Gelsenkirchen. Claudio Di Pasqua ist schon seit mehr als 30 Jahren in der Gelsenkirchener Gastronomie aktiv. Er macht sich Sorgen um die Szene in der City.

Irgendwie hatte Claudio Di Pasqua dann doch keine Wahl, was seinen Beruf angeht. Sein Vater hatte in den 1970er-Jahren im Tossehof das Eiscafé Donata betrieben, und Gastronom, das wollte der 1961 geborene Gelsenkirchener eigentlich nie werden. Eigentlich. Heute sitzt Claudio Di Pasqua im Bistro des Gesundheitsparks Nienhausen, das er seit zehn Jahren betreibt, und lächelt. „Das hat nicht so richtig funktioniert“, sagt er – und blickt auf über 30 Jahre Gelsenkirchener Gastronomiegeschichte zurück.

Dass er kein Gastronom wie sein Vater werden wollte, das hat Claudio Di Pasqua zunächst tatsächlich ernst genommen – und sich für eine Laufbahn bei der Polizei entschieden. „Dort habe ich meine Ausbildung gemacht“, sagt er, „und danach zwölf Jahre als Polizist gearbeitet.“ 1989 aber verabschiedete er sich dann doch von dem sicheren Beamtenleben und wagte den Sprung in die Gastronomie. „Ich habe damals das Altstadtcafé übernommen“, erzählt er.

Kritischer Blick auf die Gelsenkirchener Gastroszene

Einige Jahre steht er dort hinter dem Tresen, noch heute erinnert er sich gerne an die Zeit. „Wir haben damals Frühstück, Mittagstisch, Kaffee und Kuchen sowie Abendessen angeboten“, sagt er. Danach folgen einige Jahre im „Liebevoll“ in der Villa im Stadtgarten, heute betreibt Claudio Di Pasqua gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin das Bistro im Revierpark Nienhausen. Das übrigens nicht nur Sauna- und Freibadgängern offensteht: „Man kann auch einfach so vorbeikommen: Wir haben sieben Tage die Woche geöffnet, und in der warmen Jahreszeit kann man auf der schönen Terrasse sitzen.“

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Noch immer ist er ein kritischer Beobachter der Gastroszene in der Gelsenkirchener City – und da gibt es seiner Meinung nach einiges zu kritisieren. Vor allem, dass im Gegensatz zu früheren Zeiten von einer Gastroszene ja kaum noch die Rede sein könne. Mit Bedauern denkt er an die vielen Betriebe zurück, die es einst in der Gelsenkirchener Innenstadt gab und die längst geschlossen sind: „Das fängt beim Consilium an, dann gab es das Köpi, den Meißner-Pavillon mit dem Café Kolmar, das Café Arminstraße und vieles mehr“, zählt er auf.

Di Pasqua: Fehlende Kundschaft ist nicht das Problem

Steht schon viel zu lange leer: der ehemalige Meißner-Pavillon auf dem Heinrich-König-Platz.
Steht schon viel zu lange leer: der ehemalige Meißner-Pavillon auf dem Heinrich-König-Platz. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Viele freie Ladenlokale, in denen man eigentlich Gastronomie anbieten könnte, seien nicht zu haben, weil die Eigentümer nicht daran interessiert seien, dort weiterzuvermieten. „Dass ein Laden nach einigen Jahren wieder schließt, ist ja in der Gastronomie nicht ungewöhnlich“, sagt Di Pasqua. „Aber normalerweise hat dann meist schnell ein Nachfolger eröffnet – das ist inzwischen allzu oft nicht mehr der Fall.“ So komme es zu den vielen Leerständen.

Das Problem sei nicht die fehlende Kundschaft, findet Di Pasqua. „Wenn man an einem Samstagvormittag über die Bahnhofstraße geht, dann ist die immer noch voll mit Menschen“, sagt er. „Klar kaufen die dort nicht mehr im selben Maße ein wie früher – aber eine Tasse Kaffee wollen doch sicher viele von ihnen trinken.“ Für ihn steht fest: „Wo Menschen sind, da funktioniert auch Gastronomie.“

Gastronom: EM als Chance begreifen

Etwas neidisch schaut in die Niederlande: „Dort gibt es doch fast in jeder Stadt einen Platz, meist um die Kirche herum, wo sich gleich mehrere Gastro-Betriebe angesiedelt haben – und das funktioniert.“ Es sei ein Irrglaube, dass das Vorhandensein von mehreren Betrieben zu mehr Konkurrenz führen würde. „Das glaube ich nicht“, sagt Di Pasqua, „im Gegenteil, das sorgt dafür, dass mehr Menschen kommen.“

Der 62-Jährige sieht dabei auch die Gelsenkirchener Stadtverwaltung in der Bringschuld. „Wenn ich mir andere Städte anschaue, habe ich das Gefühl, dort wird viel mehr für die Gastronomie getan als bei uns“, sagt er. „Wenn man beispielsweise auf die Achse schaut, die vom Musiktheater zum Heinrich-König-Platz führt: Die liegt doch gastronomisch brach.“

Der kommende Sommer mit seiner Rekordzahl an Veranstaltungen in der Arena, mit der Fußball-Europameisterschaft, solle seiner Meinung nach genutzt werden, um neue Gastronomien in der Stadt anzusiedeln. „Das ist eine große Chance für die Stadt – die sollte man nutzen.“