Gelsenkirchen. Der „Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega“ aus Gelsenkirchen feiert 25-jähriges Bestehen und blickt auf Besuche von Filmstars zurück.
Als Italowestern-Held „Django“ schrieb er in den 60er-Jahren Filmgeschichte. Und im Februar 2005 schaute Darsteller Franco Nero tatsächlich persönlich in Gelsenkirchen vorbei, sorgte für einen riesigen Fanauflauf im Traditionskino „Schauburg“. Der italienische Filmstar war damals gemeinsam mit Regie-Legende Enzo Castellari auf Einladung des „Geheimnisvollen Filmclubs Buio Omega“ nach Buer gekommen. Dieser besondere Besuch zählt bis heute zu den Sternstunden des Vereins, der an diesem Samstag, 17. Februar, sein 25-jähriges Bestehen groß feiern will.
Vier Gründungsmitglieder hoben den Gelsenkirchener Club Ende 1998 aus der Taufe
„Ich habe nur die besten Erinnerungen an Franco Nero. Bei seinem Besuch hier war er ganz ruhig, unaufgeregt und unkompliziert. Und er konnte auch sehr, sehr lustig sein“, erzählt Ingo Strecker. Der 54-Jährige aus Buer ist eines von vier Gründungsmitgliedern des Filmclubs. Und er ist auch eine Art wandelndes Lexikon. Denn was auch immer interessierte Kinofreunde über seinen seltsamen Verein wissen wollen: Die Antwort hat Strecker sofort parat.
Das gilt natürlich auch für die Anfänge der Club-Historie. Also: Wie war das denn nun vor 25 Jahren mit der Gründung? Da lacht Strecker und beginnt zu erzählen: „Wir waren zu viert. Und wir waren irgendwann als Gäste bei Privatvorführungen in der Schauburg mit dabei, die eigentlich nur für die Beschäftigten des Kinos gedacht waren.“ Dort schauten sich knapp zehn Leute dann teils auch eigene Filmkopien an. Und weil Ingo und sein Bruder Olaf Strecker, beide schon damals Stammgäste der „Schauburg“, ebenfalls über einige alte Zelluloid-Schätzchen verfügten und diese einfach zu den Vorführungen mitbrachten, entstand ein erster Interessentenkreis.
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Outlook für iOS Das Clubschild des „Geheimnisvollen Filmclubs Buio Omega“ thront bei den Matineen immer im wunderschönen Foyer der „Schauburg“. Gründungsmitglied Ingo Strecker präsentiert es mit viel Stolz.
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Irgendwann entschieden die Film-Nerds, die ganze Sache auf offizielle Füße zu stellen. Deshalb gründeten sie am 31. Oktober 1998 den „Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega“. Im Februar 1999, also vor genau einem Vierteljahrhundert, fand dann an einem Samstag um 11 Uhr die erste Matinee des Clubs statt. Zwei Filme wurden damals gezeigt, deren Titel im Vorfeld aber nicht verraten wurden. Eingelassen werden aber nur Clubmitglieder, da es sich bei den monatlichen Treffen laut Strecker um geschlossene Veranstaltungen handelt. Das Gute: Jeder interessierte Gast kann trotzdem an jedem Matinee-Samstag einfach vorbeikommen, einmalig einen Beitrag von fünf Euro bezahlen – und schon erhält er als neues Clubmitglied an diesem Tag Einlass. An diesem Prozedere hat sich bis heute nichts geändert.
„Wir haben in den vergangenen 25 Jahren über 600 Filme bei unseren Veranstaltungen gezeigt“, nennt Strecker eine verblüffende Zahl. Die meisten davon gehörten zu den Filmgenres Action, Horror, Science-Fiction und Exploitation. Die meisten Werke stammen aus Europa und wurden in den 60er, 70er oder 80er Jahren gedreht. Aber auch Arbeiten aus Asien und Amerika wurden aus den Privatarchiven heraus gekramt.
Ein treuer Fan reist jedes Mal per Auto aus Leipzig extra für die Matinee in Gelsenkirchen an
Zwischen 100 und 150 Neugierige locken die monatlichen Treffen stets an. Schaut tatsächlich prominenter Besuch vorbei, so wie 2005 Franco Nero, dann ist der große Saal der „Schauburg“ mit über 400 Besuchern aber auch gern mal bis auf den letzten Platz gefüllt. „Wir haben uns im Laufe der Jahre eine treue Fangemeinde erarbeitet“, weiß Strecker. Viele würden aus dem Ruhrgebiet, dem Sauerland und dem Kölner Raum anreisen. Ein Hardcore-Fan aus Leipzig nimmt bei jeder Matinee eine mehrstündige Autofahrt für die An- und Abreise an einem Tag in Kauf. „Hier sind halt alle mit ganz viel Herzblut dabei“, betont Strecker.
Und wie sieht die Zusammensetzung des Publikums aus? Alle männlich und mittelalt? „Nein, überhaupt nicht“, antwortet Strecker. Es kämen inzwischen auch immer junge Leute unter 30, aber auch ältere Ehepaare, die Lust auf unbekanntere Produktionen aus vergangenen Zeiten hätten. „Bei unserer Auswahl sind immer auch mal B-Movies mit einem gewissen Trash-Faktor dabei. Wir haben aber jeden Film aus einem bestimmten Grund gern und wollen hier garantiert niemanden durch den Kakao ziehen“, erklärt Strecker die Auswahl, die stets vom zuständigen Clubkomitee getroffen wird.
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Das kann auch Niklaas Lengwenat bestätigen. Der 35-Jährige ist Filmvorführer in der „Schauburg“ und der Einzige im Team, der die alten Filmprojektoren im Hause noch bedienen kann. Gezeigt werden beim Filmclub nämlich ausschließlich analoge 35-Millimeter-Kopien. Das sei Ehrensache und Teil der Club-Satzung, betonen die Macher.
„Mir gefällt vor allem die enge emotionale Bindung der Filmclub-Leute zum Kino. Das hat nichts mit Konsum oder Kommerz zu tun. Das ist pure Leidenschaft“, sagt Lengwenat. Und für solch ein „besonderes, erlesenes Publikum“ führe er am allerliebsten Filme auf. Das bestätigt auch Ralf Kolecki. Der Leiter der „Schauburg“ findet: „Der Filmclub gehört zu unserem Kino einfach dazu. Wer noch nie bei einer Matinee dabei war, dem rate ich: Kommt einfach mal vorbei. Lasst euch überraschen.“
Und wie wird der besondere Geburtstag an diesem Samstag nun gefeiert? Statt der üblichen Matinee mit zwei Filmen erwartet alle Ausdauernden ein ganzer Kinotag, der um 11 Uhr beginnt und erst gegen Mitternacht enden soll. „Wir werden sechs Filme nacheinander zeigen, natürlich mit Pausen dazwischen“, kündigt Strecker an. Welches Film-Sextett das ist, wird natürlich auch diesmal nicht vorher verraten. „Das gehört halt zu unserem Konzept“, sagt Strecker und lacht. Denn seinen Beinamen „Geheimnisvoll“ trage der Filmclub schließlich nicht umsonst. . ..