Gelsenkirchen-Rotthausen. Drogen-Geschäfte statt Totenruhe: Auf einem Friedhof in Gelsenkirchen sollen Dealer ihr Unwesen treiben. Ärger gibt es auch wegen Müll.
Ein neuer Drogenumschlagplatz, (Sperr-)Müllberge, lebensgefährliche Automanöver und ein Kuriosum rund um das frühere Toilettenhäuschen am Rotthauser Markt - Bürger aus dem Stadtsüden hatten für KOD-Bezirksleiterin Jennifer Holthaus und die Bezirkspolizisten Dennis Rudolf und Burkhard Kalisch reichlich Gesprächsstoff. Lob für Erfolge gab es bei der Sitzung des Präventionsrates Rotthausen im evangelischen Gemeindehaus an der Schonnebecker Straße aber auch.
Klage: Dealer und Drogenhandel auf Friedhof in Gelsenkirchen-Rotthausen
Top-Thema des Abends war der Rotthauser Friedhof an der Hilgenboomstraße. Dort war ein älteres Paar (84, 86) im November von vier randalierenden Jugendlichen attackiert worden, nachdem die Senioren die Gruppe zurechtgewiesen hatten. Nachdem ein „Intensivtäter“ ins Visier der Gelsenkirchener Polizei geriet war, der bereits durch eine Reihe von Delikten in der Innenstadt und in Schalke aufgefallen war, ist laut Kalisch und Rudolf nun ein weiterer Hauptverdächtiger identifiziert worden. Bei beiden handelt es sich um „zwei Zwölfjährige aus Rumänien“.
Dem Lob für die erfolgreichen Ermittlungen der Polizei folgte aber gleich die nächste Hiobsbotschaft von den Anwohnern. Sie beklagen, dass der Friedhof zu einem gut frequentierten Drogenumschlagplatz geworden sei, oft steuerten Autos aus Essen die Grabstätten an. Rund um die Ruhestätte wechselten Rauschmittel und Geld die Besitzer. Sogar das Kennzeichen eines schwarzen BMW aus Essen gaben die besorgten Bürger an die Behörde weiter. Andreas Lange, Vorsitzender des Gremiums, sprach von einem „möglichen Verdrängungseffekt“, nachdem Polizei und KOD die Freizeitanlage Consol in Bismarck stärker bestreifen. Auch dort sind Dealer zugange.
Beseitigt wurde von Seiten der Stadt die Gefahrenstelle in Höhe der Tankstelle an der Steeler Straße. Auf einer Strecke von 150 Metern gilt nun ein absolutes Halteverbot. Parkende Autos hatten den Bereich nach Aussage der Bürger zu einem „Nadelöhr mit vielen Beinahe-Unfällen“ werden lassen. Zehn Tage nach der vergangenen Präventionsratssitzung sei der Spuk dann zum Glück vorbei gewesen, berichteten Anwohner.
Eine unmissverständliche Ansage seitens des KOD hat auch der Betreiber einer Spielhalle an der Karl-Meyer-Straße zu hören bekommen, weil die installierten Kameras verbotenerweise das Treiben auf öffentlichen Grund und Boden erfasst haben. Sie mussten entfernt werden.
Gelsenkirchener Kreuzung: Autofahrer nutzen Bürgersteig - und beschimpfen Passanten
Dafür steigt an anderer Stelle das Risikopotenzial, vier Unfälle mit Verletzten hat es laut Andreas lange dort bereits in 2023 gegeben. Gemeint ist der „zugeparkte Kreuzungsbereich“ an der Weindorfstraße/Mechtenbergstraße. Das führt den Berichten nach dazu, dass „Autos über den Bürgersteig fahren“ und sich Passanten auch noch „Anfeindungen und Beschimpfungen“ anhören müssten, wenn sie nicht schnell genug Platz machten.
Eine Sitzung des Präventionsrates ohne Beschwerden über illegalen (Sperr-)Müll? Ist bislang noch nicht vorgekommen. So auch dieses Mal nicht. Neuralgische Stellen wieder: der Rotthauser Markt, die Rotthauser Straße und dort der Bereich hinter der Tankstelle - zugleich eine Stelle, wo Autos demnach auch ausgeschlachtet würden - oder aber auch das Gelände rund um die Sportanlage „Auf der Reihe“.
Apropos Sauberkeit: Bei der Sammelaktion „GEputzt“ am Samstag, 16. März (10 bis 14 Uhr), engagieren sich auch die Arbeiterwohlfahrt und das Rotthauser Netzwerk. Sie planen, ähnlich wie in anderen Stadtteilen (z.B. Bismarck), künftig jeden letzten Samstag im Monat durchs Viertel zu ziehen und Müll zu entsorgen. Start: ab 23. März. Treffpunkt: jeweils um 10 Uhr am Gemeindehaus, Schonnebecker Straße 25.
Zum Schluss wurde es kurios, als ein Bild des ehemaligen und seit langem geschlossenen Toilettenhäuschens des Rotthauser Markes durch die Reihen ging. Mal abgesehen von der kontrovers beurteilten Bemalung, erregte das Dach die Gemüter. Denn: die eine Hälfte war blitzblank, während sich auf der anderen Hälfte Laub, Moos und Zweige zu einer zentimeterdicken, humusartigen Schicht aufgeschichtet haben. Zuständig nach Auskunft des Vorsitzenden jeweils zur Hälfte: Stadt und ELE. Offen das Rätsel: Warum man beim Reinigen nicht die zwei, drei Quadratmeter mehr nicht gleich mit reinigt.