Gelsenkirchen. Prestigeobjekt oder lästige Idee: Seit Jahren schon wartet Gelsenkirchen auf seinen Tierfriedhof. Warum will das keiner machen?

Lange Zeit war es Wunschtraum von Politik und Tierbesitzerinnen und Tierbesitzern – bis dann die Entscheidung folgte: Gelsenkirchen soll einen Tierfriedhof bekommen. Nur: Es tut sich nichts, mehr als anderthalb Jahre nach der offiziellen Entscheidung durch den Rat der Stadt herrscht immer noch Stillstand. Dabei ist doch alles vorbereitet, die Fläche angrenzend an den Rotthauser Friedhof längst seitens Gelsendienste hergerichtet. Wie kann das sein?

Gelsenkirchens unendliche Geschichte: Das lange Warten auf den Tierfriedhof

Erneut brachte die FDP-Ratsfraktion jetzt das Thema auf die Tagesordnung des Gelsendienste-Ausschusses und forderte einen „Bericht über die Realisierung eines Tierfriedhofes“. Die Antworten waren ernüchternd – und ziemlich ergebnisoffen. Ob Gelsenkirchen jemals einen Ort der Trauer bekommt, an dem Menschen von ihren geliebten Tieren Abschied nehmen können, steht derzeit nämlich völlig in den Sternen.

Matthias Holzmann, Abteilungsleiter Grün und Wald bei Gelsendienste, berichtete jüngst im Ausschuss von den Bemühungen, einen Betreiber für den Tierfriedhof zu finden. Zur Erinnerung: Im März des vergangenen Jahres hatte das Gremium der Ausschreibung und der Vergabe an einen externen Betreiber zugestimmt. „Ich bringe heute keine guten Nachrichten“, leitete Holzmann nun ein. In Kooperation mit der Friedhofsgärtner-Genossenschaft Gelsenkirchen (FGG) hatte man sich auf die Suche nach einem möglichen Betreiber gemacht, eine handvoll Betriebe hätten sich, so Holzmann, gemeldet, mit ihnen sei man in den intensiveren Austausch gegangen. Zwei Betriebe seien am Ende übrig geblieben, die auch „nach den Gesprächen so viel Interesse hatten“, den Tierfriedhof zu betreiben – sogar in Kooperation, wie Holzmann berichtet.

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Mit der Zeit aber stellte sich heraus, dass sich der Betrieb des Tierfriedhofes für die letzten beiden noch im Rennen befindlichen Firmen wohl doch nicht rechne. Das würde nicht an solchen Punkten wie dem Gelände oder der „marginalen Umsatzbeteiligung“ für Gelsendienste liegen, sondern vielmehr an der „vorgeschalteten Logistik“, erklärte Matthias Holzmann. Konkret sind damit beispielsweise die Kooperationen mit Tierärztinnen und Tierärzten, mit Krematorien etc., aber auch die Abholung der toten Tiere vor Ort beziehungsweise Zuhause gemeint. Hinzu komme eine „mehr oder minder ständige Rufbereitschaft in Form einer Hotline“, die die zukünftigen Betreiber vorhalten müssten, um einen, wie Holzmann es nennt, „Gold-Standard“ zu bieten.

„Kein Interesse“ am Tierfriedhof? Gelsenkirchener Ratsherr zeigt sich enttäuscht

Punkte, die FDP-Ratsherr Christoph Klug so nicht sieht: Die Antwort sei für ihn schlicht „unbefriedigend“, so der Ratsherr im Gespräch mit der Redaktion. „Es gab im Grunde gar nichts Neues“, zeigte er sich im Nachgang der Sitzung enttäuscht. „Man könnte glauben, dass Gelsendienste dieses Projekt nicht gerne betreut und kein Interesse daran besteht.“ Klug kündigte nun an, das Gespräch mit der FGG zu suchen und auch bei Betreibern anderer Tierfriedhöfe in anderen Städten nachzufragen. „Ich werde da nicht aufgeben“, versprach Klug.

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Schon vor mehr als zehn Jahren entwickelte sich die Idee eines Tierfriedhofes in Gelsenkirchen, auf Initiative der FDP. 2021 dann erhielt Gelsendienste von der Politik den Auftrag, zu prüfen, welche Flächen auf Stadtgebiet denn generell geeignet sind. Seit dem vergangenen Jahr ist klar, dass am Rand des Friedhofs Rotthausen an der Hilgenboomstraße ein geeigneter Platz für Tierbestattungen ist. Mittlerweile ist dieser Teil, der einmal Lagerfläche war, bereits entwidmet.

Auf 730 Quadratmetern sollen kleinere und größere Tiere ihre letzte Ruhe finden, die Fläche bietet Platz für die Beisetzung von bis zu 800 Tieren. Großtiere, wie beispielsweise Pferde, dürften in Rotthausen nicht begraben werden. Der zukünftige Tierfriedhof verfügt über einen eigenen Eingang von der Schonnebecker Straße und ist durch eine Hecke, die außerdem auch als Sichtschutz fungiert, vom übrigen Friedhof getrennt. Überdies ist die Fläche von Zaun umgeben und wurde nie für Bestattungen genutzt.