirchen/Duisburg. Pflegechefs aus Duisburg, Gelsenkirchen und dem Ruhrgebiet sind wütend. Warum sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum Rücktritt auffordern.

Die Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird immer lauter und deutlicher, nachdem der Politiker trotz einer bevorstehenden Mangellage in der Pflege eine Reform noch in dieser Legislaturperiode ausgeschlossen hatte. „Die Reform muss jetzt kommen, denn die Lage für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige wird sich immer mehr verschlechtern“, sagte etwa die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, am Dienstag. Die Gewerkschaft Verdi forderte, eine Lösung dürfe nicht weiter aufgeschoben werden. Lauterbach hingegen hatte deutlich gemacht, dass er wegen Differenzen in der Koalition keine Chance für eine Reform in dieser Wahlperiode sieht - trotz eines zuletzt „explosionsartigen“ Anstiegs der Zahl der Pflegebedürftigen.

Nach Angaben des Deutschen Pflegerats (DPR) steuert Deutschland auf einen drastischen Mangel an Pflegekräften in den nächsten Jahren zu. Die Zahl der fehlenden Pflegerinnen und Pfleger werde sich demnach bis 2034 voraussichtlich auf 500.000 erhöhen.

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Jetzt meldet sich auch der Verband „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ mit sehr deutlichen Forderungen zu Wort und legt dem Minister nahe, von seinem Amt zurückzutreten. Von „Vollversagen der Politik und des für die Pflege zuständigen Ministers“, spricht etwa Ulrich Christofczik, Geschäftsführer der Evangelischen Dienste Duisburg, und fügt hinzu: „Ich fordere den Minister auf, dafür die politische Verantwortung zu übernehmen und zurückzutreten.“

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Die Ruhrgebietskonferenz Pflege fordert schon seit langer Zeit eine grundlegende Reform des Pflegesystems. „Es ist wenig glaubwürdig, dass im Gesundheitsministerium diese aktuelle Entwicklung niemand vorhergesehen hat. Es macht den Eindruck, dass das ‚Tal der Ahnungslosen‘ neuerdings in Berlin-Mitte liegt. Anscheinend nimmt der Minister vorhandenes Wissen aus seinem Ministerium nicht ernst“, zeigt sich der Gelsenkirchener Roland Weigel, Koordinator der Arbeitgeberinitiative, fassungslos.

Den Ärger über Lauterbach bringt Christofczik abschließend nochmal auf den Punkt: „Das Hinauszögern von dringend notwendigen Reformen steigert die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung und spielt populistischen Strömungen in die Karten. Wenn aktuell verantwortliche Politiker nicht den Willen oder die Durchsetzungskraft für grundlegende Veränderungen haben, müssen sie halt zurücktreten“, so der Duisburger.