Gelsenkirchen. Wir wollten im großen WAZ-Check von Gelsenkirchens Familien wissen: Wie klappt‘s mit dem Spagat zwischen Arbeit, Alltag und Kindern?

Wie schaffen es Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener, Kinder, Arbeit, Haushalt und auch noch die ganzen anderen Anforderungen des Familien-Alltags unter einen Hut zu bringen? In unserem nicht-repräsentativen Familien-Check, an dem insgesamt rund 8300 Menschen aus dem gesamten WAZ-Verbreitungsgebiet teilgenommen hatten, gab es Antworten auf genau diese Frage. Eins vorab: Die 573 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Gelsenkirchen bewerteten die Familienfreundlichkeit ihres Arbeitgebers grundsätzlich mit der Schulnote „befriedigend“. Bei der Möglichkeit zum Homeoffice gibt es mit „ausreichend“ eine schlechtere Note.

573 Gelsenkirchener Familien befragt: Familie und Beruf vereinbaren – klappt das?

Einige der Befragten gaben uns auch ausführlichere Auskunft und somit Einblicke in ihre Familien-Organisation, über die Möglichkeit der „offenen Antworten“. Die Frage lautete: „Welche Angebote und Regelungen würden Sie sich wünschen, um Beruf und Familie besser übereinbringen zu können?“ Das größte Problem, so scheint es: die Kinderbetreuung. Vor allem da – und bei den Arbeitszeiten – wünschen sich viele der Eltern mehr Flexibilität und Möglichkeiten.

Eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer (sie wurden nicht namentlich erfasst) schreibt: „Arbeitgeber sollten mobiles Arbeiten und Homeoffice ermöglichen. Somit könnte man einige Kinderkrankenscheine sparen.“ Eine andere Antwort war sehr ehrlich: „Ich würde mir wünschen, dass Arbeitgeber familienfreundlicher werden und man nicht direkt in die unterste Schublade gesteckt wird, wenn eines der Kinder mal krank ist. Bei kleinen Kindern ist das nun mal so, das muss doch jeder wissen.“ Eine weitere Angabe: „Schichten sollten familiengerecht angepasst werden und oder in der Firma sollte es Kinderbetreuung geben.“

WAZ-Familien-Check: „Für Alleinerziehende schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen“

Wieder eine andere Arbeitnehmerin oder ein anderer Arbeitnehmer schreibt knapp, was er/sie sich wünscht: Eine „Vier-Tage-Woche, flexiblere Arbeitszeiten“. Eine andere Teilnehmerin wiederum: „Als alleinerziehende Mutter ist es sehr schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen, aber nicht unmöglich. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass irgendwo die Kosten gesenkt werden und man deswegen nicht noch Vollzeit arbeiten muss und dadurch so wenig Zeit für das eigene Kind hat.“

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Ein Vater antwortet: „Aufgrund miserabler Betreuungsmöglichkeiten für unsere Tochter bin ich Hausmann und habe meinen Beruf aufgegeben. Die Fragen habe ich in Bezug zum hervorragenden Arbeitgeber meiner Frau beantwortet. Bei unseren Anfragen zu U3-Betreuung und Ganztagsbetreuung im Kindergarten sowie OGS wurde uns immer gesagt: ,Leider nicht möglich‘. Also geht meine Frau Vollzeit arbeiten und ich kümmere mich um unsere Tochter und alles andere. Wenn wir über Fachkräftemangel reden: Ich habe Abitur und zwei abgeschlossene Ausbildungen (Industriekaufmann und Fachinformatiker).“

Gelsenkirchener Eltern fordern: „Betreuung müsste besser geregelt sein“

Jemand anderes hat diese Angaben gemacht: „Die Betreuung müsste besser geregelt sein und auch stattfinden. Ebenso sollten die Plätze am Wohnort liegen und nicht, dass man durch die halbe Stadt muss, weil dort noch ein Platz frei war.“ Und auch das war eine Antwort: „Es ist sehr schwer, einen Job zu bekommen, ohne Schichten und mit festen Arbeitszeiten. Habe drei Jahre intensiv gesucht, um neu zu starten. Vom Amt fehlt Unterstützung und auch das nötige Kleingeld. Man kennt keine Anlaufstellen wie zum Beispiel BUT (Anm. d. Redaktion: gemeint ist das Beruf- und Teilhabepaket) und erfährt es erst per Zufall. Man musste viel Eigeninitiative ergreifen bei der Schulwahl.“

Ein weiterer Wunsch ist: „Dass der Einzelhandel mehr berücksichtigt wird. Alleinerziehend und die Arbeitszeiten sind nicht vereinbar, da jegliche Kita oder Schulbetreuung um 16 Uhr schließt. Nicht jeder arbeitet von 8 Uhr bis 16 Uhr.“ Eine andere Befragte oder ein anderer Befragter gab an, sich einen „Abendkindergarten für Verkäufer“ besser organisieren zu können.

Ein weiterer wichtiger Punkt: die Betreuung der Kinder in den Ferien. Hier schreibt jemand: „Ferienbetreuung ist oftmals schwierig zu gestalten. Die meisten Angebote sind schnell vergriffen und meist sehr teuer.“ Wieder jemand anderes hat geantwortet: „Es sollte Sonderurlaub/die Möglichkeit freizunehmen/Minusstunden aufzubauen geben, um Betreuungsausfall zu überbrücken.“

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Einen Eindruck in die Berufswelt von Eltern vermittelt diese Antwort: „Wichtig wäre dabei die Akzeptanz beim Arbeitgeber und im Team. Manche Führungskräfte würden gerne entgegenkommen, aber es gibt keine etablierten Modelle dafür.“ Einige der Familien-Check-Teilnehmer wünschen sich beispielsweise auch eine Kinderbetreuung, die vom Arbeitgeber angeboten wird.

Doch es gibt auch die positiven Antworten, ganz knapp mit „rundum zufrieden“ auf die eingangs stehende Frage oder aber auch: „Mein Arbeitgeber tut alles für uns.“