Gelsenkirchen. Das närrische Virus hat Mias Familie seit drei Generationen infiziert. Prinzessin werden wollte die Zwölfjährige schon immer.
Mia Pähler alias Mia I., Gelsenkirchens Kinderprinzessin der laufenden Session, ist mit dem Karneval und den Erler Funken aufgewachsen. Schon früh hatte ihre närrisch hoch-aktive Oma sich gewünscht: Die Mia wird mal Prinzessin. Und Mia hatte nichts dagegen, im Gegenteil. Wie so viele kleine Mädchen wollte sie einmal Prinzessin sein. Nun ist es endlich soweit. Eigentlich war das schon früher geplant, doch dann kam Corona, Karneval fiel aus, und es hieß warten.
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Der Tanzgarde gehört die unübersehbar durchtrainierte Realschülerin von klein auf an. Mutter Melanie trainiert die Mini-Tanzgarde, der Vater ist „Säckelhüter“ und damit Finanzbeauftragter der großen Karnevalsgesellschaft Erler Funken, die in diesem Jahr die Regenten stellt. „Bei uns ist 365 Tage im Jahr Karneval“, lacht Vater Björn Pähler.
42 Veranstaltungen mit Auftritten als Kinderprinzenpaar
Prinzessin sein kann ganz schön anstrengend sein. 42 Auftritte hat sie zu absolvieren mit ihrem Prinzgemahl Julian II. – den sie vor der Session übrigens gar nicht kannte. Neben den Großveranstaltungen wie dem Bürgerball und dem Rosenmontagszug stehen jede Menge soziale Veranstaltungen auf dem Programm, in Seniorenheimen und anderen Einrichtungen. Seit dem 9. Januar ist Mia I. als amtliche Kinderprinzessin dreimal die Woche unterwegs, stets in vollem Ornat.
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Apropos Ornat: Das Prinzessinnenkleid hat ein Schneider für sie angefertigt, schon im vergangenen April erging der Auftrag. Seither ist sie zwar zwölf Zentimeter gewachsen: Das Kleid passt aber trotzdem noch. „Normale“ Kostüme für die Mini-Garde näht Mutter Melanie meist selbst. Aber für die Prinzessin musste ein Profi ran. Stolze 1000 Euro hat das dreiteilige Gewand mit besticktem Mantelumhang gekostet. Aber Prinzessin ist man ja nur einmal im Leben.
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Eigentlich muss Mia als Prinzessin nur lächeln und winken und eine kurze Rede – es ist immer die gleiche – gemeinsam mit ihrem Julian halten. In anderen Jahren stand deutlich mehr Training auf dem Programm für sie als Teil der Tanz-Garde. Weniger anstrengend ist das Ganze trotzdem nicht. Und bei der 20. Veranstaltung ist die Leidenschaft vielleicht nicht mehr ganz so groß wie bei der Inthronisierung am 11.11. Trotzdem: Mia nimmt es gelassen: „Nein, ich hab keinen Stress“, sagt sie. Dabei sitzt sie fünf Minuten nach der Rückkehr aus der Schule schon an den Hausarbeiten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten und Zeit für alle Veranstaltungen zu haben.
Mia I.: „Meine Freunde finden das cool!“
„Sie ist eine gute Schülerin und deshalb sind auch die Lehrer einverstanden, wenn sie wegen einer Veranstaltung mal ein bisschen früher gehen muss“, versichert der Vater. Und wie finden die Schulfreunde ihr närrisches Engagement? „Meine Freunde finden das cool, mit den anderen spreche ich da gar nicht darüber“, antwortet sie souverän.
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Wenn die Session vorüber ist, bleibt Karneval in der Familie weiterhin ein Thema. Schließlich gibt es auch im nächsten Winter die fünfte Jahreszeit und Mutter Melanie wird eine neue Choreographie für die Garde ausarbeiten und die Jugendlichen werden ganzjährig einmal die Woche zum Tanztraining kommen. Wie gesagt, für die Pählers ist 365 Tage im Jahr Karneval.
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Kinderprinz Julian II. war vor seiner Regentschaft vom Karneval gänzlich unberührt. Nur seine Mutter hat eine jecke Vergangenheit, die sie nun seit kurzem wieder als Tanztrainerin der Garde wiederaufleben lässt. Als ihre Kollegin Melanie Pähler fragte, ob ihr Sohn Julian nicht vielleicht Lust hätte, der Prinz an der Seite von Mia in dieser Session zu werden, haben Mutter und Sohn nicht lange überlegt.
Reden auf der Bühne als gutes Training
Mit Julian in diesen Tagen einen Termin zu finden, ist nicht ganz einfach. Der vor kurzem aufs Gymnasium gewechselte 15-Jährige ist aktuell „nebenbei“ noch in einem Praktikum, wo er auch schon mal Spätdienste übernimmt. Als es Samstagabend endlich ein Zeitfenster gibt, wirkt er trotzdem völlig entspannt. Von Stress mag auch er nicht sprechen. Vor allem aber betont er: „Ich hätte nicht gedacht, dass es mir soviel Spaß machen würde als Prinz. Ich hatte sofort ja gesagt zum Prinzen, weil ich gerne auf einer Bühne stehe. Als Kind hab ich schon mal in einer regionalen Filmproduktion mitgespielt, das hat mir sehr gut gefallen.“ Und er sieht die Auftritte auch als Berufsvorbereitung: „Bei den Reden, die wir bei den Veranstaltungen halten, kann ich gut mein Selbstbewusstsein trainieren.“ Auf der Bühne möchte er später auch beruflich stehen: am liebsten als Schauspieler.
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Julian Schinschicks Hobby ist eigentlich Sport, vor allem Vereinsfußball im SSV Buer, in Kürze will er mit Kickboxen beginnen. Doch jetzt geht er erstmal voll in seiner Rolle als Kinderprinz auf. Den Part des Hofstaates hat der Vater übernommen, ebenso wie bei Mia, die Mütter sind ja ohnehin dabei. Auch sein eigens für ihn angefertigtes Ornat haben die Eltern gesponsort. In der Schule ist sein Prinzen-Engagement übrigens auch für Julian kein Thema. Nur die Freunde wissen Bescheid: und für die es völlig in Ordnung.