Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Gesundheitskiosk als Lotse für Menschen, die nicht wissen, wo sie welche Hilfe finden, nimmt Gestalt an. So soll er arbeiten.

Der „Gesundheitskiosk“ für Gelsenkirchen nimmt langsam Gestalt an. Im Gesundheitsausschuss gab es eine Zwischenbilanz zum Stand der Vorbereitungen zu der neuen Einrichtung, die ein niederschwelliges Beratungs- und Unterstützungsangebot für alle Bürgerinnen und Bürger vorhalten soll. Langfristiges Ziel ist es, Chancengleichheit auch in der Gesundheitsversorgung für alle herzustellen und die Gesundheitskompetenz von Menschen, die aus verschiedensten Gründen nicht oder viel zu selten den Weg zum Arzt finden, zu stärken. Auch eine Lotsenfunktion für Menschen mit chronischen und/oder psychischen Erkrankungen zählt zum Konzept.

Keine Konkurrenz, sondern Entlastung für Mediziner

Medizinische Behandlungen sollen im Kiosk nicht stattfinden. Zwar sind Ärzte ebenso wie Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände, Selbsthilfegruppen und Gesundheitsverwaltung sowie Politik eingebunden in die vorbereitende Lenkungsgruppe und die Arbeit. Am Gesundheitskiosk selbst geht es aber darum, richtige Ansprechpartner, vorhandene Therapiemöglichkeiten und Aufklärung über gesundheitsfördernde Maßnahmen zu bieten sowie Anlaufstellen besser zu vernetzen. Es geht um eine Lotsenfunktion, wobei auch Ziele mit Klienten definiert werden können, deren Einhaltung durch die Vergabe mehrerer Beratungstermine gesichert werden könnten. Soweit die bisherigen Pläne.

Wissen rund um die eigene Gesundheit verbessern

Mit Ausnahme der AfD, die vergeblich beantragte, die 10.000 Euro im Haushalt für die Konzeptentwicklung zu streichen, stößt das Projekt bei den Parteienvertretern im Ausschuss durchweg auf Zustimmung, bis hin zu teils geradezu euphorischen Reaktionen. Vor allem die Beteiligung von Praktikern aus allen Bereichen lobte Christina Totzeck (CDU), die selbst zur Lenkungsgruppe gehört, ebenso wie Ausschussvorsitzende Ingrid Wüllscheidt (Grüne).

Ob die Arbeit des Gesundheitskiosk wirklich hilft, die Gesundheit beziehungsweise die Gesundheitskompetenz der Bürger zu verbessern, soll wissenschaftlich ausgewertet werden. Angestrebter Erfahrungsaustausch mit Städten wie Köln und Essen, die bereits einen solchen Gesundheitskiosk etabliert haben, um erkannte Fehler zu vermeiden, ist auch der Hintergrund für Gelsenkirchen Beitritt zur (bislang beitragsfreien) Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitskioske NRW.

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Angesiedelt werden soll der Kiosk, so Totzecks Forderung, in einem leerstehenden Ladenlokal in der Innenstadt, um da sein zu können, wo der Bedarf am größten sei. Das sei zwar sinnvoll, aber offenbar schwer umsetzbar, erklärte Gesundheitsdezernentin Andrea Henze. Eingehende Begehungen mit Vertretern der Lenkungsgruppen hätten kein passendes Lokal ausfindig machen können, bei dem die Räume und die Besitzverhältnisse so sind, dass dies machbar sei. Man werde jedoch weiterhin nach zentral gelegenen Möglichkeiten suchen. Zudem soll es ein mobiles Angebot mit einem Bus geben, der in den Stadtteilen Station macht und die Menschen dort abholt, wo sie sind.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte zwar in einem Referentenentwurf Gesundheitskioske als sinnvolle Maßnahme bezeichnet, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern; auf konkrete Finanzierungszusagen warte man jedoch weiterhin vergeblich berichtete Henze. Die Lenkungsgruppe zur Vorbereitung der neuen Einrichtung tagt seit einem Jahr monatlich. Im Februar 2024 soll laut Zeitplan ein Konzeptentwurf stehen, im März das Finanzierungskonzept und für September 2024 ist die Eröffnung des Kiosks geplant.