Gelsenkirchen-Buer. Ungepflegt, dreckig, verwahrlost: Der Zustand vor der Markthalle Gelsenkirchen-Buer erzürnt Händler und Bürger. Was Eigentümer Thomas Bernau sagt
Hier Luxus-Stores, dort Ein-Euro-Shops: Buers City ist bunt. Was jedoch das Kontrastprogramm auf dem Wochenmarkt angeht, so hat Marktsprecher Marvin Tidili die Nase voll. Denn nachdem sich die samstägliche Gastro-Zone etabliert hat, wird er immer öfter auf das verwahrloste Umfeld angesprochen: Wo die Kundschaft ihre Auszeit bei Austern, Hummer und Champagner genießt, verdecken Bauzäune mehr schlecht als recht die Baustellen-Brache der Markthalle, für die sich keiner so recht zuständig fühlt. Auch Gebäude-Eigentümer Thomas Bernau nicht, wie er im Exklusiv-Interview mit der Redaktion betont.
„Dieser Anblick ist eine Zumutung“, ärgert sich Fisch-Sommelier Tidili und zeigt auf den Bereich neben seinem Gastrozelt mit den Bierzeltgarnituren und dem Verkaufswagen von „Gabriels Feinskost“: Wer den Wochenmarkt von der Hochstraße kommend über den Springemarkt betritt, der wird zunächst von einem blauen Abfallcontainer begrüßt. Ein paar Meter weiter stehen, etwas schief platziert, einige Bauzäune mit im Wind flatternden Werbetransparenten. Vom Corona-Testzentrum in der Markthalle ist da zu lesen – das längst Geschichte ist –, daneben soll die Silhouette des einst legendären Gastro-Tempels Lust machen auf die „Markthalle Buer“.
Gelsenkirchener Marktsprecher: Brache an Markthalle schreckt womöglich Besucher ab
Dass diese seit dem Auszug der Biomarkt-Kette Denn’s im Januar 2023 als einzigem Mieter nun komplett leer steht, ist auch für Uneingeweihte offensichtlich: Nicht nur ist das Innere des Gebäudes rund um die Uhr unbeleuchtet und nicht belebt. Zudem stapeln sich um den Aufzug herum grün bemooste Euro-Paletten, in einem verrosteten Drahtkorb liegt Bauschutt, und auch die Natur hat sich mit teils hochwucherndem Unkraut einen Teil des versiegelten Bodens zurückerobert.
Tidili mahnt: Als Gelsendienste vor Kurzem die Öffnungszeiten des Wochenmarktes in Buer praktisch beschneiden wollte, da sei der Aufschrei aus Politik und Bürgerschaft groß gewesen. Die Funktion als Frequenzbringer für die buersche City sei von allen gelobt und gewürdigt worden. „Und auf der anderen Seite müssen wir mit diesem Anblick leben. Das mindert die Attraktivität unseres Wochenmarkts und schreckt womöglich von einem Besuch ab“, meint er.
Idee: Werbebanner könnten verwahrlosten Markthallen-Bereich verdecken
Sein Vorschlag: Gelsendienste als Marktveranstalter könnte doch die Bauzäune mit Werbeplakaten für frische Lebensmittel verdecken, wie sie auf dem Wochenmarkt angeboten werden. „Dann sieht der Bereich gepflegter aus und macht Lust aufs Einkaufen.“
So gut diese Idee klingen mag – realisierbar sei sie nicht, so Dr. Siegbert Panteleit auf Nachfrage der Redaktion. Der Marktobermeister, im Auftrag von Gelsendienste zuständig für die Organisation der Wochenmärkte, verweist auf den Markthallen-Eigentümer Thomas Bernau, „in dessen Verantwortungsbereich die Bauzäune fallen und in den Gelsendienste nicht einfach eingreifen darf.“
Gelsenkirchener Markthallen-Eigentümer sieht Stadt bei Reinigung in der Zuständigkeit
„Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Eigentümer-Familie das Objekt weiter entwickeln will und auf der Suche nach Mietern bzw. Nutzern ist“; da gebe es für Gelsendienste nicht mehr Handlungsoptionen, als – wie schon praktiziert – die Marktwagen bzw. -stände so zu positionieren, dass sie die Baustelle so weit wie möglich verdeckten.
Markthallen-Eigentümer Thomas Bernau freilich sieht die Verantwortlichkeiten völlig anders: Auch er bewertet in einem Telefonat mit der Redaktion den Zustand des Bereichs als ungepflegt und verdreckt, sieht aber Gelsendienste bzw. die Stadt in der Zuständigkeit. „Wir sehen gar nicht ein, dort für Sauberkeit zu sorgen, wenn man uns Müllcontainer vor die Tür stellt und dadurch Ungeziefer anlockt. Unser Grundstück endet außerdem an der Hausmauer“, erklärt er, bestätigt aber, dass er die Bauzäune habe aufstellen lassen.
Vorwurf von Unternehmer: Gelsenkirchener Verwaltung sehe Verwahrlosung tatenlos zu
Auch sonst sehe die Stadt tatenlos zu, wie „Junkies und Obdachlose an die Markthalle urinieren“ und Schlimmeres hinterließen oder Drogen nähmen. Auf diese Missstände angesprochen, habe sich das Ordnungsamt für nicht zuständig erklärt, so Bernau.
Verärgert zeigt er sich auch über die Standorte von Wochenmarktständen und Container. „Der Abstand zur Markthalle reicht nicht aus für den Feuerwehr-Rettungsweg“, sagt er und kritisiert, dass auch die einstigen Denn’s-Parkplätze sowie die zwei Fluchtfenster der Markthalle zugestellt würden.
Diese Vorwürfe weist wiederum Marktobermeister Panteleit zurück. Dass Bernau einerseits zugibt, die Bauzäune aufgestellt zu haben, sich aber andererseits bei der Reinigung dieser Fläche nicht in der Pflicht sieht, sei „wunderlich“. Auch seien die Rettungswege für die Feuerwehr zwischen Gebäude und Markt ausreichend bemessen. Und: „Wir dürfen die einstigen Denn’s-Stellplätze sehr wohl zustellen.“ Bernau stünden sie nach dem Aus des Biogeschäfts nicht mehr zu. Und da die Markthalle nicht mehr in Betrieb ist, sei es auch zulässig, die Fluchtfenster zuzustellen.