Gelsenkirchen. In Paris müssen besonders große Fahrzeuge wie SUVs höhere Parkgebühren zahlen als andere. Ein Vorbild für Gelsenkirchen?
Die Parksituation in Gelsenkirchen ist sicher nicht mit der in einer Weltstadt wie Paris vergleichbar. Gefühlt zu wenige und oft zu kleine Parkflächen gibt es jedoch auch hier aus Sicht vieler Autofahrer. In Paris werden für große und schwere Fahrzeuge nun deutlich höhere Parkgebühren fällig als für kleine. Wir haben Gelsenkirchener Parteien und die Verwaltung angesichts der jüngst beschlossenen zu erstellenden Parkraumstrategie gefragt: Wäre das auch für Gelsenkirchen eine Idee? Zumal XXL-Fahrzeuge oft zwei Parkplätze in Anspruch nehmen, jedoch nur für einen zur Kasse gebeten werden?
CDU plädiert für Umbau der Parkflächen im größeren Format
Um es vorwegzunehmen: Die Begeisterung für den Vorschlag hält sich bei allen Fraktionen mit Ausnahme der Grünen in Grenzen. Laura Rosen, verkehrspolitische Sprecherin der CDU, plädiert gar eher für den Umbau der Parkflächen auf ein größeres Format, das auch den großen Fahrzeugen genug Platz bietet. Die Entscheidung für einen größeren Pkw habe für die CDU auch eine „wichtige soziale Komponente: ..Eine Familie mit Kind, spätestens aber mit mehreren Kindern, muss sich für ein Auto oberhalb der oben genannten (höheren, die Red.) Gewichtsgrenzen entscheiden, da eine praktikable Nutzung sonst nicht gegeben ist.“ Moderne Parkhäuser mit angemessenem Platzangebot seien zudem ein Standortfaktor für den örtlichen Handel.
SPD will keine Neiddebatte und setzt auf Vernunft
Axel Barton sieht keine Vergleichbarkeit mit Paris für Gelsenkirchen und betont für die Gelsenkirchener SPD, man stehe „für eine Verkehrswende, die nicht über eine Neiddebatte oder Polemik ausgetragen wird, sondern auf verständlichen und sinnvollen Regeln basiert, die für alle gleichermaßen gelten. Wenngleich sich Verkehrsteilnehmende grundsätzlich selbst fragen sollten, wie groß und schwer ihr Fahrzeug tatsächlich sein muss.“ In der Bundes-SPD hingegen sieht man die zunehmende Zahl an SUV durchaus als Problem. Dass Kommunen darauf reagieren wollen, sei „nicht nur verständlich, sondern kann auch sinnvoll sein“, so der Verkehrsexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Mathias Stein. Allerdings sollten Entscheidungen den Kommunen überlassen werden.
FDP fordert Gratis-Kurzparken und Verkehrs-Hubs auf letzter Meile
Gelsenkirchens FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Cichos hingegen führt ebenfalls den „gebeutelten Einzelhandel“ ins Feld. Die Gelsenkirchener FDP plädiert eher für kostenfreies Kurzparken in der Innenstadt. „Um den Innenstadtverkehr zu reduzieren, bedarf es anderer Mittel“, so der verkehrspolitische Sprecher Michael Dörr und nennt als Beispiele besser getakteten ÖPNV und „funktionierende Verkehrs-Hubs, um die letzte Meile zu bedienen.“
Grüne: Parkgebühren stufenlos nach Fahrzeuggröße staffeln
„Grundsätzlich halten wir eine Staffelung der Parkgebühren nach Fahrzeuggröße für gerechtfertigt, da größere Fahrzeuge mehr öffentlichen Raum beanspruchen. Denkbar wäre für uns eine Umsetzung nach dem Koblenzer Modell, das die Parkgebühren nicht nur nach SUV, sondern nach der Größe des Autos berechnet. So würden alle ....entsprechend des Platzes, den ihr Auto belegt, zur Kasse gebeten“, argumentiert der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Bernd Rudde. Wichtiger sei aber eine Verlagerung des Parkens vom öffentlichen Raum in umliegende Parkhäuser. Auch dies könnte man über unterschiedliche Parkgebühren, unabhängig von der Fahrzeuggröße, erreichen.“
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Nur jedes zehnte Auto in Gelsenkirchen ist ein SUV
Aktuell sind laut IT NRW (Stand 1/2023) in Gelsenkirchen 124.445 Pkw zugelassen, davon ist allerdings laut Vergleichsportal Check 24 nur jedes zehnte Fahrzeug (10,6 Prozent) ein SUV. Damit gibt es in Gelsenkirchen sogar die geringste Dichte besonders großer und schwerer Autos unter den 50 größten Städten Deutschlands. Mülheim an der Ruhr hingegen ist demnach die SUV-Hochburg der Republik: 18,6 Prozent der zugelassenen Pkw sind hier SUV.
In Deutschland prüfen aktuell Hannover und Koblenz höhere Parkgebühren für größere Autos. In Tübingen gelten bereits seit 2022 gestaffelte Gebühren für den Bewohnerparkausweis. Höhere Parkgebühren allerdings gibt es auch dort nicht.