Gelsenkirchen. Der WAZ-Familien-Check zeigt: Das ist die größte Not von Kita-Eltern in Gelsenkirchen. So reagieren Verantwortungsträgerinnen auf die Ergebnisse.

Wie steht es um die Kinderbetreuung in Gelsenkirchen, besonders um die der Kleinen? In unserem großen WAZ-Familien-Check wollten wir auf diese Frage Antworten haben. Vorweg: Rund ein Viertel der insgesamt 573 Gelsenkirchener Befragten (144 Teilnehmer) gab an, das eigene Kind in einer Kita betreuen zu lassen. Nur 0,7 Prozent der Kinder werden von einer Tagesmutter betreut. Die Kinderbetreuung wird insgesamt mit der Schulnote „gut minus“ bewertet, die Kosten für die Kinderbetreuung mit einem „Befriedigend minus“, die Kitaplatz-Vergabe (im Jahr 2020 ging das neue Online-Kitaportal der Stadt an den Start) bekommt ein „Befriedigend“. Die Qualität der Betreuung erreicht insgesamt die Schulnote „Gut minus“.

Verlässliche Betreuung: Das stört Eltern an den Gelsenkirchener Kitas

Wenn man die uns gegenüber geschilderten Eindrücke der Gelsenkirchener Familien-Check-Teilnehmer nun zusammenfasst, läuft es aber eher mäßig, was die Betreuungssituation angeht. Was wünschen sich Gelsenkirchener Familien also? Es ist vor allem eine verlässliche Betreuung, die viele vermissen. Ein Elternteil etwa schreibt: „Eine durchgehende Betreuung, ohne Schließung der Einrichtung. Bei uns ist es so, dass die Kita die ersten drei Sommerferienwochen Betriebsferien hat und die OGS an der Schule die letzten drei Wochen. Eine Katastrophe für alle Berufstätigen.“

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Wieder ein anderer Vater oder eine andere Mutter schreibt: „Eine bessere Personalausstattung ist dringend erforderlich.“ Eine andere Antwort ist: „Die Erzieherinnen sollten mehr Zeit für Pädagogik haben und so besetzt sein, dass Förderung stattfinden kann und die Kinder nicht bloß gehortet werden (können).“ „Mehr Kitaplätze, da der Bedarf einfach nicht gedeckt wird. Ich hatte sehr großes Glück, einen Platz zu bekommen. Im Freundeskreis sieht es aber teilweise ganz anders aus“, schreiben andere Teilnehmende. Ähnliches antworten zwei weitere Eltern: „Es ist eine Zumutung, einen Kitaplatz zu bekommen“. Und: „Kitaplätze sollten einfacher zu bekommen sein, es gibt definitiv zu wenig Kitas für zu viele Kinder.“ Berufstätige Eltern (die beispielsweise eigenen Angaben nach im Schichtdienst arbeiten) wünschen sich flexiblere Betreuungszeiten.

Es gibt auch positive Erfahrungen: Zwar wünscht sich eine Befragte oder ein Befragter „mehr Erzieher, neuere Einrichtung“, betont aber gleichzeitig: „Wir haben aber Glück mit unserer Kita, hier scheint alles gut zu klappen (Freiligrathstraße).“ Auch andere Eltern sind „zufrieden“ mit der Betreuung in ihrer Kindertagesstätte.

In Gelsenkirchen gibt es aktuell 9684 Kindergartenplätze in den Kitas aller Träger

Auf ein besonderes Problem macht die Mutter oder der Vater eines Kindergartenkindes aufmerksam: „Wünschen würde ich mir, dass jeder die Möglichkeit hätte, sein Kind in die nahegelegene Kita zu schicken. Leider weiß ich auch, dass es nicht so leicht umsetzbar ist, wir laufen jeden Tag 30 Minuten zur Kita hin und zurück.“

Der große WAZ-Familien-Check

Insgesamt haben sich 8300 Menschen aus der Region am großen WAZ-Familien_check beteiligt, aus Gelsenkirchen haben 573 mitgemacht, Bewertungen vor allem anhand von Schulnoten gegeben.

Repräsentativ war die Umfrage nicht, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer keinen Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Die Bewertungen sind vor allem als Hinweise zu verstehen, wo etwas gut oder wo etwas schlecht läuft.

Aktuell gibt es in Gelsenkirchen insgesamt 9684 Plätze in den Kindertageseinrichtungen verteilt über alle Träger. In der Tagespflege, also den kleineren Angeboten, werden 352 Kinder betreut. Im Gespräch mit der Redaktion verweist Bildungsdezernentin Anne Heselhaus auf die gerade zuletzt teils hohen Krankenstände, die immer wieder für Engpässe beim Personal sorgen würden. „Das lässt sich nicht immer auffangen.“ Es werde aber immer Sorge getragen, dass die Betreuungszeiten abgedeckt sind. „Wir jonglieren permanent, um den Kindern und Elten gerecht zu werden“, betont die Stadträtin.

Bedarf an Kita-Plätzen: „Fortlaufend dabei, neue Einrichtungen zu schaffen“

Um dem steten Bedarf gerecht zu werden, „sind wir fortlaufend dabei, neue Einrichtungen zu schaffen. Es geht voran“, berichtet Heselhaus weiter. „Für dieses Jahr werden insgesamt 260 neue Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen geschaffen“, erklärt Holle Weiß, Leiterin des städtischen Trägers Gekita, gegenüber der Redaktion. Davon seien allein 90 Plätze in Schalke-Nord. Das bedeutet auch: Der Stadtteil hat damit die Voll-Versorgung an Kindergartenplätzen für über Dreijährige erreicht.

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Konrekt bedeutet das: Die städtische Kita Hubertusstraße 8 wird durch einen Anbau um eine Gruppe mit 25 Betreuungsplätzen für Kinder über drei Jahren erweitert. Die Fertigstellung ist hier für das Frühjahr avisiert. Die Kita „Kleine Knappen“ an der Uechtingstraße wird um eine Gruppe mit 20 Plätzen (14 Ü3- und sechs U3-Plätze) im angrenzenden Steigerhaus erweitert. Die Betreuungsplätze sollen voraussichtlich im Frühjahr/Sommer zur Verfügung stehen. Die evangelische Kita Kurt-Schumacher-Straße 146 mit 45 neuen Betreuungsplätzen (39 davon Ü3-, und sechs U3-Plätze) soll zu Beginn des neuen Kindergartenjahres im August in Betrieb gehen.

In Erle, Resse und der Resser Mark entstehen neue Kita-Plätze

Weitere Stadtteile profitieren: In Erle sollen 75 Plätze, in Resse ebenfalls weitere 75 Plätze hinzukommen, in der Resser Mark 20 Plätze. In Erle geht es da konkret um die evangelische Kita Haunerfeldstraße (53 Ü3- und 22 U3-Plätze, sie soll zum Beginn des Kindergartenjahres 2024/2025 in Betrieb gehen). Im Resser Waldquartier will das Deutsche Rote Kreuz im Herbst 2024 eröffnen, mit 53 Ü3- und 22 U3-Plätzen. In der Resser-Mark soll die städtische Kita Herforder Straße durch die Anmietung einer Dependance um eine Gruppe mit zwei Betreuungsplätzen (14 Ü3- und sechs U3-Plätze) erweitert werden. Eine Fertigstellung ist für Sommer 2024 geplant.

Fakt sei aber auch, „dass wir noch nicht alle Kinder versorgen können“, schränkt Anne Heselhaus ein. Als ihr Ziel gibt die Dezernentin aus: „Die Kinder zu erreichen, die in bildungsfernen Familien leben.“ Auch für den Zeitraum ab dem kommenden Jahr werde der Ausbau der Kindertagesbetreuung in Gelsenkirchen weiter vorangetrieben. Konkrete Maßnahme- und Terminplanungen könnten zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht belastbar genannt werden.