Gelsenkirchen. Unerträglich kann es an heißen Sommertagen auf dem Heinrich-König-Platz werden. Was tun? Die meistgeprüfte Maßnahme jedenfalls enttäuscht.
Der vollversiegelte Heinrich-König-Platz gilt als eine der extremsten Hitzeinseln der Stadt – die von Betonbauten umgebene Pflasterwüste heizt sich im Sommer besonders heftig auf. Nachdem sich die Freude über den zwischen 2013 und 2017 neu gestalteten HKP gelegt hatte und der Klimawandel immer mehr ins Bewusstsein der Allgemeinheit gerückt war, begannen sie deshalb sofort: Die Diskussionen darüber, wie man Innenstadt-Bummler, Citybewohner und Mittagspausengänger hier besser vor der prallen Sonne schützen könnte. Jetzt, nach jahrelanger Debatte, gibt es endlich erste Ergebnisse.
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Präsentiert wurden diese jetzt auf Antrag der SPD im Umweltausschuss. Und die Politik konnte ihre Unzufriedenheit anschließend nur schlecht verstecken – „unbefriedigend und ohne effektive Lösung“ nannte der umweltpolitische Sprecher der AfD, Dirk Klante, die vorgebrachten Vorschläge zum HKP. „Hohen Blutdruck“ hatte die umweltpolitische Sprecherin der CDU, Birgit Lucht, nach der Präsentation und „enttäuscht“ war auch ihr Amtskollege von den Grünen, Patrick Jedamzik. Es gehe bei der Diskussion um den Platz oft viel zu häufig darum, was nicht möglich sei – anstatt effektive Wege zu finden, das Klima auf dem Platz tatsächlich angenehmer zu gestalten.
Stadt Gelsenkirchen hat sich vor allem mit Dachbegrünung am HKP beschäftigt
Möglich gemacht werden könnte wohl vor allem das: Mehr Dachbegrünung rund um den Platz. „Im Umfeld des Heinrich-König-Platzes gibt es eine Reihe von Dachflächen, welche für eine Begrünung geeignet sein könnten“, heißt es seitens der Stadt in einem Sachstandsbericht. Positiv herauszustellen sei hierbei, dass die bepflanzten Dächer mehr Sonnenstrahlen absorbieren können. „Dadurch wird verhindert, dass dunkle Dachmaterialien sich zu stark erwärmen und wiederum vermehrte Ausstrahlung von Wärme an die Umgebung abgeben und das Klima so negativ beeinflussen“, erläutert man im Umweltreferat.
Einen „lokal begrenzten Einflussbereich“ hätten wohl kleinere begrünte Dachflächen wie Haltestellen oder Toilettengebäude. Aber: Ein wirklicher Effekt für den ganzen Platz sei allein durch die Dachbegrünung nicht erreichbar, betont die Stadt. Außerdem: „Eine Dachbegrünung, die in großer Höhe über dem Platz angelegt werden würde, hat kaum beziehungsweise keinen spürbaren Einfluss auf das Mikroklima am Boden, welches zwei Meter über Oberfläche gemessen und definiert wird.“
Trotz der begrenzten Wirksamkeit will die Stadtverwaltung jetzt weiter prüfen, wie und an welchem Gebäude die Dachbegrünung umgesetzt werden und ob sie gegebenenfalls gefördert werden kann. Geschielt wird dabei auf Gelder der Emschergenossenschaft, die entsprechende Projekte mit dem Förderprogramm „10.000 Grüne Dächer“ voranbringen will. Die Hauseigentümer am HKP sollen dann im Frühjahr 2024 angesprochen werden, „da zu diesem Zeitpunkt die Umsetzung von Maßnahmen am sinnvollsten ist“.
Und darüber hinaus? Mehr Maßnahmen als die wenig effektive Dachbegrünung hat die städtische Arbeitsgruppe „Hitzeinseln auf öffentlichen Plätzen“, die es seit Mitte 2022 gibt, offenbar noch nicht identifiziert. Klar, große Bäume seien am sinnvollsten. Aber die Pflanzung zusätzlicher Bäume ist auf dem HKP nun einmal schwierig – zum Beispiel aufgrund der darunterliegenden U-Bahn-Tunnel.
CDU Gelsenkirchen schlägt Nebelduschen am Heinrich-König-Platz vor
Damit das Thema „nach all den Jahren Diskussion“ vorankommt, wie es Birgit Lucht von der CDU formulierte, will ihre Fraktion deshalb von der Stadt zügig prüfen lassen, für wie viel Geld sich sogenannte „Wassernebelanlagen“ am HKP aufstellen ließen. Durch Sprühschläuche am Boden soll damit eine Abkühlung von bis zu 14 Grad erreicht werden, gebraucht werden dafür 16 Kubikmeter Wasser pro Stunde. „Ich fand die Präsentation der Ergebnisse sehr schwach“, redet Lucht Klartext. Erwartet hatte sie, dass die Verwaltung von alleine „über den Tellerrand schaut“, um geeignete Maßnahmen für den Heinrich-König-Platz zu finden – etwa nach Köln oder Düsseldorf, wo übrigens auch die Nebelduschen bereits aktiv seien.
Auch die AfD findet, dass man sich vielmehr in anderen Städten umschauen müsse. Ein weiteres Wasserspiel nach dem Vorbild des Fontänenfelds Ebertstraße, wo sich in Nachbarschaft des Hans-Sachs-Hauses im Sommer zahlreiche Kinder und Familien vergnügen, halten die Grünen und die SPD für besonders erstrebenswert. Die Verwaltung soll sich nun möglichst kurzfristig mit weiteren Maßnahmen auseinandersetzen, neben Lösungen mit Wasser auch mit dem Einsatz von Sonnensegeln oder Kletterpflanzen wie Efeu.