Gelsenkirchen. „ZDI Netzwerk Gelsenkirchen“ feiert sein zehnjähriges Bestehen. Knapp 14.700 Kinder und Jugendliche wurden seitdem für Technikberufe begeistert.

Sie haben gelernt, wie sich aus Sonnen- und Windkraft reichlich Strom erzeugen lässt. Sie bauten Roboter aus Lego-Steinen und programmierten diese so, dass damit auch komplexere Aufgaben erledigt werden konnten. Und sie experimentierten zuletzt sogar erfolgreich mit modernsten 3D-Druckern. Exakt 14.696 Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen zehn Jahren an den rund 600 Kursen des „ZDI Netzwerks Gelsenkirchen“ teilgenommen. Dieses nutzt seinen runden Geburtstag nun, um noch einmal auf das Erreichte zurückzublicken – aber auch, um nach vorne zu schauen.

In den Kindern und Jugendlichen die Begeisterung für Technik entfachen

Zwei Schwungräder der Netzwerk-Maschine: (v. l.) ZDI-Leiter Thorsten Balgar und Wissenschaftspark-Geschäftsführer Wolfgang Jung.
Zwei Schwungräder der Netzwerk-Maschine: (v. l.) ZDI-Leiter Thorsten Balgar und Wissenschaftspark-Geschäftsführer Wolfgang Jung. © Thomas Richter

Der Ausgangspunkt zu diesem Projekt war eine ebenso wichtige wie zukunftsweisende Frage: Wie lassen sich mehr junge Menschen für die sogenannten „MINT“-Fächer begeistern? Hinter dieser Abkürzung verbergen sich: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften sowie Technik. Denn für Unternehmen und Industrie ist es von enormer Bedeutung, dass auch perspektivisch genügend Talente in diesen Berufsfeldern nachrücken.

„Für uns ist die Nachwuchsförderung enorm wichtig, weil wir damit unseren Beitrag zur Fachkräftesicherung von morgen leisten wollen“, sagt Thorsten Balgar, der das hiesige „ZDI Netzwerk“ leitet und koordiniert. Angesiedelt ist es seit seiner Gründung im Jahr 2013 im Ückendorfer Wissenschaftspark. Dort wurde drei Jahre zuvor auch das Schüler-Labor, „Energy-Lab“ genannt, aus der Taufe gehoben. Dieses wird bis heute von Ralf Engelbrecht-Schreiner geleitet und war quasi die Keimzelle für das später geknüpfte Netzwerk, das sich bis heute vornehmlich über Sponsorengelder, aber auch über Förderprogramme des Bundes, des Landes NRW und der Europäischen Union finanziert.

Mehrere Gelsenkirchener Schulen sind seit dem Start 2013 Teil des Netzwerks

Ein Blick durch die Schweißerbrille: Das „ZDI Netzwerk Gelsenkirchen“ will Schülerinnen und Schüler für Technikberufe begeistern.
Ein Blick durch die Schweißerbrille: Das „ZDI Netzwerk Gelsenkirchen“ will Schülerinnen und Schüler für Technikberufe begeistern. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das Besondere an dem „ZDI Netzwerk“ ist, dass hier Akteurinnen und Akteure aus der Wirtschaft, Wissenschaft und den Schulen stets Hand in Hand zusammenarbeiten, um bei jungen Leuten den Spaß und die Begeisterung für Technikberufe zu wecken. „Wir pflegen heute Kooperationen zu rund 40 Schulen aus Gelsenkirchen und der näheren Umgebung“, sagt Balgar. Beispielhaft nennt er etwa die Gesamtschule Ückendorf sowie das Ricarda-Huch- und das Grillo-Gymnasium, die allesamt seit Netzwerk-Gründung mit an Bord seien. Wie sehr sich eine einzelne Schule engagiert, hänge aber letztlich immer vom Interesse und Engagement des Lehrerkollegiums im jeweiligen Schuljahr ab, weiß Balgar aus Erfahrung.

Auch Wolfgang Jung, einer der beiden Geschäftsführer des Wissenschaftsparks, war von Beginn an mit dabei und stets einer der Motoren, der dieses Projekt mit antrieb. „Vernetzte Stadt, klimaneutrale Industrie, nachhaltige Gebäude und Quartiere: Für diese Langfristaufgaben brauchen wir mehr denn je motivierten, technischen Nachwuchs – vom Handwerk bis zur Hochschule“, betont auch er den Stellenwert des Projekts. Jung bedankte sich bei allen Partnern, die sich für diese Ziele seit zehn Jahren im Netzwerk gemeinsam engagiert hätten.

Roboter-Wettbewerb und Techniktag Gelsenkirchen gehören zum Netzwerk-Angebot

Der Roboterwettbewerb zählt zu den traditionellen Angeboten des „ZDI Netzwerks Gelsenkirchen“.
Der Roboterwettbewerb zählt zu den traditionellen Angeboten des „ZDI Netzwerks Gelsenkirchen“. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Für das Netzwerk arbeitet derzeit ein rund 15-köpfiges Team, der Großteil davon sind Honorardozentinnen und -dozenten. Sie bieten ihre Zusammenarbeit mit den Schulen an einzelnen Projekttagen mit etwa vier Unterrichtsstunden sowie bei Kursen und Arbeitsgemeinschaften mit zehn bis 60 Stunden an. Oft erstreckt sich ein Netzwerk-Kurs auch über ein Schulhalbjahr. „Längerfristige Kurse ermöglichen ein intensiveres Einarbeiten in die Materie“, erklärt Balgar.

Zu den etablierten Formaten des „ZDI Netzwerks“ gehört etwa der jährlich stattfindende Roboter-Wettbewerb sowie der Techniktag Gelsenkirchen: Diese Berufsmesse mit Mitmachcharakter findet seit 2019 regelmäßig statt. Dort können Firmen und Organisationen aus technik- und wissenschaftsaffinen Branchen den Kontakt zu Schülern knüpfen. Über 1000 Jugendliche aus Gelsenkirchen profitierten bislang von diesem Angebot. Der nächste Techniktag ist für den 8. November im Wissenschaftspark geplant.

Auch 150 Geflüchtete wurden in besonderen Förderklassen betreut

Beim Projekt „Graeducation“ knüpfte das Netzwerk zudem erfolgreich Kontakte nach Griechenland. Auch die „ZDI-Handwerkstatt“, bei der die Jugendlichen an Mitmachstationen sieben verschiedene Gewerke kennenlernen und ausprobieren konnten, stieß stets auf großen Anklang. Das gilt auch für die Kurse, die das Netzwerk für internationale Förderklassen anbietet. Neben der Ausbildung in den MINT-Fächern stand für die addiert rund 150 Geflüchteten vor allem der Spracherwerb im Fokus – sehr oft mit erfreulichen Resultaten.

Und was steht in der näheren Zukunft an? Da nennt Balgar vor allem den neuen Kurs „Bits4Teens“. Dabei handelt es sich um außerschulische IT-Angebote für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis 13. Es wird finanziert aus einem EU-Fördertopf. Geplanter Start: Januar 2024.

Zahlen, Daten und Fakten zum „ZDI Netzwerk Gelsenkirchen“

Die Abkürzung „ZDI“ steht für „Zukunft durch Innovation“. Das erste Netzwerk dieser Art wurde laut Thorsten Balgar 2007 in Bochum gegründet. Sechs Jahre später folgte die Gründung in Gelsenkirchen. Beim „ZDI“ handelt es sich laut dem NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft um „die größte und erfolgreichste Initiative zur außerschulischen Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in Europa“.

Während der Corona-Pandemie vollbrachte das „ZDI Netzwerk Gelsenkirchen“ eine logistische Meisterleistung. Aufgrund der eigenen Räumlichkeiten im Wissenschaftspark und eines feinsäuberlich ausgetüftelten Hygienekonzepts konnte der ruhende Kursbetrieb bereits nach zehn Wochen wieder aufgenommen werden. Bei anderen hätte dieser Schritt erst nach anderthalb Jahren Zwangspause geklappt, so Balgar.

Gesucht werden derzeit Sponsoren für ein Robotik-Projekt für Grundschulen. Die bisherige Förderung dafür sei im Vorjahr ausgelaufen, so Balgar. 12.000 Euro seien dafür pro Jahr vonnöten. Für 2023 seien bislang 8000 Euro zusammengekommen. Kontakt zum ZDI-Koordinator per E-Mail: .