Gelsenkirchen. Klimaaktivisten von „Ende Gelände“ haben das Uniper-Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen blockiert. Am Abend beendete die Polizei die Aktion.
- Rund 100 Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe „Ende Gelände“ haben am Samstag das Uniper-Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen blockiert.
- Gegen 14 Uhr löste die Polizei die Versammlung offiziell auf. Erst am frühen Abend galt die Aktion als beendet.
- „Ende Gelände“ besetzt das Uniper-Kraftwerk in Gelsenkirchen: Hier gibt es die Bilder.
Etwa 100 Klimaaktivisten der Gruppe „Ende Gelände“ sind gegen sechs Uhr am Samstagmorgen auf das Gelände des Uniper-Steinkohlekraftwerks in Gelsenkirchen-Scholven eingedrungen. „Ende Gelände“ setzt sich für einen sofortigen Kohleausstieg ein und fordert das Ende von Kohleimporten aus Kolumbien: „Die Gemeinsam mit Aktionen in den Niederlanden unterbrechen wir heute die Lieferkette von blutiger Steinkohle aus Kolumbien“, so Sprecherin Jule Fink.
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„Die Aktivistinnen und Aktivisten entscheiden selber darüber, wie lange sie blockieren wollen. Aktuell ist die Stimmung noch gut“, sagte Jule Fink auf Nachfrage am Samstagmorgen. Mittlerweile wurde die Aktion durch die Polizei aber beendet. Seit 13 Uhr war eine Hundertschaft der Polizei vor Ort, gegen 14 Uhr begannen die Einsatzkräfte damit, die Aktivisten auf den Schienen einzukesseln und von den Gleisen zu tragen. Gegen 16.30 Uhr war die Zufahrt zum Gelände nach WDR-Informationen wieder frei, die Schienen waren etwa eine Stunde später geräumt. Insgesamt sei der Einsatz aber friedlich verlaufen, so die Polizei. Der Einsatz habe gegen 20.30 Uhr beendet werden können.
Bereits seit dem frühen Morgen war die Polizei nach eigenen Angaben mit zahlreichen Kräften vor Ort, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten. Die Polizei sei sowohl mit Demonstranten als auch mit dem Kraftwerksbetreiber in Kontakt gewesen. Die Lage war laut einem Sprecher der Polizei lange Zeit „statisch“. Wiederholt habe man die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgefordert, die Versammlung zu beenden. „Wir wollen eine friedliche Lösung herbeiführen“, so der Polizeisprecher am Vormittag. Ausschreitungen oder Verletzte habe es nicht gegeben.
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Kraftwerk in Gelsenkirchen: Klimaaktivisten beschmierten Gleise mit roter Farbe
Etwa 70 Aktivistinnen und Aktivisten hatten die Schienenzufahrt zu dem Gelände besetzt. Sie beschmierten die Gleise mit roter Farbe, die für die sogenannte „Blutkohle“ aus Südamerika stehen soll. Weitere Aktivisten hatten sich am Morgen vor dem Haupttor des Kraftwerks aufgebaut. Nach Angaben der Gruppe „Ende Gelände“ gelang es etwa 30 Klimaaktivisten, auf das Gelände des Uniper-Steinkohlekraftwerks Scholven in Gelsenkirchen zu gelangen. Laut dem Betreiber Uniper wurde der Kraftwerksbetrieb durch die Aktion aber nicht beeinträchtigt. Der Konzern behält sich juristische Schritte gegen die Demonstranten vor.
Und auch die Polizei ermittelt. „Es liegen Verstöße wegen schweren Hausfriedensbruchs vor“, heißt es in einer Mitteilung. Des Weiteren hätten die Beamten eine Strafanzeige wegen Nötigung gestellt, da während der Blockaden weder ein Zug- noch Kraftfahrzeugverkehr möglich gewesen sei.
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Im vergangenen Sommer hatte Uniper angekündigt, mehrere Kraftwerke schon im Frühjahr 2024 vom Netz nehmen zu wollen, unter anderem die Anlage „Staudinger 5“ im Großraum Frankfurt am Main, „Heyden 4“ im Weserbergland sowie „Scholven C“ in Gelsenkirchen. Dazu komme es nun nicht, berichtete der Uniper-Chef Michael Lewis.
Klimaaktivisten besetzen Kraftwerk: Uniper ist aus dem Essener Konzern Eon entstanden
Die Bundesnetzagentur habe entschieden, dass die Kohlekraftwerke weiterhin für eine stabile Versorgung benötigt würden. Alle Steinkohlekraftwerke, die in den nächsten drei Jahren stillgelegt werden sollten, müssten als Reserve bereitgehalten werden, teilweise bis in die 2030er-Jahre hinein. Damit seien auch entsprechende Emissionen des Klimagases Kohlendioxid (CO2) verbunden. Ein Kohleausstieg im Jahr 2030 sei aufgrund der Gegebenheiten kaum realistisch, sagt Lewis: „Es ist schwer vorstellbar, dass wir genug Gaskapazität bis 2030 aufgebaut haben.“ Lesen Sie hier:Uniper mit Rekordgewinn – Zweifel am Kohleausstieg bis 2030
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Uniper ist aus dem Essener Energieversorger Eon entstanden. Vor rund acht Jahren hat der damalige Eon-Chef Johannes Teyssen die Geschäfte rund um Kohle und Gas aus dem Essener Energiekonzern gedrängt und in Uniper gebündelt. Mit einer milliardenschweren Rettungsaktion hat die Bundesregierung das Unternehmen nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. (mit dpa)