Gelsenkirchen. Auch wenn das Festkomitee engagiert im Einsatz ist, sinkt das Budget. Zeltfest wird es nicht geben. Ganz große Namen auf der Bühne auch nicht.
Wenn heute in Gelsenkirchen die neue Session beginnt, dann ist es eine, die schon im Zeichen einer neuen Zukunft steht. Vor dem Hintergrund zahlreicher Krisen weltweit muss sich auch der heimische Karneval neu erfinden – und er tut es: Mit vielen jüngeren Akteuren, mit neuen Ideen und viel frischem Elan.
Ein Beispiel: Aus finanziellen Gründen haben die Köpfe des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval sich nun endgültig vom Format des Zeltfestes an Weiberfastnacht verabschiedet. Früher, vor Corona, bekamen die Jecken am Ende des Tages vom Zeltwirt eine ordentliche Summe übergeben, ein Anteil vom Erlös aus dem Verkauf von Getränken. Heute müsste man Unsummen bezahlen, damit überhaupt ein Wirt sein Zelt aufbauen würde. Daher feiert man, wie schon im vergangenen Jahr, den Rathaussturm nun im Hans-Sachs-Haus. „Im vergangenen Jahr durften rund 750 Gäste rein. Diesmal sind es immerhin rund 900“, erzählt Hans-Georg Schweinsberg vom Festkomitee und ergänzt: „Im Zelt waren 1750 Jecken dabei. Rechnet man 800 mal 24 Euro Eintritt, da fehlen uns rund 20.000 Euro, mit denen wir sonst den Rosenmontagszug bezuschussen konnten.“
In diesem Jahr sind noch die Räuber, de Buure und Olaf Henning dabei
Schon wird das Dilemma deutlich: Fehlen die Einnahmen hier, fehlen die Gelder dort – und das bei stetig steigenden Kosten. „Wir können von Glück sagen, dass wir in Gelsenkirchen ein paar Freunde des Karnevals haben, die uns finanziell unterstützen.“ Das närrische Treiben am Rosenmontag auf der Cranger Straße nämlich verursacht hohe Kosten durch die stets steigenden Sicherheitsauflagen. „Allein die Ordner kosten uns rund 10.000 Euro. Und würde nicht das Autohaus Basdorf kostenlos die Wagen zur Verfügung stellen, die wir als Barrieren brauchen in den Seitenstraßen, wäre der Zug für uns nicht mehr realisierbar.“
Ein spürbarer Wermutstropfen für das feierfreudige Narrenvolk wird es auch sein, dass künftig nicht mehr bekannte Namen aus dem Kölner Karneval die Plakate zum Rathaussturm zieren werden. In diesem Jahr muss man noch vertraglichen Verpflichtungen nachkommen aus der Zeit vor der Pandemie und hat mit den „Räubern“, „de Buure“ und Olaf Henning gleich drei Höhepunkte zu bieten, danach jedoch ist damit Schluss. „Für 2025 müssen wir das herunterfahren“, so Schweinsberg. Er sagt ganz deutlich: „Die goldenen Jahre sind erst einmal vorbei.“
An den Erfolg des Kinderumzugs anknüpfen
Das aber schaffe ja auch mehr Raum für Darbietungen aus den Gelsenkirchener Vereinen. Und man hofft, Newcomer verpflichten zu können, bevor sie in Köln Karriere machen. „Das ist uns ja damals mit Querbeat gelungen. Die hatten wir für kleines Geld gebucht und als die zwei Jahre später zu uns kamen, hatten die sich schon einen Namen erspielt.“
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Eine echte Erfolgsgeschichte aus der letzten Session will man unbedingt weiterschreiben: Die Neuauflage des Kinderumzugs. Der hatte ja im Februar erstmals in der buerschen Innenstadt stattgefunden – auf ganz kurzer Strecke und mit einem absoluten Besucherrekord. „Es wird auf der Domplatte mehr Angebote geben, auch Verpflegung, und dazu ein schönes Bühnenprogramm“, so Hans-Georg Schweinsberg, der bis heute beim Gedanken an die Premiere ins Schwärmen gerät: Das war ja so schön! Das war wie auf dem Alter Markt in Köln.“ Daher sind sich die Mitglieder des Festkomitees auch sicher, die Zuschauerzahl von 2.500 Gästen kann man wieder erreichen – oder sogar übertreffen.
Kartenvorverkauf läuft auch in der Krise gut
Ob man in Sorge sei, die sinkende Kaufkraft der Menschen, besonders in Gelsenkirchen, könnte sich auf die Veranstaltungen auswirken? „Das spüren wir aktuell nicht. Der Vorverkauf läuft gut, die Menschen wollen feiern. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sie das eine oder andere Bier weniger trinken.“
- Für das heutige Hoppeditzerwachen im Hans-Sachs-Haus gibt es noch Restkarten an der Abendkasse. Sie kosten 10 Euro. Einlass ist um 18 Uhr.
- Im Hans-Sachs-Haus läuft auch bereits der Vorverkauf für den Rathaussturm an selber Stelle und letztmals mit so prominenter Besetzung. Jener findet an Weiberfastnacht, Donnerstag, 8. Februar, ab 19 Uhr statt. Die Tickets kosten 24 Euro pro Stück.