Gelsenkirchen-Buer. Neues Gastronomie-Angebot auf dem Wochenmarkt in Gelsenkirchen-Buer: Wie teuer Champagner und Edel-Fisch-Gerichte sind. Und wie sie schmecken.

Die Buersche Markthalle eine Schlemmerzone? Das war einmal! Der einstige Szene-Hotspot macht nur noch als ärgerliche Dauer-Baustelle von sich reden. Dennoch gibt’s dort jetzt wieder einen Treffpunkt für Genießer: Ein paar Meter weiter haben einige Händler auf Anregung des neuen Marktsprechers Marvin Tidili eine Samstags-Schlemmerzone eingerichtet, die helfen soll, den Wochenmarkt – und mit ihm Buer – zu beleben. So kommt das Edel-Angebot mit Austern, Hummer und Champagner an.

Schon um 11 Uhr brennt die Sonne ordentlich, aber Esther Allwermann und Alexander Merz aus Resse haben sich ein schattiges Plätzchen an einem Stehtisch zwischen Fischstand und Markthalle gesucht. „Das ist der perfekte Start in den Tag“, sagt die 50-Jährige fröhlich und prostet ihrem Gegenüber mit einem Glas kühlen Rosé-Wein zu. Ihr Partner nickt und tupft sich die Mundwinkel ab. „Die Lachs-Garnelen-Pfanne war der Burner“, schwärmt er, als Fischsommelier Tidili lächelnd eine Platte mit Austern serviert. Es ist nicht zu übersehen: Die Zwei sind hellauf begeistert von dem neuen Angebot.

Gelsenkirchener Kunden schwärmen: „Absolute Aufwertung“ für Wochenmarkt Buer

„Sonst haben wir solche Spezialitäten nur auf dem Wochenmarkt gekauft und sind zum Frühstücken nach Hause gefahren. Toll, dass wir das nun hier vor Ort fertig zubereitet genießen können“, freut sich die Resserin über das neue Angebot: „Das ist eine absolute Aufwertung!“

Eine ältere Bueranerin hat es sich derweil an einer Bierzeltgarnitur unter einem Zeltdach gemütlich gemacht. Auf ihrem Teller liegt ein halber Hummer, dazu etwas Friseesalat sowie Baguette-Scheiben, daneben steht ein Glas Weißwein. „Köstlich“, versichert sie, „sowas isst man doch sonst nur im Urlaub an der Küste. Jetzt kann ich dieses Urlaubsgefühl vor der eigenen Haustür erleben.“

Maritime Köstlichkeiten in Gelsenkirchen-Buer haben ihren Preis

Der Wochenmarkt in Gelsenkirchen-Buer soll mit der neuen Schlemmerzone vor der Markthalle Buer aufgewertet werden.
Der Wochenmarkt in Gelsenkirchen-Buer soll mit der neuen Schlemmerzone vor der Markthalle Buer aufgewertet werden. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Auch Ute und Ulrich Altmann sind voll des Lobes: „Wir genießen gerne mal etwas Besonderes und sind dafür auch mal nach Münster zum Wochenmarkt gefahren, wo es solche gastronomischen Angebote ja schon lange gibt. So etwas nun in Buer vorzufinden, ist auf jeden Fall eine Bereicherung“, meint die 64-Jährige.

Dass die Köstlichkeiten ihren Preis haben, ist für sie in Ordnung. Zehn Euro für die Lachs-Garnelen-Pfanne mit frischen Cherrytomaten, abgeschmeckt mit frischen Kräutern und Weißwein; 15 Euro für den halben Hummer mit Beilagen; 4,50 bis elf Euro für ein Glas Wein und zwölf bis 20 Euro für ein Gläschen Champagner, 18 bis 119 Euro für eine Flasche des Nobel-Getränks: „Gutes hat eben seinen Preis“, sagt Ute Altmann. „Wir essen lieber nur einmal in der Woche Fleisch bzw. Fisch, dann aber von sehr guter Qualität.“

Einige Gastro-Angebote auf dem Markt in Buer sind noch nicht so stark nachgefragt

Die Markthalle war einst als Gastronomie-Hotspot ein entscheidender Magnet in Gelsenkirchen-Buer. Nach dem Auszug von Denn’s Biomarkt Anfang 2023 herrscht nun Leerstand. Die vielversprechenden Ankündigungen neuer Lokale auf dem Archivfoto von 2021 sind mittlerweile verschwunden – die Baustellen-Atmosphäre aber ist geblieben.
Die Markthalle war einst als Gastronomie-Hotspot ein entscheidender Magnet in Gelsenkirchen-Buer. Nach dem Auszug von Denn’s Biomarkt Anfang 2023 herrscht nun Leerstand. Die vielversprechenden Ankündigungen neuer Lokale auf dem Archivfoto von 2021 sind mittlerweile verschwunden – die Baustellen-Atmosphäre aber ist geblieben. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Während die Meeresfrüchte von Tidili schon am Vormittag stark nachgefragt sind, verlaufen sich zu diesem Zeitpunkt nicht ganz so viele zum Currywurst-Stand von Jansen, der vor der Markthalle steht. Auch Carlos Rodriguez von Gabriel’s Feinkost, der seine Produkte seit rund acht Monaten auf dem Wochenmarkt Buer anbietet, würde sich über mehr Kundschaft freuen.

Dass es bei dem Spanier aus Herne Tapas-Teller mit spanischem Manchego-Käse, Serrano-Schinken, Chorizo und Salsiccia-Wurst gibt, dazu italienisches Mandelgebäck und Kaffeespezialitäten, muss sich offenbar noch etwas herumsprechen. Aber er ist zuversichtlich. „Man braucht manchmal einen längeren Atem. Die Schlemmerzone findet ja erst zum zweiten Mal statt.“

Initiator Tidili ist mit der Resonanz in Gelsenkirchen-Buer schon jetzt sehr zufrieden

Initiator Tidili ist mit der Resonanz freilich schon jetzt mehr als zufrieden. „Bei der Premiere am Samstag nach Fronleichnam haben wir mehr als 30 Kilogramm Garnelen und 40 Hummer unter die Leute gebracht. Der Zuspruch war sehr ermutigend“, zeigt er sich optimistisch, dass sich das Angebot etablieren wird: Schlemmen, Freunde treffen, einkaufen, und das bis 15 Uhr: Das mache den Wochenmarkt-Besuch zu einem Erlebnis, von dem auch die übrigen Frische-Händler profitierten.

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Dabei will er das Konzept immer weiterentwickeln und den Bedürfnissen vor Ort anpassen. „Wir werden wechselnde Gerichte anbieten und so dazu ermutigen, immer wieder zu kommen.“ Dazu soll künftig auch eine große Bar beitragen, von der aus Champagner und ausgewählte Weine ausgeschenkt werden – bei der Exklusivität soll’s schließlich bleiben.

Baustellen-Flair der Markthalle Buer stößt Kunden und Händlern bitter auf

Nicht ganz so begeistert sind er und die Kundschaft hingegen von dem Erscheinungsbild der Markthalle. Baustellen- und Urlaubsflair passen für sie nicht ganz so gut zusammen. „Ich habe jetzt Gelsendienste gebeten, für einen Sichtschutz zu sorgen“, ist der Marktsprecher aber auch an diesem Thema „dran“.

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Die ältere Bueranerin mit dem Hummer mag die Baustelle freilich nicht überbewerten. „Man sollte nicht immer nur meckern. Die Händler bemühen sich doch“, meint sie. Auf die Kritik angesprochen, die neue Schlemmerzone sei zu sehr auf Besserverdienende ausgerichtet, zuckt sie mit den Schultern. „Arm und Reich gab’s immer schon. Wem Meeresfrüchte zu teuer sind, kann ja eine Currywurst essen.“