Gelsenkirchen. An drei Adventstagen werden in Gelsenkirchens Zentren die Parkautomaten abgeschaltet. Unser Autor findet: eine zu teure Idee aus der Mottenkiste.

Wer in Gelsenkirchen Politik macht, der muss mit wenig Geld klarkommen: Jedes Jahr haben die Fraktionen deswegen nur einen kleinen Millionenbetrag zur Verfügung, um eigene Herzensprojekte auf den Weg zu bringen. Heißt: Man wird die Stadt sicher nicht mit einem Haushaltsantrag retten können. Wohl aber darf man erwarten, dass Gelsenkirchens Politiker dann zumindest besonders sorgfältig mit dem Geld umgehen, das sie zur Verfügung gestellt bekommen. Dass das nicht immer der Fall ist, zeigt eine jetzt umgesetzte Initiative der CDU aus dem vergangenen Jahr: 50.000 Euro für drei parkgebührenfreie Tage in Buer und der Altstadt. Das ist eine geldverschwenderische Idee aus der Mottenkiste. Lesen Sie hierzu: Wer Buer und Gelsenkirchen-City per Auto besucht, spart Geld

Wegfallende Parkgebühren sind kein geeignetes Lockmittel für Weihnachtsshopping in Gelsenkirchen

Wer beispielsweise an der Munckelstraße in der Altstadt parken möchte, muss dafür aktuell mindestens zehn Cent (für acht Minuten) in den Automaten werfen. Danach kann die Parkzeit für jeweils fünf Cent um je vier Minuten verlängert werden. Für einen vierstündigen Besuch in der Altstadt sind das rund drei Euro. Für das Geld bekommen Sie vielleicht gerade so ein belegtes Brötchen bei einem der vielen SB-Bäcker in der City. Aber würden Sie gerade deshalb den Weihnachtseinkauf in Gelsenkirchen erledigen, weil sie sich diesen überschaubaren Betrag beim Parken sparen könnten? Ich wette auf ein deutliches Nein.

In Gelsenkirchen fallen an drei Tagen die Parkgebühren weg. WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako hält das für Geldverschwendung.
In Gelsenkirchen fallen an drei Tagen die Parkgebühren weg. WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako hält das für Geldverschwendung. © funkegrafik nrw | Anna Stais

Wer die Innenstadt besucht und dann plötzlich kein Geld in die Parkautomaten werfen muss, für den ist es ein kleiner Glücksmoment – so als würde man eine Euromünze auf dem Boden finden. Aber entscheidend ist das sicher nicht, um den Besuch der City in guter Erinnerung zu behalten. Da kommt es auf ganz andere Sachen an, vor allem auf ein attraktives Angebot und eine angenehme, festliche Stimmung.

Bitte nicht falsch verstehen: Den Händlern in der Stadt sei jede Zusatzeinnahme gegönnt. Nur könnte man sie mit 50.000 Euro sicher auch wirksamer unterstützen.

Man sollte Gelsenkirchen nicht mit dem Centro vergleichen

Aber nehmen wir mal kurz an, die Parkgebühren wären doch ein geeignetes Lockmittel für Besucher. Das setzt voraus, dass auch sehr viele Menschen etwas davon mitbekommen. Es wird aber schwer, in so kurzer Zeit für ein erst mal einmaliges Angebot die Werbetrommel zu rühren.

Gerne verweisen Unterstützer der Parkgebühren-Idee in Gelsenkirchen darauf, wie attraktiv das Westfield Centro in Oberhausen durch die vielen kostenlosen Parkplätze ist. Diesen Ruf, dieses Markenzeichen, hat sich das Einkaufszentrum aber auch über Jahre erarbeitet. Und ganz ehrlich: Will man jetzt wirklich das Centro und mit seinen abertausenden Parkplätzen mit den Gelsenkirchener Zentren vergleichen? Erst recht, wo hier nicht mal alle Parkplätze, sondern nur die städtischen Flächen an drei Tagen kostenlos sein werden?

Übrigens: Zeitgemäß sind die deaktivierten Parkautomaten sicher auch nicht. Schließlich profitieren lediglich Autofahrer. Das passt natürlich ins Profil der Gelsenkirchener CDU, die dem Fahrplan für die Verkehrspolitik in der Stadt („Masterplan Mobilität“) eine autofreundliche „Korrektur“ verpasste. Von ökologischer Blindheit zeugt es dennoch, wenn man ausschließlich das Fahren mit dem Auto in die City belohnt.