Gelsenkirchen. Welche Schule ist für mein Kind die richtige? Wir haben Gelsenkirchener Gymnasial-Leitungen gefragt, welche Talente Kinder mitbringen sollten.

Für Eltern von Viertklässlern fallen aktuell schwere Entscheidungen an: Auf welche weiterführende Schule sollte unser Kind gehen, welches ist gerade für sie oder ihn die am besten geeignete Schulform? Sollten wir uns auf die Schulformempfehlung der Grundschule verlassen? Über- oder unterfordern wir den Nachwuchs bei dieser oder jener Entscheidung? Wir haben zwei Gelsenkirchener Gymnasialleitungen befragt, was ein Kind mitbringen sollte an Talenten und Kompetenzen, wenn es erfolgreich an einem Gymnasium lernen möchte.

Markus Klein leitet das Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasium in Buer. Leistungs- und Kooperationsbereitschaft sind seiner Erfahrung nach wichtige Voraussetzungen.
Markus Klein leitet das Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasium in Buer. Leistungs- und Kooperationsbereitschaft sind seiner Erfahrung nach wichtige Voraussetzungen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

AvD-Leiter: Leistungs-und Kooperationsbereitschaft sind wichtig

Markus Klein, Leiter des Annette-von-Dorste-Hülshoff-Gymnasiums (AvD) und die dortige AvD-Erprobungsstufen-Leiterin Sabine Orzessek sehen dafür nicht unbedingt den Top-Notenschnitt als Hauptkriterium, sondern vor allem Leistungsbereitschaft und Interesse am Lernen und damit verbunden auch Durchsetzungskraft. Wichtig sei, dass Gymnasiasten „in der Gruppe auf sich aufmerksam machen, aber auch zuhören können, Kooperation zulassen“, betont Markus Klein. „Die Kinder sollten sich mit Problemen auseinandersetzen und nicht so schnell aufgeben, wenn etwas nicht sofort verstanden wird. Sie müssen bereit sein, eine Fragestellung auch zwei oder dreimal zu lesen, wenn sie etwas nicht sofort verstehen, sich festbeißen können. Das setzt auch Belastbarkeit voraus,“ ergänzt Sabine Orzessek.

Tipp: Abstraktionsvermögen mit Knobelaufgaben testen

Ein Tipp der Pädagogin: „Das kann man gut mit Knobelaufgaben testen, bei denen es auch auf Abstraktionsvermögen ankomme. Es geht ja am Gymnasium nicht nur ums auswendig lernen, also reproduzieren, sondern darum, sich auch Zusammenhänge zu erschließen.“ Dass Eltern den Kindern bei Hausaufgaben helfen können, sei nicht nötig. Hilfreich sei aber, so Markus Klein, „wenn die Familie Interesse zeigt an dem, was das Kind lernt, wenn Eltern Wertschätzung gegenüber der Schule und dem Lernen zeigten.“

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Dabei wünsche man sich auch, dass Eltern, die Hilfe brauchen, die unsicher sind, wie sie ihr Kind sinnvoll unterstützen können, sich melden. Manche Information dazu bekomme man aber in der Regel schon beim Übergang von der Grundschule, die ihre Kinder ja bereits kenne. Daher sei die Empfehlung der Grundschule für eine Schulform in der Regel auch durchaus hilfreich für eine richtige Entscheidung. Am AvD lernen laut Sabine Orzessek Kinder von rund verschiedenen 20 Grundschulen.

Christhilde Schwindt leitet das altehrwürdige Grillo-Gymnasium im Stadtsüden. Das Ganztags-Gymnasium hat zwar mehr Zeit zum Fördern: Aber auch hier sollten Kinder bereit sein, eigenständig zu lernen und zwar nicht nur Dinge, die Spaß machen.
Christhilde Schwindt leitet das altehrwürdige Grillo-Gymnasium im Stadtsüden. Das Ganztags-Gymnasium hat zwar mehr Zeit zum Fördern: Aber auch hier sollten Kinder bereit sein, eigenständig zu lernen und zwar nicht nur Dinge, die Spaß machen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Grillo-Leiterin: Bereit sein auch Dinge zu lernen, die nicht nur Spaß machen

Das Grillo-Gymnasium in Gelsenkirchen – ein Ganztags-Gymnasium im Gegensatz zum AvD – erklärt die Anforderungen an Gymnasiasten und Gymnasiastinnen bereits bei Infoveranstaltungen in den Grundschulen im Haupteinzugsgebiet im Stadtsüden. Auch hier geht es nicht in allererster Linie um Noten, sondern um „Neugier, Spaß am Lernen und Motivation“, wie Schulleiterin Christhilde Schwindt betont. Die Grundschulempfehlung könne man durchaus als richtungsweisend sehen, aber es werde auch individuell beraten. „Wichtig ist eine gute Selbstorganisation des Kindes. Es sollte Zettel aus der Schule eigenständig daheim abgeben und auch selbst daran denken, etwa die Sportsachen einzupacken“, mahnt Christhilde Schwindt. Selbstständigkeit sei entscheidend.

Das Lern- und Arbeitstempo sei ein anderes als in der Grundschule, warnt sie. Ohne die Bereitschaft, auch Dingen „Konzentration zu schenken, die keinen Spaß machen, aber gemacht werden müssen, wie etwa Vokabeln lernen, geht es nicht. Es geht nicht allein nach dem Lustprinzip. Und die Kinder sollten bereit sein, regelmäßig zu lernen, zuhause und in der Schule. Saisonarbeit genügt nicht“, erklärt Schwindt. „Von Eltern wünschen wir uns, dass sie ihre Kinder zur Selbstständigkeit anleiten. Bei Hausaufgaben helfen müssen sie ohnehin nicht, die werden ja dank Ganztag in der Schule gemacht. Und wer dabei Fragen hat, findet hier individuelle Unterstützung.“

Die Anmeldungen zu Gelsenkirchens weiterführenden Schulen für das Schuljahr 2024/25 laufen im Januar und Februar 2024.