Gelsenkirchen-Hassel. Hassel bekommt einen „Pocket-Park“: Das Projekt soll das Gelände um St. Michael für alle öffnen – und will mehr sein als nur eine Grünfläche.

Zugegeben: Der Name „Pocket-Park“ ist etwas irreführend, denn in die „Westentasche“ – so die Übersetzung von „Pocket“ – passt die Grünanlage an der Hasseler St.-Michael-Kirche nun wirklich nicht. Und mitnehmen lässt sie sich ja auch nicht. Aber im Schatten des Kirchturms und der alten Buchen entfaltet sie einen solchen fast familiären Charme, dass sie nicht mehr (nur) den Gläubigen vorbehalten bleiben, sondern sich dem Stadtteil öffnen soll: als Quartiersoase. In diesen Tagen geht‘s nach langer Vorlaufzeit endlich los.

Nach rund zwei Jahren Planung rücken nun Mitarbeiter des inklusiv arbeitenden Gartenbau-Unternehmens Grünwerk gGmbH an, um die Rasenfläche in einen Treffpunkt auch für kirchenfernere Bürgerinnen und Bürger zu verwandeln. Die Beschäftigten der Gladbecker Caritas-Tochter bauen eine 15 mal drei Meter lange Boulebahn („die erste in Hassel!“, so Bezirksbürgermeister Dominic Schneider stolz), stellen für Mädchen und Jungen im Kindergartenalter eine Nestschaukel, eine Wippe und ein hölzernes Spielhaus auf und platzieren acht rechteckige Sitzbänke sowie eine weitere runde um den Stamm einer mächtigen Buche herum.

Stadt Gelsenkirchen fördert Modellprojekt Pocket-Park mit 54.000 Euro

„Außerdem werden die bislang über die Fläche verteilten acht Hochbeete in Richtung Ottestraße verlegt und endlich die lang erwarteten Fahrradständer aufgestellt“, so Pastoralreferent Markus Zingel von der Pfarrei St. Urbanus, zu der der Standort gehört. Damit rücken die hüfthohen Pflanzkästen näher an die drei Wassercontainer heran, die von dem Netzwerk Gießkannen-Helden zur Bewässerung von Straßenbäumen und öffentlichem Grün zur Verfügung gestellt wurden. Die Stadt bezuschusst das Modell-Projekt Pocket-Park mit 54.000 Euro, die Pfarrei zahlt 4500 Euro.

Die Hochbeete sollen zeitnah bienenfreundlich mit Gemüse und Kräutern bepflanzt werden „von Interessierten aus dem Stadtteil, die daran Spaß haben“, erläutert Pastoralassistentin Laura Meemann. „Vergangenes Jahr wuchsen dort etwa Grünkohl, Tomaten, Lauch und Petersilie.“ Eine „Lizenz“, gar einen Taufschein benötige dafür niemand, betont sie in Hinblick auf den Charakter des Standorts als sozialkaritatives Zentrum „7 Werke“. In dessen Mittelpunkt steht - wie berichtet - das Anliegen, die soziale, emotionale, geistliche und materielle Not der Menschen im Stadtteil wahrzunehmen und darauf zu reagieren, ganz unabhängig von Glaubensüberzeugungen.

Gelsenkirchener Pocket-Park soll als niederschwelliger Treffpunkt im Stadtteil Hassel dienen

St.-Urbanus-Pastoralreferent Markus Zingel fiebert dem Ende der Bauarbeiten entgegen. In vier bis sechs Wochen, so die Planungen, soll der Pocket-Park in Gelsenkirchen-Hassel fertiggestellt sein.
St.-Urbanus-Pastoralreferent Markus Zingel fiebert dem Ende der Bauarbeiten entgegen. In vier bis sechs Wochen, so die Planungen, soll der Pocket-Park in Gelsenkirchen-Hassel fertiggestellt sein. © Christiane Rautenberg | Christiane Rautenberg

Als niederschwelliger Treffpunkt soll da der „Pocket-Park“ dienen, wo sich Nachbarn ungezwungen austauschen und, so die Hoffnung, auch helfen können. Dabei stehen allerdings auch Mitarbeitende der Pfarrei bereit, in Fragen von Bildung, Gesundheit, Alltag und Beruf konkrete Unterstützungsangebote zu vermitteln.

Nach dem Mini-Park an der Poensgenstraße in Schalke ist der Hasseler Park der zweite seiner Art in Gelsenkirchen. Neu ist an diesen Orten, dass die Fläche für nachhaltiges Laubmanagement genutzt werden soll. Sprich: Ab Herbst bleibt das Laub liegen, um einen natürlichen Waldboden zu schaffen und Lebensraum für Igel, Eichhörnchen, Mäuse und Insekten zu bieten. „Diese ökologische Maßnahme trägt zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit bei und verbessert den Regenwasserabfluss“, hebt Landschaftsarchitektin Ute Ellermann vom „Stadtteilbüro Hassel-Westerholt-Bertlich“ hervor, das das Projekt ebenfalls unterstützt.

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Angst vor rutschigen Laubbergen auf den Wegen brauche aber niemand zu haben, versichert sie. „Die Wege werden natürlich freigehalten.“ Nach drei Jahren, so der Plan, soll Bilanz gezogen werden, ob die Rechnung aufgegangen ist, berichtet Pfarrgemeinderats-Vorsitzender Martin Verfürth, Mitglied im Pfarrei-Arbeitskreis Nachhaltigkeit und so begeistert von dem Laubversuch, dass die 500 Euro Preisgeld, die der Arbeitskreis 2023 beim Nachhaltigkeits-Wettbewerb der Volksbank Ruhr-Mitte gewonnen hat, in das Projekt fließen sollen.