Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen wird ein besserer Überblick zu den vielen Schulbauten eingefordert. Wenn es hakt, dann hat das vor allem einen Grund.

Sie hat sich scheinbar gelohnt, die von der CDU beantragte Sondersitzung des Bildungsausschusses zum Thema unerledigte Schulbaumaßnahmen. Wobei die Antwort auf die Frage nach den Gründen für das Stocken eigentlich immer „Personalmangel“ lautet. Offenbar ist es der Engpass im Bereich Ingenieure für Haustechnik, der besonders hart ins Kontor schlägt. Zumindest führte dies Hochbau-Referatsleiter Tino Gäfke wiederholt als Grund an, da komplexe Bauten nicht ohne kompetente Projektleitung möglich sei.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU, Markus Karl, begründete die Forderung nach besserer Übersicht über die Fortschritte bei Schulbauten mit der Tatsache, dass Schulbau quasi der einzige Faktor im Schulbereich ist, den die Kommune selbst steuern kann. Künftig soll es nun – durchaus auch von den anderen Fraktionen begrüßt – zweimal im Jahr im Fachausschuss eine Gesamtübersicht über Schulbauprojekte im Stadtgebiet und den Stand der Planungen und Arbeiten geben. Auf Anregung von Dezernentin Anne Heselhaus soll diese nach Stadtbezirken sortiert sein.

Kein Update zur Gesamtschule Erle im Bildungsausschuss

Wie notwendig solch ein regelmäßiger Überblick ist, zeigte sich bei der Nachfrage zur Gesamtschule Erle. Zuletzt war ein Zwischenbericht zum seit Jahren stockenden Ausbau dieser Gesamtschule, die alljährlich besonders viele Schüler mangels Raum abweisen muss, in der Bezirksvertretung Ost quasi stecken geblieben. Die Erkenntnisse daraus wurden nicht dem Bildungsausschuss weitergeleitet.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Dabei hatten die Erkenntnisse in es in sich: Die Neuausschreibung der Planungen ist nach der Trennung vom ursprünglichen Architekten im Jahr 2022 unter anderem wegen explodiertem Kostenrahmen „nicht gelungen“, wie die Bauverwaltung auf Nachfrage erklärte. Der Raumbedarf habe sich zwischenzeitlich nach Rücksprache mit dem Bildungsreferat erhöht, es müssten zusätzlich zu den bisherigen Planungen 540 weitere Quadrameter gebaut werden. Zudem müsse es nun größere Klassenräume mit je 70 statt 60 Quadratmetern Fläche geben, um modernen Anforderungen gerecht werden zu können. Auch der Raumbedarf der Mensa sei ein anderer, es gelte, mindestens 480 statt wie anfangs geplant 350 Essen in zwei Schichten ausgeben zu können. Das aber erfordere vollständig neue Berechnungen, erklärte Tino Gäfke im Ausschuss.

Nur eine von fünf Stellen aktuell besetzt

Aus Kostengründen hatte man in Erle auf die Bebauung des Parkplatzes und auch auf eine Unterkellerung verzichten wollen, auch der Haupt- und Mischwasserkanal sollte nicht überbaut werden. Das allerdings sei nun wohl kaum noch realisierbar. „Bedingt durch die zur Verfügung stehenden Personalressourcen und die hohe Aufgabendichte konnte diese Maßnahme deshalb nicht, wie ursprünglich geplant, kontinuierlich fortgesetzt werden“ heißt es in der vom Baurat Christoph Heidenreich unterzeichneten Stellungnahme dazu. Ein Grund auch hier: Fehlendes Personal zur Begleitung der Maßnahme. Aktuell sei nur eine von fünf neuen Stellen in dem Bereich besetzt, erklärte Gäfke.

Auch interessant

Eine gute Nachricht gab es aber auch: Anfang 2024 soll tatsächlich Baustart für den Oberstufenbau der Kulturschule in Modulbauweise sein, sodass davon auszugehen sei, so Gäfke, dass hier im Sommer 2025 die ersten Fünftklässler starten können. 8,3 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Auch beim Hauptgebäude der Kulturschule, das eigentlich bereits in Betrieb sein sollte, habe man „Phase 5 erreicht“ und rechne mit dem Baustart im kommenden Jahr. 124,3 Millionen Euro sind hierfür aktuell veranschlagt. Eingeplant waren ursprünglich 65 Millionen Euro. Der Bau müsste bis 2027 fertiggestellt sein, um ein fließendes Aufwachsen der Schule zu ermöglichen, da im Oberstufentrakt nur zwei Jahrgänge untergebracht werden können.

Als eindeutigen Erfolg wertete Gäfke, dass durch Bauverzögerungen keine Fördermittel verschenkt worden seien. Alle möglichen Zuschüsse seien dank „atmender Planung“ im Sinne von Anpassung der Priorisierung ausgeschöpft worden. Was er nicht erwähnte: Bei der Kulturschule hat es durch die Verzögerungen durchaus Verluste in Gestalt entgangener KFW-Fördermittel in stattlicher Höhe gegeben.