Gelsenkirchen. Ratten an Containern, parkende Liefer-Lkw in zweiter Reihe und Elterntaxis im Gelsenkirchener Stadtteil: Im Präventionsrat gibt es viele Klagen.
Der neue Vorsitzende des Präventionsrates Bulmke-Hüllen, Manfred Kosubek, hatte es nicht leicht in seiner ersten Sitzung im Gauß-Gymnasium. Der sonst bisweilen eher mäßig gefüllte Klassenraum war gesteckt voll, der Zorn über viele Missstände im Stadtteil kochte hoch. Zugleich musste das Gremium mit der Hälfte der üblichen Zeit auskommen, weil es ein kurzfristig aufgetretenes Personalproblem an der Schule gab, weshalb die Sitzungsdauer auf eine Stunde verkürzt wurde. Was die Empörung bei manchem eher noch steigerte.
Dabei ging es in den allermeisten Fällen um lange bekannte Ärgernisse. Im Mittelpunkt stand diesmal der Supermarkt an der Ecke Bulmker/Hohenzollernstraße. Das sei kein Markt, sondern ein Großhandel, mutmaßten mehrere Bürger. Bei der häufigen Belieferung mit riesigen Trucks komme es regelmäßig zu gefährlichen Verkehrssituationen. Es werde in zweiter Reihe geparkt, die Styropor-Transportverpackungen seien überall verstreut, so die Klagen. Auch die Busse würden dadurch behindert. Vor allem samstagsvormittags eskaliere die Situation immer wieder. Das sei zwar alles bereits mehrfach gemeldet worden, beim Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) sowie auch bei der Polizei, geschehen sei jedoch nichts.
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Tatsächlich bestätigten die Vertreter sowohl des KOD als auch der Bezirksbeamten, dass der Ärger bereits gemeldet wurde. Bei darauffolgenden Kontrollen aber habe man keine Verstöße feststellen können. Das Problem der Einkaufswagen, die im Umfeld verstreut waren, habe man aber in Absprache mit dem Markt-Betreiber lösen können. Die Einkaufswagen seien jetzt angekettet: Ein Fakt, den die Anwohner bestätigten. Zu den weiteren vermuteten und zum Teil bereits registrierten Klagen über den Markt werde man jedoch erneut aktiv, versicherte der Bezirksbeamte und auch KOD-Geschäftsführer Patrick Eschenauer.
Ärger über verlagerte Raser- und Poserszene
Für Ärger im Stadtteil sorgt ebenfalls die verlagerte Raser- und Poserszene. Nach den umfassenden Kontrollen, Sanktionen und vor allem der Umwidmung als Anliegerstraße am Hafen Graf Bismarck hat sich die Szene bekanntlich Richtung Europastraße verlagert. Werktags wie an Wochenenden drehten hier die Motoren laut auf, gebe es lautstarke Beschleunigungs- und Bremsmanöver, die nicht allein im Gewerbegebiet, sondern auch im direkten Umfeld die Anwohner nachts immer wieder aus dem Schlaf rissen, berichteten ebenfalls mehrere Betroffene. Auch der Bezirksbeamte Thomas Brockhaus - selbst im Stadtteil zu Hause - bestätigte: „Ich weiß selbst genau, wovon sie reden.“
Das Problem ist, dem Verursacher das Vergehen nachzuweisen
Das Problem ist das gleiche wie bei vielen Problemen mit Regelverstößen, die im Präventionsrat beklagt werden: Den Verursachern muss nachgewiesen werden, was sie getan haben. Und weder KOD noch Polizei können rund um die Uhr überall sein, wo es Probleme gibt. Dafür gibt es (nicht nur) in Gelsenkirchen zu viele solcher Orte.
„Wenn Anwohner uns informieren, kommen wir auch. Aber gerade an Wochenenden müssen wir oft priorisieren. Wenn wir dann zu einem dringender erscheinenden Einsatz müssen, dann können wir das nicht ändern“, warb Brockhaus um Verständnis. „Und wenn wir einen Blitzer an einer markanten Stelle aufstellen, wird genau einer der Raser in die Falle gehen. Die anderen sind dann gewarnt und geben kurz nach dem installierten Blitzer erstmal richtig Gas“, erklärt Brockhaus das Problem. Allerdings gab es von den Anwohnern zur Beschwerde auch gleich Tipps, wo Blitzer effizient und mit echtem Bremseffekt installiert werden könnten.
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Neben Müll, zugeparkten Gehwegen und Kreuzungen in schmalen Straßen am Rand des Industriegebietes, bei denen häufig auch normale Pkw nicht passieren könnten („Ich muss doch zur Arbeit fahren können!“), klagten Anwohner vor allem über Müllberge und Schrott in einem Garagenhof im Bereich Brüsseler Straße. Hier sicherte der KOD-Geschäftsführer in jedem Fall verstärkte Kontrollen zuständiger Behörden zu. Und für die nächste Präventionsratssitzung im Stadtteil soll auf jeden Fall auch ein Vertreter von Gelsendienste dazugeladen werden, um gerade beim Thema Müll sachkundige Antworten geben zu können.