Gelsenkirchen. Die Verkehrsplanung im Gelsenkirchener Norden beschäftigt die Menschen schon lange. Jetzt liegen konkrete Pläne für eine „Umfahrung Buer“ vor.
Es ist ein Thema, das Verwaltung, Politik und Bürger in Gelsenkirchen schon seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten beschäftigt: Die „Umfahrung Buer“, also der Plan, den motorisierten Verkehr im Stadtnorden um die Buersche City herum statt, wie bisher, mitten durch sie hindurch zu leiten. Jetzt scheint ein wenig Bewegung in die Sache zu kommen: Ein von der Verwaltung beauftragtes Planungsbüro hat ein Gutachten vorgelegt, in dem konkrete Vorschläge gemacht werden, wie eine solche Umfahrung aussehen könnte.
„Mit Hilfe des Gutachtens sollen Maßnahmen erarbeitet werden, die den Verkehr durch die Innenstadt von Buer reduzieren, ohne aber andere Bereiche zu überlasten“, erläuterte Stadtbaurat Christoph Heidenreich. „Außerdem sollte ermittelt werden, wie die Ringumfahrung zu gestalten ist, damit sie von den Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern auch genutzt wird.“
Gelsenkirchens Stadtbaurat: „Buer noch attraktiver gestalten“
Das aktuell größte Problem durchschneidet die Buersche Innenstadt von Süd nach Nord und heißt De-la-Chevallerie-Straße: Eine Umfahrung soll vor allem das Ziel haben, Autofahrerinnen und -fahrer dazu zu bewegen, diese Straße zu meiden und stattdessen um die City herumzufahren. „Die Veränderung der Verkehrssituation schafft die Voraussetzung, um Buer noch attraktiver zu gestalten und den Rathausplatz sowie die De-la-Chevallerie-Straße enger an die Innenstadt anzubinden“, skizziert Heidenreich den Stellenwert des Gutachtens für weitergehende Überlegungen. „Auch die Erreichbarkeit der Innenstadt vom Busbahnhof aus soll so verbessert werden“ – bislang muss man auf dem Weg vom Busbahnhof in die City die viel befahrene De-la-Chevallerie-Straße überqueren.
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Sowohl in der Bezirksvertretung Nord als auch in der Sitzung des Verkehrsausschusses am Donnerstag dieser Woche stellte Nicolas Mellinger von der PTV Transport Consult GmbH das Gutachten vor. Mellinger und seine Kollegen hatten im Frühjahr 2022 Verkehrsmessungen auf der De-la-Chevallerie-Straße sowie der Umfahrung über Vom-Stein-Straße, Ostring und Nordring angestellt und Daten gesammelt. Mithilfe dieser Daten entstand dann eine Simulation, die zeigt, wie sich die Verkehrssituation darstellt, wenn man entsprechende Änderungen vornimmt. Dazu gehört der zweispurige Ausbau der Vom-Stein-Straße – aber auch ein Tempo-30-Limit auf der De-la-Chevallerie-Straße, die zudem nur noch einspurig befahren werden soll.
Reisezeit soll trotz längerer Strecke mindestens gleich bleiben
Das hätte laut Nicolas Mellinger zahlreiche positive Auswirkungen. „Wenn man nach Norden will und dann an der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße/Vom-Stein-Straße rechts abbiegt, statt geradeaus über die De-la-Chevallerie-Straße zu fahren, bleibt die Reisezeit zum Nordring gleich beziehungsweise kann sich sogar verkürzen, obwohl die Strecke länger ist“, so der Experte. Außerdem würde es weniger Autolärm an der De-la-Chevallerie-Straße geben, dort würde man durch die Reduzierung auf nur eine Fahrspur pro Richtung auch Platz für den Radverkehr gewinnen: Die Aufenthaltsqualität würde sich erhöhen.
Bei den meisten Parteien im Verkehrsausschuss stießen die Pläne auf Zustimmung und Lob, eine Ausnahme bildete die AfD: Ratsfraktionsmitglied Mathias Pasdziorek lehnte das Ziel, den Durchgangsverkehr von der De-la-Chevallerie-Straße fernzuhalten, grundsätzlich ab. Die Einführung von Tempo 30 dort will er auch nicht: „Freie Fahrt für freie Bürger sieht anders aus“, so der AfD-Mann.
Bis die Bagger anrollen, wird es wohl noch mehrere Jahre dauern. „So weit, dass wir vom Anfang einer Baumaßnahme sprechen können, sind wir noch nicht“, schränkte Stadtbaurat Christoph Heidenreich ein. Ob und wie eine Umfahrung nun tatsächlich realisiert werden soll, müsse nun in den politischen Gremien beraten werden. „Als nächster Schritt und weitere Planungsgrundlage soll nun eine Machbarkeitsstudie für ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept für die anliegenden Straßen und Plätze erarbeitet werden“, kündigte Heidenreich an.