Gelsenkirchen. Geschlossene Kitas sind für Familien eine große Herausforderung. So sind die Zahlen für Gelsenkirchen, das beschäftigt die Eltern.

Sie sind wichtiger Pfeiler der frühkindlichen Bildung und ermöglichen Familien (eingeschränkte) Flexibilität im Berufs-Alltag: die Kindertagesstätten in Gelsenkirchen. Fällt dieser Pfeiler weg, sind die Eltern gefordert, Alternativen der Betreuung zu finden – und das meist von einem Tag auf den anderen. Wie steht Gelsenkirchen da im Vergleich zu den Nachbarstädten, wie hoch war die Anzahl der Schließtage im vergangenen Jahr? Das Statistische Landesamt (IT.NRW) hat nun aktuelle Zahlen dazu veröffentlicht.

Gelsenkirchener Kitas: So häufig mussten sie vergangenes Jahr schließen

Im Kita-Jahr 2022/23 waren die Gelsenkirchener Kitas im Schnitt an 18,6 Tagen geschlossen, im Jahr davor lag die Zahl durchschnittlich bei 17,9 Tagen und somit 0,6 Tage darunter. Als Schließtage werden in der Statistik all die Tage gezählt, an denen eine Einrichtung wegen Sommerferien (15 Tage), Teamfortbildungen oder Krankheiten geschlossen war, obwohl sie eigentlich regulär geöffnet gehabt hätte. Stundenweise Schließungen von Einrichtungen würden nicht erfasst, heißt es seitens des Statistischen Landesamts.

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Ein Blick in die anderen Städte zeigt, dass Gelsenkirchen damit etwa im Mittelfeld liegt. In Essen waren die Kitas 2022/23 durchschnittlich an 22,7 Tagen geschlossen, im Jahr davor weist IT.NRW 18,6 Schließtage aus. In Oberhausen werden 20,8 Tage verzeichnet (2021/22: 18,8), in Bottrop 16,5 (2021/22: 17), in Herne 21,9 (2021/22: 18,8). Bochum schneidet mit 16,6 (2021/22: 16,5) geschlossenen Tagen im Ruhrgebiets-Vergleich bezogen auf die beiden letzten Kita-Jahre noch am besten ab.

Ein großes Problem ist und bleibt indes weiterhin die Versorgungsquote. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 wurden in Gelsenkirchen insgesamt 9773 Kinder in einer von insgesamt 129 Tageseinrichtungen für Kinder, 24 Großtagespflegestellen (Mini-Kitas) oder bei einer von 30 privaten Tagespflegepersonen betreut. Darunter waren 2081 Kinder im Alter unter drei Jahren und 7692 Kinder im Alter von drei Jahren und älter. Das geht aus einer Vorlage der Verwaltung hervor.

Jährlich werden rund 200 Betreuungsplätze in Gelsenkirchen neu geschaffen

„Noch nie standen so viele Betreuungsplätze für Kinder unter sechs Jahren in der Stadt Gelsenkirchen zur Verfügung“, heißt es in der Vorlage weiter. Jährlich würden rund 200 Betreuungsplätze neu geschaffen, mit Blick auf die mit dem Bedarfsplan verabschiedeten Handlungsnotwendigkeiten und die weitere Maßnahmenplanung entwickele sich der Ausbau von Betreuungsplätzen in Gelsenkirchen „planmäßig“.

Nicht planbar seien jedoch Ereignisse und Entwicklungen, wie eine Versorgung von schutzsuchenden Kindern und Familien aus der Ukraine sowie eine generell gestiegene Geburtenrate. Mit Blick auf den letzten Bedarfsplan mit Stichtag 31. Dezember 2020 ist die Zahl der Kinder im Alter von unter drei Jahren um 5 Prozent und die Zahl der Kinder im Alter von drei bis unter sechs Jahren um sechs Prozent gestiegen.

Bis 2022 ist die Kinderzahl in Gelsenkirchen auf ein Rekordniveau gestiegen

Bis Ende 2022 sei laut der Vorlage die Kinderzahl innerhalb der Stadt auf ein Rekordniveau gestiegen. In Zahlen bedeutet das: Zum 31. Dezember 2011 wurde der niedrigste Stand mit 12.677 Kindern gezählt, bis Ende 2022 waren es 17.705 Kinder. „Angesichts dieser Entwicklungen spiegelt sich der Ausbau des Betreuungsangebots vor dem Hintergrund gestiegener Kinderzahlen nicht in der allgemeinen Versorgungsquote“, so die Verwaltung. Diese habe zum Ende 2022 für Kinder im Alter von unter drei Jahren tatsächlich bei 24 Prozent und für Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Beginn der Schulpflicht bei 85 Prozent gelegen.

Ein weiteres Problem brachte der große WAZ-Familien-Check zutage: In der Umfrage, nicht repräsentativ aufgrund der Teilnehmerzahl, schilderten Eltern, Mütter und Väter auch aus Gelsenkirchen ihre Sorgen bezüglich einer verlässlichen Betreuung. So wünschten sie sich eine Betreuung ihrer Kinder über die Randzeiten von 7.30 Uhr bis 16 Uhr hinaus – aufgrund einer Tätigkeit im Schichtdienst beispielsweise. Ein Blick ins Gelsenkirchener Kita-Portal, bei dem Familien ihr Kind bequem von Zuhause aus im Internet an ihrer Wunschkita anmelden können, zeigt, dass die Stadt versucht, den unterschiedlichen und teils ganz individuellen Bedarfen gerecht zu werden: Mittlerweile sind dort zehn Einrichtungen in Trägerschaft von Gekita gelistet, in denen die Kinder in der Zeit von 6 bis 20 Uhr betreut werden können. Die meisten Kitas öffnen um 7 Uhr/7.30 Uhr und schließen zwischen 16 und 16.30 Uhr.

Massive Infektionswelle: Dramatischer Personalmangel in Gelsenkirchener Kitas

Doch es gibt noch einen weiteren, viel drängenderen Punkt, sowohl für die Kinder, Eltern als auch für die Träger: der dramatische Personalmangel. Es ist nur eine Momentaufnahme, sie zeigt aber Grundsätzliches: Noch im vergangenen November kämpften die Gelsenkirchener Kitas gegen eine massive Infektionswelle: 19 Prozent der Beschäftigten in den städtischen Tageseinrichtungen für Kinder waren zu diesem Zeitpunkt krankheitsbedingt nicht im Dienst. Ein weiteres Prozent der Beschäftigten konnte aufgrund der Erkrankung des eigenen Kindes nicht arbeiten.

Auch die Einrichtungen des Kita-Zweckverbands, dem zweitgrößten Träger in Gelsenkirchen, waren betroffen, insgesamt fehlten rund zwölf Prozent der Mitarbeitenden. Grundsätzlich, so eine Sprecherin, sei der hohe Fachkräftebedarf in der Branche allgegenwärtig. Würden Krankheitsausfälle hinzukommen, sei die Personallage zusätzlich angespannt.