Gelsenkirchen-Altstadt. Das „Consilium“ wird versteigert: Die Gelsenkirchener Kult-Kneipe ist für 99.000 Euro zu haben. Noch-Besitzer Georg Winkelhofer blickt zurück.

Als Georg Winkelhofer sich im Jahr 2006 anschickte, die Gelsenkirchener Traditionskneipe „Consilium“ zu kaufen, da begab er sich vorher in geheime Mission. Inkognito setzte er sich eines späten Samstagabends an einen Tisch in der Ecke der Kneipe und beobachtete das Geschehen. „Ich war völlig begeistert“, erinnert er sich heute. „Es war voll, bis halb vier war Betrieb, und mir gefielen Gaststätte und Gäste sehr.“ Nach einem zweiten, ähnlich verlaufenden Besuch zwei Wochen später war der Entschluss gefasst: Winkelhofer griff zu. Heute nimmt er Abschied von „seiner“ Kneipe: Ende September kommt sie unter den Hammer.

Allerdings: Hinter der Theke stand Winkelhofer nie, Gastronom ist er nicht und wollte es auch nicht sein. Der Schwabe, der heute mit seiner Frau im Allgäu lebt, gibt normalerweise Seminare zum Thema Projektmanagement. Als die Branche Anfang der 2000er-Jahre schwierig wurde, beschloss er, sein Geld in Immobilien anzulegen. Über das Internet stieß er auf das „Consilium“ – mit Gelsenkirchen hatte er zuvor noch nie zu tun gehabt. Nachdem er sich die Gaststätte angeschaut und in der Stadt (ebenfalls inkognito) Informationen eingeholt hatte, schlug er zu.

Darum trennt sich Georg Winkelhofer von der Gelsenkirchener Kult-Kneipe

Das klingt fast ein wenig nach „Heuschrecke“ – das Gegenteil ist der Fall. Winkelhofer lag das „Consilium“ immer sehr am Herzen, und mit Olaf Schäffermann hatte er 2009 auch den idealen Pächter gefunden. Der Gastronom legte viel Herzblut in die Kneipe, 2016 wurde noch der 30. Geburtstag groß gefeiert. Zwei Jahre später setzte ein Sportunfall den Pächter aber außer Gefecht, die Kneipe schloss vorerst ihre Türen. „Anfang 2020 sah es so aus, als ob es bald wieder losgehen würde“, berichtet Winkelhofer. Ein neuer Pächter war gefunden, ebenso ein neues Konzept – doch dann kam Corona. „Eigentlich wollten wir im April 2020 eröffnen, daraus wurde dann nichts“, sagt der Besitzer.

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Wenn die Tische und Bänke reden könnten, sie hätten wohl viele, viele Geschichten zu erzählen. Wer das ehemalige Consilium ersteigert, bekommt die Ausstattung gleich mit. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Anfang dieses Jahres fasste er dann schweren Herzens den Entschluss, sich vom „Consilium“ zu trennen. Dafür wählte er den Weg einer Auktion. „Ich habe schon öfter Immobilien versteigern lassen und damit immer gute Erfahrungen gemacht“, berichtet er. Das Auktionshaus Karhausen, das sich auf die Versteigerung von Immobilien spezialisiert hat, übernimmt die Auktion, sie endet am 24. September. Das Einstiegsgebot liegt bei 99.000 Euro plus Gebühren.

Die Einrichtung wird mitversteigert

Wer teilnimmt, bietet auf das komplette Erdgeschoss des Hauses an der Wanner Straße 1 – das Haus, in dem sich die Gastronomie befindet, bildet eine Eigentümergemeinschaft, über dem „Consilium“ befinden sich 20 Wohnungen. Doch die Person, die am Ende den Zuschlag erhält, bekommt nicht nur die nackten Räumlichkeiten. „Die komplette Einrichtung wird mitversteigert“, sagt Winkelhofer, „meine Frau und ich nehmen uns lediglich ein paar Gläser als Andenken mit.“ Die Einrichtung ist in der Tat sehenswert und hat sich im Laufe der Jahre nicht viel verändert – „sie hat Patina“, sagt Winkelhofer stolz. Die dunkle Holzvertäfelung lässt die Kneipe urgemütlich wirken, Blechschilder an den Wänden sorgen für ein Irish-Pub-Ambiente, wenn die Holztische und -stühle reden könnten, hätten sie viel zu erzählen.

Das lockt offenbar Interessenten – „ich habe gehört, dass es schon einige Bieter gibt“, sagt Winkelhofer. Er jedenfalls würde sich freuen, wenn jemand dem guten, alten „Consi“ wieder neues Leben einhauchen würde.