Gelsenkirchen. Im November wird in Gelsenkirchen die neue Karnevals-Session eröffnet. Zwei Top-Karnevalisten blicken schon einmal auf die kommenden Monate.
Als in der vergangenen Session der Karneval in Gelsenkirchen nach der Pandemie wieder richtig Fahrt aufnahm, mussten die Jecken viele Herausforderungen meistern. Das gelang. Punktuell fast ein bisschen zu gut. Denn jetzt, wo die Vorbereitungen für die nächste Session laufen, kommen dadurch neue Aufgaben auf das Festkomitee zu. Der Kinderumzug etwa, der erstmals im Februar dieses Jahres in Buer stattfand und ein fulminanter Erfolg war, zog derart viele Menschen auf die Hochstraße und die Domplatte, dass die Veranstaltung nun ein Sicherheitskonzept braucht.
„Der Kinderumzug war ein Mega-Erfolg“, sagt Björn Tondorf, Präsident des Festkomitees, und erinnert: „Die Veranstaltung stand vor dem Aus.“ In kurzer Zeit und kleiner Runde mit Repräsentanten der Stadt, der Kommunalpolitik und der Polizei, stellte das Festkomitee damals die Alternative in Buer auf die Beine. „Meine optimistische Schätzung war, dass eintausend Menschen kommen.“ Es waren mehr als doppelt so viele.
Kinderumzug soll die größte Freiluftveranstaltung von Gelsenkirchen-Buer werden
„Beim Blick von der Bühne auf die prall gefüllte Domplatte, das war wie am Elften im Elften in Köln – ein dolles Gefühl“, schwärmt Hans-Georg Schweinsberg, Mitglied des Festkomitees, heute wie damals und wiederholt die Vision: „Die größte Freiluftveranstaltung von Buer zu etablieren, das ist weiterhin unser Plan.“ Nur bedarf der jetzt eben etlicher Sicherheitsvorkehrungen, etwa einiger Sperrungen der Seitenstraßen. Die Jecken hoffen, das alles aus den eigenen Reihen stemmen zu können und zu dürfen. „Sollten wir da professionelle Sicherheitskräfte einsetzen müssen, so wie beim Zug in Erle, ist klar: Diese Kosten könnten wir zweimal nicht stemmen“, so Schweinsberg.
„Zumal sich die Kosten für den Zug in Erle in diesem Jahr im Gegensatz zu 2020 verdreifacht haben“, sagt Björn Tondorf. Tendenz steigend. Und das ist nur ein Aspekt, der die Kulisse durchaus schwierig gestaltet. So finde der Rathaussturm im kommenden Jahr auch wieder im Hans-Sachs-Haus und nicht in einem Festzelt statt. Diese seien unbezahlbar geworden, so die Jecken. Also findet die abendliche Sause mit deutlich weniger Gästen als im Zelt statt, dafür jedoch mit großem Line-Up: Es kommen aus Köln die „Räuber“ und die „Buure“, zudem steht Olaf Henning auf der Bühne. „Das ist schon ein Pfund“, sagt Hans-Georg-Schweinsberg und erklärt, der Vorverkauf laufe bereits.
Teilnehmer gesucht für die Karnevalsumzüge
Bei allen Aktivitäten müssen die Gelsenkirchener Jecken natürlich mit den allgemeinen Kostensteigerungen umgehen. Bedeutet: Es braucht mehr Sponsoren. „Da sind wir schon dran“, sagt Björn Tondorf. Dafür habe man auch den schon länger bestehenden Förderverein für karnevalistische Brauchtumspflege eingebunden.
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Gleichzeitig suchen die Karnevalisten auch personelle Verstärkung – für beide Umzüge, am Tulpensonntag in Buer und am Rosenmontag in Erle. Denn weil es für die örtlichen Vereine immer schwieriger ist, Hallen für den Wagenbau zu finden, Zugmaschinen oder Sattelschlepper, gab es zuletzt weniger Mottowagen. Man wünscht sich mehr Vielfalt, in jeder Hinsicht. „Es können sich Fußballvereine melden oder Kleingartenvereine, Sportvereine oder auch Unternehmen. Es haben sich schon zwei Firmen angemeldet“, sagt der Präsident des Festkomitees und erklärt, die Teilnehme sei kostenlos. Mitmachen kann jeder, nur Parteien, die für sich werben, sind nicht erlaubt.
Motto der nächsten Session: „Unser Karneval bleibt bunt“
Am liebsten, meint er, hätte man es, wäre der Rosenmontagszug ein Querschnitt durch die Gesellschaft. So würde man sich freuen, ihn auch multikulturell aufstellen zu können. Ganz passend zum Motto der nächsten Session: „Unser Karneval bleibt bunt.“ Das wirkt auf mehreren Ebenen, zielt zum einen ab auf die Selbstverständlichkeit von Diversität im Karneval und zum anderen meint es, jedes Kostüm ist willkommen. Bedeutet konkret: „Kinder dürfen als Indianer gehen, oder als Mexikaner mit Sombrero.“
Ein Jahr nach der massiven Verjüngungskur für das Festkomitee sind die Herausforderungen ebenso groß wie die Pläne, die Ideen und die Energie aller Akteure. Deren frischer Wind sei in allen Sitzungen spürbar. „Es sind jetzt viele junge Leute dabei, die ganz andere Ideen haben. Dabei ist es besonders wichtig, dass wir am alten Brauchtum immer festhalten“, so Tondorf, der die neue Tatkraft nun auch stärker nach außen tragen will. „Du musst den Leuten zeigen, dass der Karneval in Gelsenkirchen da ist und aktiv. Viele Menschen in der Stadt wissen gar nichts über dieses Brauchtum. Es ist nur etwa ein Prozent der Bevölkerung im Karneval aktiv.“ Da sei also viel Luft nach oben. „Und genau deswegen müssen wir künftig den Karneval in der Stadtgesellschaft noch viel mehr sichtbar machen. Das ist unsere Aufgabe für die Zukunft.“
Wer an den karnevalistischen Umzügen teilnehmen möchte, kann sich beim Zugführer Robert Kemski melden: 0209 798 954.