Gelsenkirchen. Mit einer neuen Strategie will die Stadt Gelsenkirchen den Parkverkehr in den Citys steuern. In Buer soll ein Pilotprojekt endlich starten.

Auch wenn Gelsenkirchen in puncto Parkplatzsuche bei Weitem nicht die Probleme von Metropolen wie Köln oder Düsseldorf hat: In den beiden Stadtzentren Altstadt und Buer kann es zu Stoßzeiten bisweilen schwierig sein, einen freien Parkplatz zu bekommen. Das gilt auch für die angrenzenden Wohnquartiere, wo es schon einmal zu einem „Wettbewerb“ zwischen Anliegern und Innenstadtbesuchern kommt. Jetzt will die Stadt sich des Themas annehmen, und hat dafür auch schon ein Wort gefunden, wie es bürokratischer kaum klingen könnte: Parkraummanagementstrategie.

Der Verkehrsausschuss hat in seiner Sitzung in der vergangenen Woche die Verwaltung beauftragt, eine solche Strategie zu entwickeln. „Dadurch sollen Potenziale eröffnet werden, Zentren und Stadtteile einerseits verkehrlich zu entlasten und Freiräume zur Umgestaltung und Umnutzung zu gewinnen, und andererseits ihre allgemeine Erreichbarkeit zu erhalten und zu stärken“, erläuterte Stadtbaurat Christoph Heidenreich das Konzept. Eine Entlastung der Straßenräume vom Parkdruck sei Grundlage dafür, um den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV zu fördern und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu erhöhen – es sollen also mehr Menschen dazu animiert werden, öfter vom Auto aufs Rad oder den ÖPNV umzusteigen.

So fasst Gelsenkirchens Stadtbaurat die Ziele zusammen

Doch was bedeutet eine Parkraumstrategie überhaupt? Dass sich die Stadt damit beschäftigt, liegt an einer vor kurzem beschlossenen Gesetzesänderung in der NRW-Landesbauordnung: Seitdem können Kommunen selbst entscheiden, welche Regeln sie beim Thema Parken aufstellen. Ein solches Parkraummanagement kann dazu benutzt werden, um zu steuern, wie der Verkehr in den Innenstädten aussieht: Ein großes Angebot an Parkplätzen zieht Autos an; wenn Fahrerinnen und Fahrer dagegen wissen, dass es schwierig ist, einen Parkplatz zu finden, weichen sie unter Umständen auf andere Verkehrsmittel aus – oder, so das Risiko für die Städte, steuern lieber andere Ziele an.

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Bereits im Masterplan Mobilität, den der Rat der Stadt vor knapp einem Jahr beschlossen hatte, ist die Rede von einer kommunalen Parkraummanagementstrategie. Heidenreich fasst die Ziele zusammen: „Das Parken soll im öffentlichen Raum reduziert und auf Großparkplätze und Parkbauten konzentriert werden, um mehr Raum für andere Verkehre zu gewinnen und insbesondere die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums zu erhöhen“, so der Stadtbaurat. „Die Gebühren im öffentlichen Raum sind so anzupassen, dass die Qualität für das Parken auf Großparkplätzen und Parkbauten erhöht werden kann und diese damit eine höhere Anziehungskraft haben als Parken im öffentlichen Raum.“ Heißt im Klartext, dass Parkgebühren auf stadteigenen Flächen mindestens genauso hoch sein sollen wie die auf privaten Plätzen oder Parkhäusern.

Pilotprojekt „Intelligentes Parken“ soll in Buer an den Start gehen

Grundsätzlich sollte das Parken in Wohnquartieren in Zukunft auf privaten Flächen stattfinden, so Heidenreich. „Falls das nicht möglich ist, muss das Parken möglichst stadtverträglich, das heißt unter besonderer Berücksichtigung der Verkehrssicherheit und ausreichend breiter Geh- und Fahrbahnbreiten abgewickelt werden.“

Dazu soll jetzt in einem ersten Schritt festgestellt werden, wie viele Parkplätze es überhaupt in den beiden Stadtzentren gibt. Bis allerdings eine fertige Strategie vorliegt, dürfte es noch eine Weile dauern: In einem ersten Schritt soll es eine Ausschreibung geben, um eine Agentur zu finden, die ein Konzept für eine Parkraummanagementstrategie erstellt. Die Ausschreibung soll in diesen Tagen erfolgen.

Immerhin soll jetzt kurzfristig das lange verschobene Pilotprojekt „Intelligentes Parken“ in Buer an den Start gehen. Bereits vor zwei Jahren hatte die Stadt in der City Sensoren installiert, die freie Parkplätze erfassen können. Über eine App können Autofahrer in Echtzeit sehen, wo gerade etwas frei ist. Bislang habe es aber Probleme gegeben, das System mit der Gelsenkirchener City-App zu verknüpfen, erklärte ein Mitarbeiter der Verwaltung im Verkehrsausschuss. Das sei aber jetzt behoben, sodass das Projekt in Kürze online gehen soll.