Gelsenkirchen. Schließt es nun oder bleibt es geöffnet? Um das Reisezentrum im Gelsenkirchener Hauptbahnhof gibt es aktuell Verwirrungen. Das sagt die Bahn.

Das Reisezentrum der Deutschen Bahn im Gelsenkirchener Hauptbahnhof ist ein Anlaufpunkt für Reisende, die beraten werden wollen oder ein Ticket kaufen möchten. Jetzt aber könnte damit Schluss sein. Denn in der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses am 18. April gab die Stadtverwaltung bekannt, dass die DB das Service-Center schließen will. Seitens der Bahn gibt es (bislang noch) andere Informationen.

Reisezentrum im Gelsenkirchener Hauptbahnhof: Droht bald das Aus des Servicecenters?

Auf Nachfrage der Redaktion äußert sich eine Sprecherin der Deutschen Bahn: „Nach dem Verlust der Ausschreibung für den Verkauf von Nahverkehrstickets im Verbundraum des VRR betreibt die Deutsche Bahn ihr Reisezentrum in Gelsenkirchen derzeit ohne Beauftragung durch den VRR und damit ohne den Verkauf von Tickets für den Nahverkehr. Der Betrieb eigener Reisezentren, die nur Tickets des DB-Fernverkehrs verkaufen, ist an vielen Standorten nicht wirtschaftlich.“

Aus diesem Grund suche die DB derzeit zum Spätherbst beziehungsweise Jahresende einen Partner, der den Vertrieb von Fahrscheinen für Fernverkehrszüge in Lizenz übernimmt. Dazu würden aktuell Gespräche mit potenziellen Partnern stattfinden. Was aber passiert, wenn kein Partner gefunden wird, bedeutet das dann das Aus des Reisezentrums? Die Sprecherin dazu: „Wir möchten um Verständnis bitten, dass wir uns während der laufenden Gespräche nicht zu weiteren Entwicklungen äußern können“

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„Leider ist das ein realistisches Szenario“, äußert sich hingegen Mirco Kranefeld (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, auf Nachfrage der WAZ. Würde es wirklich so weit kommen, dass das Reisezentrum seine Türen für immer schließt, gehe das mit einem „Bedeutungsverlust für die ganze Stadt einher“, so Kranefeld weiter. „Das wäre ein herber Schlag.“

Axel Barton, Fraktionsvorsitzender und verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, zeigte sich ebenfalls betroffen: „Während wir an allen Stellen versuchen, den ÖPNV attraktiver zu machen und zu stärken, müssen wir leider zur Kenntnis nehmen, dass die Deutsche Bahn unsere Anstrengungen nicht unterstützt.“ Im Gegenteil, so Barton, seien vor einigen Jahren bereits die Öffnungszeiten des Service-Centers stark eingeschränkt worden.

Entscheidung nimmt Gelsenkirchener Bahnhof „wichtige Anlaufstelle“

„Sicher nutzen eine Vielzahl insbesondere jüngerer Menschen die Online-Angebote zur Information oder dem Ticket-Erwerb“, schätzt Barton. Dies treffe aber auf einen großen Teil der Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener nicht zu, die das Service-Center oft und gerne für persönliche und individuelle Beratung genutzt hätten. Die Entscheidung, so Barton, nehme dem Gelsenkirchener Bahnhof dadurch eine „wichtige Anlaufstelle und das Gesicht der DB in unserer Stadt“.

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Die Bahn indes gibt weiterhin an, dass es einen Boom beim Buchen im Netz gebe, immer mehr Menschen würden ihr Ticket auf digitalem Weg erwerben, mittlerweile liege die Zahl bei vier von fünf Tickets im Fernverkehr, so die DB-Sprecherin. Immer weniger Kundinnen und Kunden steuern somit das Reisezentrum an, um an Tickets zu kommen. „Auch im Nahverkehr kaufen Fahrgäste mittlerweile weit unter zehn Prozent der Tickets noch am Schalter“, so die Sprecherin. Auch weitere Serviceleistungen würden Fahrgäste zunehmend digital in Anspruch nehmen.

Insgesamt sei die Anzahl der Reisezentren in NRW seit weit über zehn Jahre jedoch nahezu konstant. Die Ausnahme seien Schließungen im VRR-Gebiet, seitdem die DB dort keine Nahverkehrstickets mehr verkaufen dürfe, heißt es.